
Es gibt genug Gründe für einen neuen Job: eine fachliche Neuorientierung, die Kündigung, ein anstehender Umzug, persönliche Unzufriedenheit oder eben der Berufseinstieg. Doch gerade Berufseinsteiger tun sich mit der Suche schwer. Welcher Job ist der richtige? Bei welchem Unternehmen wird man glücklich? Soll es der mittelständische Betrieb vor Ort werden oder doch der große Konzern in einer der Metropolen - oder vielleicht sogar im Ausland? Und wie sieht die eigene Zukunftsplanung aus? Chef oder Angestellter? Team-Mitglied oder Einzelkämpfer? Die Karriere-Experten Maja Skubella und Olaf Kempin bringen es auf den Punkt: Es geht vorrangig um die Frage: Was will ich?
Skubella ist Berufs- und Bewerbungsberaterin für Abiturienten, Schüler und Studenten, aber auch für Neuorientierer und Wiedereinsteiger. Auch Kempin arbeitet vorrangig mit jungen Akademikern. Er ist Co-Geschäftsführer und Gründer des Personaldienstleisters univativ, der junge IT-Experten, Ingenieurwissenschaftler und Kaufleute an Unternehmen vermittelt. Beide haben die Erfahrung gemacht, dass die Antwort auf diese Frage nach dem "Was will ich" für junge Bewerber eine ganz schön harte Nuss sein kann. Denn viele wissen zwar ganz genau, zu welchem Arbeitgeber sie wollen und wie hoch das Gehalt sein soll, weiterführende Gedanken machen sich aber nur wenige.
Dabei drehe sich eigentlich alles um die Fragen:
- Was ist mir wichtig?
- Was möchte ich unbedingt vermeiden?
"Das heißt auch, zu beantworten, wann ich morgens aufstehen möchte", sagt Skubella. Wer ein chronischer Langschläfer ist, wird mit einem Job, für den er jeden morgen um fünf Uhr auf der Matte stehen muss, auf Dauer nicht glücklich. Da helfen auch das Top-Gehalt und die Reputation des Unternehmens nicht weiter. Skubella empfiehlt, sich klar zu machen, wie wichtig der geregelte Neun-Stunden-Arbeitstag ist, ob man bereit ist, viele Überstunden zu machen, ob man einen Schreibtischarbeitsplatz will oder doch lieber mobil oder im Home-Office arbeiten möchte.
Darauf sollte man eine Antwort haben, noch bevor man auf einem der tausend Stellenportale nach möglichen Jobs und Arbeitgebern sucht.
Wie wichtig sind einem Karriere und Projektverantwortung, seien ebenfalls wichtige Fragen, sagt Kempin. Darüber machen sich aber vor allem Berufseinsteiger wegen der mangelnden Erfahrung keine Gedanken. Wer dagegen schon mal einen 9-to-5-Schreibtischjob hatte, weiß, ob ihm das liegt oder nicht doch zu langweilig ist.
Worauf die Deutschen bei einem neuen Job Wert legen
97 Prozent der 2014 von forsa befragten 2.001 Bundesbürger sagten, dass sie bei einem neuen Job sehr viel Wert auf angenehme Kollegen legen.
Nur knapp dahinter folgt der sichere Arbeitsplatz, den 96 Prozent als sehr wichtig erachten.
95 Prozent wünschen sich Respekt und Anerkennung durch die Vorgesetzten.
Ein gutes Gehalt ist 93 Prozent wichtig beziehungsweise sehr wichtig.
90 Prozent wünschen sich von der neuen Stelle, dass sie abwechslungsreiche Tätigkeiten mit sich bringt.
Für 89 Prozent ist es wichtig bis sehr wichtig, dass der neue Job unbefristet ist.
88 Prozent der Befragten sagten, dass ihnen die Moralvorstellungen und das Leitbild des Unternehmens wichtig sind. Ebenfalls 88 Prozent legen sehr großen Wert darauf, dass sie Weiterbildungs- und Entwicklungsmöglichkeiten im neuen Unternehmen haben.
Flexible Arbeitszeiten wünschen sich 70 Prozent im neuen Job.
Wichtig beziehungsweise sehr wichtig finden 65 Prozent Mehrwertleistungen des Unternehmens wie beispielsweise eine Betriebsrente, Mitarbeiterrabatte oder einen Dienstwagen.
64 Prozent wünschen sich, im neuen Unternehmen für besonders gute Leistungen auch Bonuszahlungen zu bekommen.
59 Prozent wünschen sich im neuen Job Führungsverantwortung zu übernehmen, zumindest aber, Projektleiter zu werden.
"Zu Beginn oder noch vor der eigenen Berufstätigkeit lohnt es sich, verschiedene Unternehmensstrukturen und Branchen kennenzulernen, um sich selbst einen Eindruck zu verschaffen, wo man sich eher wohl fühlt", sagt Kempin. Wer durch verschiedene Praktika schon einmal im Großkonzern, beim Start-up oder dem Handwerksbetrieb reinschnuppern konnte, kann besser entscheiden, ob er es lieber flexibel, kumpelhaft, förmlich oder klar strukturiert mag und wie hierarchisch der Traumarbeitgeber sein sollte, damit es zu den eigenen Bedürfnissen passt.