Verdienst
Der Grund für diesen Schritt: Das Unternehmen hielt die Risikoverteilung für unfair. Wirtschaftlich schlechte Zeiten wirkten sich oftmals auf die Geldbeutel derjenigen aus, die am wenigsten für sinkende Umsätze und rückläufige Gewinne konnten. Auch Manager Meermann befürwortet diesen Schritt, denn: „Ich weiß genau, mit wie viel Geld ich pro Jahr rechnen kann“, sagt er. „So kann ich meine privaten Ausgaben besser planen.“
Damit liegen er und sein Arbeitgeber voll im Trend. Der variable Gehaltsanteil hat in den vergangenen Jahren abgenommen, so das Ergebnis des WirtschaftsWoche-Gehaltstests (siehe Grafik unten).
„Weil in der Finanzkrise ab 2008 die Erfolgsprämien eingebrochen sind“, erklärt Vergütungsexperte Böger die Entwicklung, „war es schwierig, Mitarbeiter über Boni zu motivieren.“
Sie haben in den vergangenen Jahren zugunsten der Fixgehälter nachgegeben – das gilt sowohl für Top-Positionen als auch für Fachkräfte.
Auf europäischen Chefetagen hat ebenfalls ein Umdenken stattgefunden. Zu dieser Erkenntnis kommt eine Studie der Hay Group, die die Gehaltsstrukturen auf Vorstandsebene untersucht hat. Zentrales Ergebnis: Bonuszahlungen, die an langfristige Ziele gekoppelt sind, nehmen in Europa zu. 84 Prozent der Unternehmen bieten mittlerweile solche Prämien an. Im Vorjahr waren es noch 78 Prozent. „Langfristige Boni sind eine gute Möglichkeit, die Grundgehälter moderat zu halten und trotzdem für hervorragende Mitarbeiter attraktiv zu bleiben“, sagt William Eggers, Gehaltsexperte der Hay Group. Diese Vergütungspraxis sei auf die stärkere nationale und europäische Regulierung von Vorstandsgehältern und Bonuszahlungen zurückzuführen.
So hat die Europäische Union etwa beschlossen, ab dem laufenden Jahr die Sonderzahlungen für Banker zu deckeln. Die Boni dürfen in der Bundesrepublik maximal so hoch liegen wie das Grundgehalt. Nur mit Zustimmung der Anteilseigner kann die Prämie auf das Doppelte des Basisgehalts ansteigen.
Nur eine nette Geste
Außerdem legt in Deutschland die Regierungskommission Deutscher Corporate Governance Kodex Regeln für korrekte Vergütung in börsennotierten Unternehmen fest. Erst im vergangenen Mai kamen neue Standards hinzu. So sollen Aufsichtsräte beispielsweise Höchstbeträge für die Vorstandsvergütung sowie deren variable Gehaltsanteile beschließen. Empfehlungen, an die sich viele Dax-Konzerne halten.
ThyssenKrupp zum Beispiel begrenzt die Gehälter seiner Vorstände auf vier Millionen Euro. CEO Heinrich Hiesinger könnte das Doppelte verdienen – in der aktuellen Situation des Konzerns ist das jedoch utopisch. Auch andere Dax-Schwergewichte wie Siemens, Bayer oder Daimler haben sich schon zu den neuen Regeln der Regierungskommission bekannt.