Jobwechsel Kündigung im Hinterkopf

Ausgetretene Bahnen verlassen, sich neu beweisen, endlich wieder Spaß am Beruf haben – den Wunsch, seiner Karriere durch einen Jobwechsel neuen Schwung zu verleihen, hegen viele.

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Überladener Schreibtisch? Quelle: AP

Laut einer Gallup-Studie verspürten bereits vergangenes Jahr 88 Prozent der deutschen Arbeitnehmer keine Verpflichtung mehr gegenüber ihrem Arbeitgeber, 20 Prozent hatten schon innerlich gekündigt. Eine exklusive Umfrage der Düsseldorfer Personalberatung LAB Lachner Aden Beyer & Company unter mehr als 900 Managern insbesondere der 1. bis 3. Ebene kommt nun gar zum Ergebnis: 38 Prozent der Top-Manager denken mittelfristig über einen Jobwechsel nach, 37,5 Prozent sogar über eine Kündigung innerhalb der nächsten Wochen.

Der Zeitpunkt ist durchaus günstig: In den vergangenen Monaten stieg die Zahl der ausgeschriebenen Stellen für Fach- und Führungskräfte um 41 Prozent (siehe WirtschaftsWoche 7/2008). Auf dem Arbeitsmarkt herrscht ein regelrechter Kampf um Spitzenleute. Der Wechsel lohnt zudem finanziell. In der Regel können Umsteiger ihr Gehalt um rund zehn Prozent steigern.

Ein solcher Schritt will allerdings nicht nur gut überlegt sein – er braucht auch gründliche Vorbereitung. Die WirtschaftsWoche hat deshalb die 20 wichtigsten Fragen zum Jobwechsel identifiziert und sie von Top-Personalberatern, Karrieretrainern und Arbeitsrechtlern beantworten lassen.

Lesen Sie auf den folgenden Seiten die Empfehlungen unserer Experten...

Wie finde ich den Job, der besser zu mir passt?

„Bevor Sie sich auf die Suche begeben, beginnen Sie mit einer Innenschau: Finden Sie heraus, was zu Ihnen als Person und zu Ihren Talenten passt. Dazu helfen Fragen wie: Bei welchen Tätigkeiten vergeht die Zeit wie im Flug? Bei welchen Aufgaben komme ich richtig ins Schwärmen, wenn ich Freunden von meiner Arbeit erzähle? Was bedeutet Arbeit für mich: Geht es um einen spannenden Lebensinhalt, um Anerkennung, um den Lebensunterhalt? Bin ich ein Teamspieler oder arbeite ich lieber allein? Übernehme ich gerne Verantwortung? Wenn ich an einen idealen Chef denke: Welche Eigenschaften hat er und wogegen bin ich allergisch? Wenn Sie das alles wissen, bekommen Sie ein klareres Bild, was zu Ihnen passen könnte. Da Selbst- und Fremdbild häufig nicht ganz deckungsgleich sind, sollten Sie zudem Freunde, vertrauensvolle Kollegen oder einen Ex-Chef zurate ziehen, etwa mit der Frage: Worin bin ich richtig gut und was müsste ich verbessern? Mit diesem Bild von sich fällt es Ihnen anschließend auch leichter, Freunden und Ihrem Netzwerk zu beschreiben, was Sie suchen. Je konkreter das ausfällt, desto leichter fällt jemandem auch ein: „Ach, ich kenne da einen, der braucht genau so jemanden wie dich…"

Mein Job macht mir keinen Spaß mehr, aber Kredite und Familie machen mich abhängig von meinem Gehalt. Was kann ich tun?

„Die Frage ist gefährlich gestellt, weil sie Abhängigkeit impliziert. Wer sich abhängig fühlt, verhält sich auch so – unfrei! Man merkt Ihnen irgendwann an, wenn der Elan fehlt und Sie sich an den Arbeitsplatz quälen. Das Resultat ist unkonzentrierte und unbefriedigende Arbeit, die keine Begeisterung auslöst – weder bei Ihnen noch bei Ihren internen und externen Kunden. Stattdessen ist der richtige Ansatz der Spaß am Job und die daraus entstehenden Perspektiven. Wer Spaß hat, leistet mehr und befreit sich aus der Abhängigkeitsdenke. Ein Jobwechsel Richtung Zufriedenheit darf daher grundsätzlich sogar einen Gehaltsverzicht einschließen. Wo Spaß herrscht, stellt sich – über die entsprechende Leistung – auch das stimmige Gehalt mittelfristig ein. Im Übrigen hat auch Ihre Familie Besseres verdient, statt als Ausrede dafür herzuhalten, dass Sie in Erstarrung in einem frustrierenden Job verharren."

