Der strauchelnde Energieversorger RWE hat seine Vergütungspraxis ebenfalls überarbeitet. Ab diesem Geschäftsjahr soll der Verschuldungsgrad in die Berechnung des variablen Gehalts einfließen. Außerdem verzichtet RWE-Chef Peter Terium wegen des Milliardenverlusts auf 200.000 Euro – angesichts eines Gesamteinkommens von 4,4 Millionen Euro allerdings nicht mehr als eine nette Geste.
Weiter geht Virginia Rometty. Die Vorstandsvorsitzende von IBM und andere Top-Führungskräfte des US-amerikanischen IT-Konzerns hatten wegen des schwächelnden Geschäfts auf jegliche Sonderzahlungen verzichtet. 2012 lag ihr reiner Bonus immerhin bei knapp drei Millionen Euro.
Sturm der Entrüstung
Kommt ein bescheidener Chef in der Regel bei der Belegschaft und in der Öffentlichkeit gut an, erlebte der Autokonzern General Motors (GM) kürzlich einen Sturm der Entrüstung wegen eines vermeintlich zu niedrigen Vorstandsgehalts. Kurzzeitig hatte es geheißen, dass die neue GM-Chefin Mary Barra weniger verdiene als ihr Vorgänger Daniel Akerson. Das Gerücht hatte sich verbreitet, da zunächst nur ein Teil ihres gesamten Gehalts bekannt geworden war. Richtig ist: Barra bezieht etwa 1,1 Millionen Euro Festgehalt. Mit allen variablen Anteilen dürfte sie 2014 auf umgerechnet 10,6 Millionen Euro kommen. Das sind 60 Prozent mehr als Akerson.
Was in den Führungsetagen der Vereinigten Staaten also schon möglich ist, scheint in deutschen Büros immer noch die Ausnahme. Frauen verdienen zwischen Flensburg und Passau in der Regel für die gleiche Arbeit weniger als Männer in vergleichbaren Positionen.
Laut Gehaltstest konnten sie nur in drei Funktionen – Leiterin Finanz- und Rechnungswesen, Außendienst- und Marketingmitarbeiter – aufschließen. Vergütungsexperte Böger sieht den Kern für diese Ungleichheit nach wie vor in „der weiblichen Zurückhaltung bei den Gehaltsverhandlungen“.
Ingenieurin Isella muss sich um dieses leidige Thema nicht kümmern. Sie wird bei Bosch nach Tarifvertrag bezahlt. Und sollte doch mal ein Gehaltsgespräch anstehen, sieht sie darin grundsätzlich „kein Problem“. Vor ihrer ersten Verhandlung ums Geld ist ihr ebenso wenig bange wie vor den Fragen des Physiklehrers.
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