Die Empfehlung an die Autoren von Stellenanzeigen lautet: Die Beschreibung der Stelle und des Anforderungsprofils an Bewerber gehören in den Mittelpunkt einer Ausschreibung. Weniger wichtig sind der Jobtitel und das Arbeitgeberporträt. Am allerwenigsten interessiert die Befragten die Kontaktzeile sowie der Abschnitt „Wir bieten“ - besonders dann nicht, wenn darin von Kickertischen und Obst die Rede ist, wie einige freimütig zugeben.
Einige der befragten Bewerber gaben weitere Empfehlungen an Unternehmen, wie diese ihre freien Stellen beschreiben sollten.
Von 700 Kommentaren betraf mehr als jeder dritte (280) das Gehalt. Gewünscht ist die Angabe eines Gehaltsrahmens oder eines Einstiegsgehalts. Die Begründung: Häufig ist dies ausschlaggebend dafür, ob die Bewerbung in Angriff genommen wird oder nicht. Mehr Transparenz sorge für „mehr Gleichheit und klarere Bedingungen“, so ein Kommentar. „Schließlich muss der Bewerber das Gehalt auch nennen, warum also im Dunklen fischen? Die falsche Summe ist leider auch ein Grund rauszufallen“, heißt es in einem anderen.
Neben dem Gehalt interessiert Bewerber die Arbeitszeit. Im Klartext: Wie realistisch ist es bei der angebotenen Stelle, mit der Wochenarbeitszeit hinzukommen? Aber auch: Welche Arbeitszeitmodelle werden angeboten?
Wünschenswert aus Sicht der Bewerber wäre auch, wenn häufiger der Rekrutierungsablauf beschrieben würde. Allzu häufig fehlen nämlich Fristen und Angaben dazu, wie lange es dauern wird, bis das Unternehmen sich für einen Kandidaten entschieden hat. Dies kann zu unangenehmen Hängepartien führen, ohne dass Bewerber noch Einfluss nehmen können.
Die häufigsten Schlagwörter in deutschen Bewerbungen
Sieht man sich die Selbstbeschreibungen Berufstätiger in Karrierenetzwerken an, liest man auf vielen Profilen dasselbe: die Menschen sind verantwortungsvoll. „Mir ist alles egal“ sollte allerdings auch niemand in eine Bewerbung oder eine Jobprofil schreiben. Im Bewerbungsfloskel-Ranking des Karriereportals LinkedIn landet das Adjektiv auf Platz zehn. Erstaunlich: In internationalen Stellenanzeigen und Profilen taucht das Wort unter den Top Ten gar nicht auf.
Quelle: LinkedIn
Kreativ ist man dagegen sowohl in Deutschland als auch international gleichermaßen: Bei den Bewerbungen nimmt „kreativ“ im Floskel-Ranking den neunten Platz ein.
Egal wie rückwärtsgewandt und veränderungsresistent jemand sein mag - online und in Bewerbungen bezeichnen sich eigentlich alle als innovativ. Entsprechend landet das Wörtchen auf Rang acht im deutschsprachigen Raum. International brüstet man sich nicht mit seiner Innovationsfähigkeit.
Ohne Leidenschaft geht nichts, glauben die deutschen Bewerber – und schreiben das Wort fleißig in ihre Bewerbungen.
Bevor Sie auf die Idee kommen, Ihr Alter zu verraten, schreiben Sie lieber, dass Sie erfahren sind. Das machen die anderen auch so. Im Bullshit-Bingo belegt "erfahren" im deutschsprachigen Raum entsprechend Platz sechs.
Und damit der Personaler nicht glaubt, hier bewirbt sich ein Idiot, heben die Bewerber fleißig ihr „Expertenwissen“ hervor. International belegt diese Phrase Platz sieben.
"Guck mal da, en Eichhörnchen!". Damit niemand glaubt, man lasse sich ständig ablenken, beschreiben sich natürlich alle als fokussiert. International belegt "focused" Rang sechs.
"Du machst erst das, dann tust du jenes und dann sage ich, dass das meine Idee gewesen ist." Schließlich handelt niemand planlos, deutsche Bewerber sind allesamt „strategisch“.
Will man in Erinnerung bleiben, sollte man sich von der Masse abheben. Da leider fast jeder Bewerber angibt, "Führungsqualitäten" zu haben, wird das schwierig.
Ein Königreich den Fachidioten: Sowohl im deutschsprachigen Raum als auch international geht die Goldmedaille für die meistgenutzte Phrase an "spezialisiert."
Auch wenn mehr als 70 Prozent der Bewerber die Qualität der Texte in Stellenanzeigen insgesamt gut oder sogar sehr gut (12 Prozent) finden, werden weitere Schwachstellen deutlich. So empfehlen einige der Befragten den Unternehmen auf Kandidatensuche, mehr auf Rechtschreibung und Grammatik zu achten. Andere wünschen sich weniger Floskeln und Marketingsprache sowie weniger Selbstlob der Arbeitgeber.
Alles in allem kann man sagen: Stellenanzeigen bleiben offenbar selbst hinter den Ansprüchen zurück, die an aussichtsreiche Bewerbungen gestellt werden: Die sollen schließlich auch „auf den Punkt“, ohne viel „Bla-bla“, ehrlich und präzise formuliert sein, wenn sie nicht aussortiert werden wollen. Und wie Bewerber sollen die Stellenanzeigen mehr Mut zu Individualität zum Ausdruck bringen.
Wenn Bewerber träumen dürften, sähe die Stellenanzeige der Zukunft übrigens gar nicht so viel anders aus als heute - aber die Abläufe wären andere. So wünschen sich Bewerber zum Beispiel, dass die passende Stellenanzeige über elektronische Wege automatisch zu ihnen kommt. Genannt wird auch, dass Einladungen oder Absagen binnen 15 Minuten verschickt werden sollten. Manch einer möchte auch keine eigene Arbeit mehr mit der Bewerbung haben, sondern nur noch einen Link zu seinem Social-Media-Profil verschicken müssen. Oder zumindest kein Anschreiben mehr formulieren - das allerdings würde wieder das Argument entkräften, die Unternehmen sollten sich mit ihren Stellenanzeigen so viel Mühe geben wie die Bewerber mit ihren Bewerbungen.