Ich bin schon Ende 40. Wie gefährlich ist der Jobwechsel für mich und wie kann ich das Risiko minimieren?

„Eine pauschale Antwort ist nur schwer möglich. Aktuell gibt es jedoch verschiedene Entwicklungen, die das Risiko des Jobwechsels mit Ende 40 geringer werden lassen:

1. Der Trend, nur noch junge Menschen einzustellen, hat nachgelassen. Stattdessen werden mehr und mehr Mitarbeiter nachgefragt, die bereits in der Praxis Erfolge erzielt und ihre Problemlösungskompetenz bewiesen haben.

2. Das Modell des Jobs auf Lebenszeit wird immer seltener. Die durchschnittlichen Beschäftigungszeiten beim einzelnen Arbeitgeber nehmen weiterhin ab.

3. Der Fach- und Führungskräftemangel ist am Arbeitsmarkt in-zwischen überall deutlich spürbar.

4. Durch die demografische Entwicklung steigt de facto der

Marktwert der älteren Mitarbeiter. Schon heute setzen viele Arbeitgeber Programme für die Zielgruppe 45+ auf, um ältere Kollegen gezielt zu fördern, zu motivieren und langfristig im Unternehmen zu halten.

Langfristig in einem Unternehmen erfolgreich zu sein, hängt gerade bei Führungskräften stark davon ab, wie gut die eigene Persönlichkeit zum Unternehmensumfeld passt. Nehmen Sie sich die Zeit, nicht nur die harten Fakten wie Bonität und Marktposition Ihres neuen Arbeitgebers im Vorfeld zu eruieren. Informieren Sie sich auch intensiv über die Firmenkultur und das Miteinander, um eine sichere Entscheidung treffen zu können. Neben den Informationen im Bewerbungsprozess selbst, erfahren Sie viel über diese Themen in informellen Gesprächen mit potenziellen künftigen Kollegen. Und zu guter Letzt: Bilden Sie sich kontinuierlich beruflich und persönlich weiter. So dokumentieren Sie Schwung und Motivation und können sich auch gegen jüngere Mitbewerber gut behaupten."

Bis wann haben Zusatzqualifikationen wie Doktor-Titel oder MBA noch Sinn?

„Außergewöhnlich gute Ausbildungen sind natürlich Karrierebeschleuniger. So verfügt rund die Hälfte der deutschen Dax-Vorstände über eine Promotion. Im Vergleich dazu hat der MBA-Abschluss, der gerne als Ergänzung zu einem naturwissenschaftlichen oder technischen Hochschulstudium empfohlen wird, bislang noch nicht in gleichem Maße den Eingang in die Beletage der deutschen Wirtschaft gefunden. Natürlich ist es gut, hochwertige Zusatzausbildungen zeitnah nach dem Studium zu absolvieren. Nach allen Erfahrungen helfen diese Qualifikationen am meisten beim Berufseinstieg und bei den ersten Karriereschritten. Je länger eine Karriere dauert, desto weniger wichtig werden die formale Ausbildung und die Abschlüsse. Eine Promotion oder einen MBA mit Anfang bis Mitte Dreißig nachzuholen, kann Sinn haben, wenn Manager in eine Kultur kommen, die besonderen Wert auf Titel legt, obwohl hier in den vergangenen Jahren der Trend eher abnimmt. Wer die 40 überschritten hat, sollte jedoch auf das Nachholen formaler Titel verzichten. In diesem Alter zählen Erfahrung, Ausstrahlung und beruflich Erreichtes. Der späte Wunsch nach einem akademischen Titel kann dann leicht aufgesetzt wirken. Empfehlenswerter ist, Fremdsprachenkenntnisse zu erweitern oder zu perfektionieren."

