Wie stellt Glassdoor sicher, dass solche Angaben auch authentisch sind? „Wir moderieren alle Einträge, sowohl manuell als auch automatisch“, verrät Hohman, „wir finden Schummler.“ Unternehmen können zum Beispiel Einträge markieren und um erneute Durchsicht bitten, aber nur im Hinblick auf Verletzungen der internen Richtlinien. „Es ist verboten, Namen unterhalb der Vorstandsebene zu nennen“, nennt der CEO als Beispiel. „‘Kollege XY ist unfähig‘, das geht nicht.“
Das Geschäftsmodell konzentriert sich auf die Vermittlung der richtigen Kandidaten für die richtigen Jobs. Von der schonungslosen Offenheit bei der Auswahl profitieren auch Unternehmen, ist Hohman sicher. „Fehleinstellungen sind extrem teuer“, weiß er. Er wolle helfen das zu verhindern. Unter anderem damit, dass der Bewerber weiß, auf was er sich einzurichten hat, welche Unternehmenskultur er vorfinden wird. Bislang nennt Glassdoor 27 Millionen Mitglieder und kommt auf 345.000 Unternehmens-Profile.
Der Markt für Job-Suche ist sehr groß
Das Konzept eines transparenten Arbeitsmarktes für Arbeitnehmer und Unternehmen findet Anklang im Silicon Valley. Gerade erst Anfang Januar 2015 spendierten Investoren 70 Millionen Dollar frisches Kapital, um die Expansion zu finanzieren. Insgesamt stecken jetzt 160 Millionen Dollar Risikokapital in Glassdoor. „Es bestehen enorme Chancen in dem weltweit 90-Milliarden-Dollar großen Markt für Job- und Mitarbeitersuche“, erklärte Laela Sturdy von Google Capital anlässlich der Geldspritze.
Sechs Tipps für Jobsucher
Nicht nach Jobs im "kaufmännischen Bereich" suchen, sondern die exakten Berufsbezeichnungen benutzen, zum Beispiel Industriekaufmann oder Controller.
Der Controller kann auch unter Finanzbuchhalter laufen, der Key-Account-Manager heißt mitunter Großkundenbetreuer.
Auf den meisten Portalen können Jobsucher kostenlose Profile mit ihrem Lebenslauf anlegen. Das ist zwar mühsam und erfordert regelmäßige Aktualisierungen – doch dadurch landen sie in einem Bewerberpool, auf den die Unternehmen zugreifen.
Suchkriterien lassen sich speichern, so bekommen Jobsuchende passende Jobangebote auf ihr Smartphone geschickt. Laut Crosspro-Umfrage machen das derzeit allerdings nur 0,6 Prozent aller Bewerber.
Laut Crosspro-Studie sind kurz vor Ende der Woche die wenigsten Arbeitnehmer in den Jobbörsen unterwegs.
Neben den spezialisierten Jobbörsen sollten Bewerber auch bei den Branchenführern nachgucken – sowie regelmäßig auf den Seiten der Unternehmen. Denn dort veröffentlichen sie viele Stellen zuerst.
Google Capital investiert in Wachstumswerte in der späten Start-Up-Phase, was einen Börsengang in absehbarer Zeit nahe legt. Doch im Telefoninterview weicht Hohman aus. „Glassdoor ist als börsennotiertes Unternehmen ausgelegt und wir mögen die Idee“, räumt er ein. Aber das sei auch alles: „Die Zeit muss reif sein. Derzeit gibt es keine Gespräche.“
Vorbild ist das soziale Netzwerk LinkedIn für Berufskontakte. 2011 für 45 Dollar an die Börse gekommen steht LinkedIn heute bei 219 Dollar und hat einen Börsenwert von 27 Milliarden Dollar. Angst vor LinkedIn hat Homan nicht: „Bei LinkedIn geht es um persönliche Beziehungen, bei uns geht es um Unternehmen.“ Auch Versuche wie Facebooks 2012 gestartetes „Job Board“ lassen ihn kalt.
Die deutsche Produktmanagerin Sonja Perry arbeitet derzeit noch von London aus, aber ein Standort in Deutschland sei „in der Überlegung“, so Hohman. „Deutschland ist die wichtigste Wirtschaft in Europa“. Noch sind für deutsche Unternehmen die – kostenpflichtigen - Dienste und Analysewerkzeuge für die Auswahl von Bewerbern nicht verfügbar, aber das sei nur eine Frage der Zeit, so der Mitgründer. Personalchefs können aber schon ein kostenloses Firmen-Konto eröffnen, um Teile ihres Profils zu bearbeiten und zu vervollständigen. Dazu gibt es Basis-Werkzeuge, um etwa zu sehen, welche Positionen oder Qualifikationen anonymisierte Personen haben, die ein Firmenprofil angeschaut haben.
Glassdoor ist als Webseite unter www.glassdoor.de und als App für Apple oder Android-Smartphones verfügbar. Laut Hohman kommen mittlweiele bereit 50 Prozent der Zugriffe über das mobile Internet.