Jobverlust Gekündigt - nach 15 Jahren als Führungskraft

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BGA-Präsident Anton Börner: „Wir haben der Politik hier keinen Ratschlag zu erteilen.“ Quelle: dpa

Mit Hagenas Hilfe geht es dann aber doch. Und nach ein paar Tagen hat Pfeifer einen dreiseitigen Lebenslauf sowie ein Kurzprofil zusammen – unterteilt nach persönlichen Daten, beruflicher Zielsetzung, Profil, Kernkompetenzen, bisherigen Stationen. Die erste Bewerbung seit 17 Jahren.

Was war das für ein Gefühl?

„Ein seltsames“, gibt er zu und bemüht sich schnell anzufügen: „Aber auch ein gutes.“

Insgesamt verschickt er 43 Bewerbungsmappen. Ausschließlich an spezialisierte Headhunter. Die Adressen bekommt er von seiner Beraterin. Im Umschlag stecken Lebenslauf, Kurzprofil, Anschreiben. Letzteres ist die Verdichtung seines Kurzprofils, nur noch „Essentials“. „Erstaunlich, was von einem bleibt, wenn man es darauf komprimiert“, sagt Pfeifer.

Es ist ein Neustart auf viereinhalb Seiten.

Interne haben Vorrang

Zwei Wochen vergehen. Fünf Headhunter bestätigen den Posteingang. Immerhin. Pfeifer wurmt das trotzdem. Er greift zum Hörer und telefoniert allen hinterher. Alle sagen dasselbe: „Danke für die Unterlagen. Aber zurzeit haben wir nichts Passendes für Sie.“

Was er nicht wusste: Auch Überqualifizierte bekommen derzeit keine Jobs. Woran das liegt, ist schwer zu sagen. Ein Grund ist aber, dass die Unternehmen in Krisenzeiten vorsichtiger werden. Sie setzen lieber auf Bekanntes, Bewährtes. Auf interne Kandidaten. Es heißt: Wenn die Krise erst mal ausgestanden ist, dann haut so ein Überflieger von außen auch schnell wieder ab.

Pfeifer kommt gar nicht erst rein.

Sind ihm da nie Selbstzweifel gekommen?

„Nein. Ich habe mich vielmehr gefragt: Jetzt hast du alles richtig gemacht, wieso funktioniert es trotzdem nicht?“

Vom Befehlshaber zum Bittsteller mutiert

Vielleicht ist genau das seine Stärke. Mag sein, dass mancher Ex-Manager nicht ertragen kann, dass er nicht mehr zurückgerufen wird, dass er schleichend vom Befehlshaber zum Bittsteller mutiert. Für Pfeifer ist die Lage eher ein Ansporn. Er habe in der Zeit gelernt: „Von alleine kommt da nichts. Du musst knallharten Vertrieb in eigener Sache machen. Ohne gehst du unter.“

Die Outplacement-Beraterin sagt, es liege am Markt. 80 Prozent der Positionen, die für ihn infrage kämen, würden ohnehin nicht ausgeschrieben. Die gingen immer unter der Hand weg. Hagena sagt: „Der Rückkehrprozess in den Arbeitsmarkt dauert heute länger. Man ist mehr Frust ausgesetzt, man muss geduldiger sein als früher.“

Pfeifer ist aber nicht geduldig. „Ich habe mir 100 Unternehmen in der näheren Umgebung rausgesucht, die für mich interessant waren, und die dann direkt angeschrieben“, sagt er. Zusätzlich durchstöbert er die Angebote in einschlägigen Online-Jobbörsen. Er klickt sich durch die Seiten von Jobware, Placement24 oder Experteer, er liest Stellenanzeigen in überregionalen Tageszeitungen, er schreibt Headhunter auf eigene Faust an. Tag für Tag. Es ist jetzt sein Job.

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