Nach wie vielen Jahren im Job kann ich wechseln, ohne dass das meiner Vita schadet?

„Den Job sollten Sie dann wechseln, wenn Ihre Lernkurve flach geworden ist oder Ihre Weiterentwicklung klar begrenzt ist. Dies ist in der Regel frühestens nach zwei bis drei Jahren in derselben Position der Fall. Unabhängig von der jeweiligen Tätigkeit geht man davon aus, dass mindestens ein Jahr erforderlich ist, um sich in eine Aufgabe einzuarbeiten und mindestens ein weiteres Jahr, um für das Unternehmen erfolgreich zu sein. Erst danach kann sich ein nächster Karriereschritt in Form von weiteren Zuständigkeiten oder mehr Personalverantwortung anschließen. Diesen Schritt sollten Sie allerdings auch erreichen und in Ihrer Vita deutlich machen können. Jobwechsel unter drei Jahren sind dagegen meist erklärungsbedürftig und können nach mangelnder Ausdauer, Flucht oder nahe gelegter Kündigung aussehen. Zumindest aber müssen Sie sich in Bewerbungsgesprächen fragen lassen, ob Sie nicht ausreichend frustrationstolerant sind und sich nicht durchgebissen haben. Natürlich gibt es besondere Umstände, auf die Sie keinen Einfluss haben und die einen früheren Wechsel erforderlich machen. Solche Ausnahmen sind unerwartete Veränderungen im Top-Management oder in der Unternehmensstrategie infolge von Fusionen oder Unternehmensverkäufen, die Ihren Bereich stark verändern oder sogar hinfällig machen."

Mit was stehen meine Chancen derzeit besser: mit Fachwissen oder Managementerfahrung?

„Das kommt grundsätzlich auf die Rolle an. Generell aber gilt, dass reine Managementkompetenz ohne Fachwissen in Deutschland so gut wie nie ausreicht. Selbst Vorstandsteams sind häufig funktional gegliedert. Und wenn der gemeinsame Vorstand entscheidet, trägt der Ressortverantwortliche die fachliche Bürde. Spezialwissen darf aber nicht darauf hinauslaufen, dass die Führungskraft ihr bester Experte in allen Detailfragen ist. In Zeiten des Aufschwungs ist meist fachliche Kompetenz gesuchter als in Zeiten der Rezession. Dann ist meist inhaltliche Kreativität gefragt – gerade im Vergleich zum Wettbewerb. Im wirtschaftlichen Abschwung liegt der Fokus dagegen häufiger auf spezifischer Managementerfahrung, etwa darin, dass einer Kosten senken, schnell entscheiden und auch harte Schnitte und unpopuläre Maßnahmen durchsetzen kann."

Welche internen Alternativen gibt es, wenn ich meinen Arbeitgeber eigentlichnicht verlassen will?

„Interne Alternativen zu erwägen, ist dann sinnvoll, wenn Sie Ihr Spektrum, also Ihren bisherigen Verantwortungs- und Aufgabenbereich, durch andere Positionen innerhalb des Unternehmens deutlich erweitern können. Dies können Sie zum einen durch den Wechsel von einer Linienfunktion in eine Stabsstelle – beispielsweise vom Vertrieb in den Bereich Unternehmensentwicklung – oder umgekehrt erreichen. Bei entsprechender Qualifikation können Sie aber auch in einen anderen Unternehmensbereich wechseln: innerhalb eines Technologiekonzerns etwa vom Bereich Medizintechnik in den Bereich Energie oder bei einem Konsumgüterhersteller vom Bereich Hygiene & Babypflege zum Bereich Beauty. Ebenso bieten sich häufig interessante Perspektiven in inländischen oder ausländischen Tochtergesellschaften. Hier sind Ihre Chancen vor allem, Ihren Horizont zu erweitern und erfolgreich Ihre Selbstständigkeit zu beweisen. Um diese internen Alternativen nutzen zu können, müssen Sie jedoch auf Ihre Wechselbereitschaft aufmerksam machen. Dabei ist ein gutes Netzwerk innerhalb des Unternehmens wichtig, das Sie frühzeitig aufbauen und aktiv pflegen sollten. Günstig ist ein Fürsprecher oder Mentor aus der Personalabteilung beziehungsweise aus dem Top-Management."

Welche Möglichkeiten gibt es am Arbeitsmarkt, um potenzielle Jobs zu finden?

„Der traditionelle Weg ist unverändert die Stellenanzeige in Printmedien und Internet-Portalen. Gerade für Führungskräfte werden Karriereportale immer wichtiger, die heute auch eine direkte Kontaktaufnahme mit Personalberatern ermöglichen. Die erfolgreichere Alternative ist jedoch die gezielte Nutzung des eigenen Netzwerks. Immerhin findet so rund ein Drittel unserer Klienten in der Karriere- und Outplacementberatung eine neue Position. Ein weiterer Weg ist die Ansprache von Personalberatern. Wichtig ist, den richtigen Berater für den eigenen Bereich zu identifizieren und sich möglichst persönlich bekannt zu machen. Die oft nur zum Jobeinstieg übliche Direktansprache von Unternehmen kann auch mit viel Berufserfahrung ein sinnvoller Weg sein. Sie sollten dabei aber sorgfältig überlegen, wer dort der richtige Ansprechpartner ist und welchen Mehrwert Sie anbieten können."

Wie finde ich interessante Unternehmen und wie erhalte ich möglichst viele Informationen über sie?

„Um eine intensive Recherche kommen Sie nicht herum. Zunächst sollten Sie eine Liste der Dinge erstellen, die der neue Job bieten soll. Danach kreisen Sie die Branchen ein, die dafür infrage kommen, anschließend die potenziellen Unternehmen. Dabei hilft es, sich nicht nur auf die Top 100 der beliebtesten Arbeitgeber zu konzentrieren, sondern auch weniger populäre Unternehmen einzubeziehen. Viele mittelständische Unternehmen bieten längst spannende, herausfordernde und globale Aufgaben, sind aber aufgrund ihrer Größe schwerer zu finden. Fragen Sie also jeden, der für solche Informationen infrage kommen könnte – von der örtlichen Arbeitsagentur über Zeitarbeitsfirmen bis hin zu ehemaligen Studienkollegen, Freunden oder Kontakten aus Online-Netzwerken. Ist das Zielunternehmen identifiziert, können Sie sich auf unterschiedlichen Wegen eingehender informieren: zuerst über die Web-Seite, Sie können aber auch Image-Broschüren anfordern. Allein die Tatsache, wie man auf Ihr Interesse, beziehungsweise Ihren Anruf reagiert, sagt schon einiges über die Unternehmenskultur aus. Oder Sie besuchen das Unternehmensgelände einfach mal um die Mittagspause und beobachten wie die Menschen wirken: aufgeschlossen? Beschwingt? Müde? Frustriert? Und für die Mutigeren: Gehen Sie zum Empfang, stellen Sie sich vor und fragen Sie, ob Sie jemanden aus dem Unternehmen – zu natürlich vorbereiteten Fragen – sprechen können. Und schließlich bleibt Ihnen noch der Eindruck nach dem Bewerbergespräch. Hier sollten Sie ganz ehrlich zu sich sein und nichts schönreden. Die meisten spüren dann sehr genau, ob das Unternehmen zu ihnen passt. Und selbst wenn es sich am Ende nicht als der perfekte Job heraus stellt: Sie können daraus nur lernen und werden schlauer gehen als Sie kamen."

Wie gelingt der Quereinstieg auch in eine ganz andere Branche?

„Grundsätzlich gilt: Je weiter Sie sich von Ihrer alten Branche entfernen, desto erklärungsbedürftiger wird der Schritt. Das heißt, Sie müssen die Beweggründe für den Branchenwechsel sowie die eigenen Stärken viel intensiver kommunizieren. Dazu müssen Sie Ihre fachlichen und persönlichen Kompetenzen gut kennen. Und Sie müssen wissen, welche davon für die neue Branche attraktiv sind. Einen möglichen Mehrwert können Sie etwa durch erprobte Problemlösungskompetenz, neue Lösungsansätze sowie Zusatzqualifikationen dokumentieren. Unsere tägliche Praxis zeigt, dass Branchenwechsel häufiger gelingen als viele denken. Der Grund, weshalb der Quereinstieg so schwierig ist, liegt weniger beim Bewerber, vielmehr sind es die Unternehmen, die häufig einen Branchenkenner bevorzugen. Deshalb ist ein gezieltes und gut vorbereitetes Vorgehen wichtig, um eventuelle Vorurteile auszuräumen."

Wie verändern sich meine Chancen am Arbeitsmarkt, wenn ich für einige Monate pausiere? Geht das überhaupt?

„Grundsätzlich geht das – wenn die Begründung stimmt. Pausieren ist kein guter Grund, ein spannendes Projekt schon. Das kann der Seminaraufenthalt in den USA sein, ein Hilfsprojekt in Afrika oder die konzeptionelle Hilfe beim Aufbau eines Startups Ihres Partners. Völlig in Ordnung ist auch die Auszeit vor dem Einreichen der Dissertation. Ideal ist, wenn diese Auszeit nachweislich inhaltlich mit der weiteren Karriere verknüpfbar ist – also zum Beispiel bei einem Sprachaufenthalt in China. Der Verkauf von Omas Reihenhaus oder der dreimonatige Surfurlaub sind weniger geeignet. Auch das Timing ist nicht unwichtig. In den USA etwa ist es üblich, dass Manager zwischen den Jobs ein paar Monate aussetzen – aber eben dann, wenn sie schon einen neuen Job ausgehandelt haben, ihn aber erst später antreten. Arbeitgeber sehen das häufig positiv, weil der Neue so frisch und kreativ an den Job gehen kann, statt ausgepowert und ausgebrannt. Die entscheidende Hürde bei der Auszeit ist die Halbwertszeit des eigenen Netzwerkes: Viele unterschätzen, wie schnell man weg ist – auch in den Köpfen der Kontaktpersonen. Daher ist ein Wiedereinstiegsplan eine weitere wesentliche Voraussetzung für ein solches Sabbatical."

Wie mache ich Headhunter auf mich aufmerksam?

„Headhunter haben ein originäres Interesse an qualifizierten Managern. Wenn Sie einen exzellenten Erfolgsweg vorweisen können, scheuen Sie sich nicht, direkt mit dem Personalberater Kontakt aufzunehmen. Wichtig: Finden Sie den Headhunter, der in Ihrem Jobsegment tätig ist. Einer, der nur die Automobilindustrie betreut, wird mit dem Top-Banker nichts anfangen können. Analysieren Sie dazu die Internet-Seiten der Personalberatungen, dort sind die Top-Berater meist detailliert aufgeführt. Ansonsten: Fragen Sie Freunde oder vertraute Kollegen, ob die Ihnen einen Headhunter empfehlen können. Eleganter ist nur noch, wenn Ihre Freunde Sie auch gleich dem jeweiligen Headhunter als potenziellen Kandidaten empfehlen. Der Erstkontakt zu dem Berater erfolgt idealerweise per E-Mail, aber bitte ohne gleichzeitig Dateien von mehreren Megabyte anzuhängen. Rufen Sie an, wenn Sie sich bereits kennengelernt haben oder ein gemeinsamer Bekannter eine Empfehlung für Sie ausgesprochen hat. Ansonsten belassen Sie es bei der E-Mail. Wenn Sie interessant für ein Projekt sind, wird Sie der Berater schnellstmöglich kontaktieren. Vielleicht dauert es aber einige Monate. Deshalb sollten Sie schon frühzeitig ein gutes Verhältnis zu relevanten Headhuntern aufbauen. Dann hat er Sie auf dem Radarschirm, bevor Sie wechseln wollen."

Wie bewirbt man sich unauffällig aus dem aktuellen Job heraus?

„Nutzen Sie zunächst Ihr persönliches Netzwerk. Dazu bieten sich beispielsweise Gespräche mit Ex-Kollegen oder ehemaligen Vorgesetzten an, die bereits zu einem anderen Arbeitgeber gewechselt sind und möglicherweise Perspektiven aufzeigen können. Auch Bekannte und Freunde aus der Studienzeit können helfen. Wenn Sie hingegen auf Stellenanzeigen reagieren oder selbst eine Initiativbewerbung verfassen, sollten Sie selektiv vorgehen, damit Ihr Vorgesetzter und die Personalabteilung davon keinen Wind bekommen. Je nach Position kann der Kontakt zu einem Personalberater sinnvoller sein, denn der behandelt Ihren Wechselwunsch vertraulich. Seriöse Personalberater arbeiten in der Regel im Auftrag von Unternehmen auf Basis eines fixen Honorars, sodass Ihnen keine Kosten entstehen. Wichtig ist es, einen Personalberater zu wählen, der langjährige Erfahrungen und ein umfangreiches Netzwerk innerhalb der für Sie relevanten Branche besitzt."

Wie begründe ich meine Wechselabsicht im Gespräch mit potenziellen Arbeitgebern?

„Über Ihre Absichten sollten Sie sich klar und wahr äußern. Neben dem Reiz der neuen Position, gibt es eine Fülle legitimer Gründe, warum ein Kandidat ein Unternehmen verlassen möchte. Sich bei diesem Aspekt durchmogeln zu wollen, bringt nichts. Sollte es beim aktuellen Arbeitgeber knirschen, bringen Berater und Referenzen die Wahrheit ans Licht. Es ist keine Schande, etwa über die Zusammenarbeit mit neuen Vorgesetzten unglücklich zu sein, sofern dies gut und glaubwürdig dargestellt wird. Auch veränderte Rahmenbedingungen wie Restrukturierung oder Private-Equity-Beteiligung können nachvollziehbar sein. Es ist Zynismus zu glauben, gute Leute kämen immer nach oben. Manchmal gelingt auch exzellenten Managern der letzte Karriereschritt nicht. Dass solche Personen wechselbereit sind, kann ein neuer Arbeitgeber nachvollziehen. Bei der Darstellung Ihrer Gründe ist Sachlichkeit angebracht. Potenzielle Arbeitgeber interessieren keine emotionalen Details. Ein guter Grund für Wechselabsichten ist natürlich, dass das neue Angebot einfach besonders attraktiv ist."

Auf was muss ich bei der Erstellung meiner Unterlagen achten?

„Halten Sie Ihre Unterlagen knapp und informativ. Prosa stört! Der rote Faden Ihres beruflichen Weges muss schnell erkennbar sein. Der Leitfaden für die Unterlagen: Formulieren Sie eine Werbebotschaft für Ihre Person. Dabei werden jedoch häufig Kontaktdaten vergessen oder alte Handynummern vermerkt. Nennen Sie bitte auch alle Abschlüsse, die Sie gemacht haben mit Namen, also Dipl. Kfm., Dr. Ing., Magister, MBA. Allein die Universitätszeit aufzulisten, suggeriert: einen Abschluss habe ich nicht gemacht. Bei jungen Führungskräften sind Praktika noch interessant, für einen Geschäftsführer eher ein Zeichen, dass er seine Unterlagen nicht überarbeitet hat. Wenn Sie sich nicht für eine spezielle Position interessieren, halten Sie Ihre Unterlagen knapp, aber breit. Vergessen Sie nichts: Nennen Sie ruhig Ihr aktuelles Gehalt, verantwortete Umsätze, Mitarbeiterzahl. Dies hilft, Sie qualifiziert einzuordnen. Auch Erfolge aus der Jugend, zum Beispiel „Deutscher Juniorenmeister im Achter", sind geeignet, einige Persönlichkeitsmerkmale besser zu erfassen. Sieger werden gerne genommen."

Welche Fragen muss ich meinem neuen Arbeitgeber stellen, um herauszufinden, ob er der richtige für mich ist?

„Es gibt zweifellos harte Fakten, die die Basis jeder Wechselentscheidung sein sollten: Position, Aufgabenbeschreibung, Aufstiegschancen, Standort, Führungsspanne, Umsatzverantwortung, Einkommen und Einkommensentwicklung. Welche Erwartungen werden an mich kurz-, mittel- und langfristig gestellt? Wie international ist die neue Tätigkeit? Welche absehbaren organisatorischen und personellen Veränderungen, die mich betreffen, stehen möglicherweise an? Wie hat mein Vorgänger den Job gemacht, woran ist er womöglich gescheitert? Neben solchen eindeutigen Faktoren, wird jede Position von weichen Bedingungen geprägt, die Sie ebenfalls gezielt hinterfragen sollten: Wie ist die Unternehmenskultur? Insbesondere bei erfolgreichen Familienunternehmen können die Eigentümer Werte vorgeben, mit denen sich der Neue identifizieren muss. Da geht es oft um mehr als nur um berufliche Leistung. Wichtig sind ungeschriebene kulturelle Gesetze, die die Beurteilung von Managern nachhaltig beeinflussen. So wird in manchen Unternehmen ein Arbeitseinsatz von 70 und mehr Stunden pro Woche erwartet. Andere Firmen erlauben eine ausgewogene Work-Life-Balance. Und ganz wichtig: Welche Mobilitätsbereitschaft wird von Ihnen erwartet?"

Wie bereite ich mich optimal auf Interviews und Gespräche vor?

„Wissen hilft immer – auch über sich selbst. Es ist erschreckend, wie wenig vorbereitet Manager in ein Auswahlinterview gehen. Natürlich möchten Headhunter wie Personaler Ihre Erfolge hören. Natürlich erwarten sie die genauen Kennzahlen der Unternehmen Ihres beruflichen Weges. Natürlich fragen sie nach Misserfolgen und Defiziten. Wenn aber auf solche Fragen Stille und Leere folgt, stört das erheblich einen vielleicht sonst tadellosen Eindruck. Seien Sie dabei immer authentisch – auch im eigenen Interesse. 90 Minuten Schauspielerei halten Sie vielleicht gerade durch. Spätestens aber bei der zweiten Gesprächsrunde und allerspätestens bei den Referenzen wird es dann aber peinlich. Nicht nur für Sie, auch für den Personalberater, der Sie dann nie wieder ansprechen wird. Für den Fall, dass Sie von einem Headhunter vermittelt wurden und der Ihnen bereits den Firmennamen seines Klienten genannt hat, erwartet der Berater von Ihnen eine klare und überlegte Meinung und Basiswissen zu diesem Unternehmen. Dass Sie keine Internas kennen, ist klar. Aber ein Achselzucken oder schwammige Allgemeinplätze etwa zur Unternehmensstruktur,  Marktpositionierung und Produkten sind inakzeptabel. Und seien Sie im Gespräch stets frisch und ausgeruht. Der Headhunter kann akzeptieren, dass Sie abgehetzt aus einem nervigen Meeting zu seinem Interview kommen. Zur Präsentation beim Klienten geht das aber nicht mehr. Reisen Sie lieber abends vorher an und bereiten Sie fünf Rückfragen zur angestrebten Position und dem Unternehmen vor. Diese müssen Sie natürlich im Kopf haben und nicht mühsam auf Ihrem Notizzettel suchen! Kurzum: Machen Sie Ihre Hausaufgaben, seien Sie professionell, freundlich und offen – dann klappt es."

Worauf muss ich bei dem neuen Arbeitsvertrag achten?

„Arbeitsverträge sind regelmäßig Standardverträge aus dem Drucker der Personalabteilung. Verhandlungsspielraum besteht hinsichtlich der einzelnen Klauseln selten, schließlich möchte man den zukünftigen Arbeitgeber nicht verprellen. Nachdem aber Arbeitsverträge von Gerichten inhaltlich überprüft werden können, fallen immer mehr Klauseln einem Urteil zum Opfer. Daher kann man viele Verträge mit unwirksamen Klauseln getrost unterschreiben. Sie werden eh später kassiert und bilden Verhandlungspotenzial in einer Trennungssituation. So wurden jüngst zum Beispiel Klauseln über die Rückzahlung von Fortbildungskosten oder Versetzungsklauseln für unwirksam erachtet. Besonderes Augenmerk sollten Sie auf die Bonuszusage legen: Ist diese wirklich eindeutig? Erst im September 2007 hat das Bundesarbeitsgericht die Bindungsfristen bei Bonuszusagen zu Fall gebracht. Damit hat man auch einen Bonusanspruch für das vergangene Jahr, selbst wenn man dem Unternehmen im Folgejahr den Rücken kehrt. Viele glauben übrigens, dass der ausgehandelte Verzicht auf die Probezeit einen Schutz vor Kündigungen darstellt. Falsch! Erst nach sechs Monaten fällt man unter den Geltungsbereich des Kündigungsschutzgesetzes. Bis dahin kann jede Kündigung ohne Begründung erfolgen. Der Arbeitgeber muss nur die Kündigungsfrist einhalten."

Was sind die schlimmsten Fehler beim Abschied?

„Wenn der neue Job sicher ist, glauben viele Arbeitnehmer, sie könnten dem bisherigen Arbeitgeber mal richtig die Meinung sagen. Wenn man sich im Ton deutlich vergreift, kann dieses Verhalten aber vor dem geplanten Beendigungstermin noch mit fristloser Kündigung sanktioniert werden. So schrieb einmal jemand in seine E-Mail-Abwesenheitsnotiz: „Ich bin froh aus diesem Saftladen raus zu sein. Allen Kunden wünsche ich herzliches Beileid, mit den Narrenkappen der Geschäftsführung weiter arbeiten zu müssen." Fatal. Dies rechtfertigt sogar Schadenersatzansprüche. Auch sind viele Arbeitgeber gut vernetzt, was dafür sorgt, dass ein solch vollmundiger Abgang beim neuen Arbeitgeber übel aufstößt. Klar, dass so jemand sich die Chance verbaut, jemals zum alten Unternehmen in höherer Position zurückzukehren. Erliegen Sie niemals der Versuchung, Ihrem Ex-Chef oder den Ex-Kollegen beim Abschied zu sagen, was Sie wirklich über sie denken! Ebenso sollten Sie nichts beschädigen oder stehlen! Wer rachsüchtig wird, liefert nur Vorlagen für juristische Nachspiele. Randale oder Diebstahl sind keine Kavaliersdelikte. Den Job können Sie zwar nicht mehr verlieren – den Ruf schon. Das gilt auch für den Fall, dass Sie Zugang zu Geschäftsgeheimnissen haben. Schon im eigenen Interesse sollten Sie sich so schnell wie möglich davon distanzieren. Dann kann Ihnen keiner daraus einen Strick drehen. Zu einem professionellen Jobwechsel gehört daher neben einer ordentlichen Übergabe des Arbeitsplatzes auch eine höfliche Verabschiedung. Schließlich will man vom alten Arbeitgeber auch noch ein gutes Zeugnis."

Wie bereite ich mich optimal auf die neue Aufgabe vor und was muss ich in den ersten 100 Tagen beachten?

„Informieren Sie sich intensiv über Ihr neues Unternehmen. Und nutzen Sie Kontaktchancen vor dem Einstieg, wie Trainings oder Betriebsveranstaltungen. Ansonsten folgt zunächst eine Orientierungsphase: Hierbei stellen Sie sicher, dass Sie alle Rechte, Pflichten und Verantwortlichkeiten Ihrer Position und Funktion kennen. Ebenso gilt: Hören Sie zu. Lernen Sie Kollegen und informelle Strukturen erst einmal kennen. Klären Sie – auch die versteckten – Erwartungen Ihres Vorgesetzen, Ihrer Kollegen und Mitarbeiter. In der Übergangsphase geht es darum, die Ausgangssituation zu analysieren: Welches Problem wird mit welcher Priorität bearbeitet? Entwickeln Sie Schlüsselbeziehungen auf verschiedenen Ebenen. Formulieren Sie eine klare Botschaft, was Sie in der nächsten Zeit vorhaben und wie Sie dies umsetzen wollen. Eine Antrittsrede oder ein Teammeeting eignen sich sehr gut dafür. Den Abschluss bildet die Umsetzungsphase. Als Führungskraft sollten Sie ein positives Klima für Veränderungen schaffen und beginnen, erste wesentliche Veränderungen umzusetzen. Vergessen Sie nicht, auch positives Altes zu bewahren und Ihr Team auf den Weg mitzunehmen."

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