Leicht dürfte der Markteintritt für Fiverr dennoch nicht werden. Denn längst haben sich ähnliche Dienste etabliert. Die Plattform Twago bezeichnet sich als Europas führende Projektplattform für Unternehmen und Freelancer. Mehr als 270.000 Experten sollen bei dem 2009 gegründeten Dienst mit Sitz in Berlin registriert und über 150.000 Projekte ausgeschrieben sein, unter anderem für Programmierer, App-Entwickler, Designer, Übersetzer und Texter. Twago ist aktuell in elf Sprachen beziehungsweise Ländern verfügbar. Selbstständige zahlen für jedes gewonnene Projekt zehn Prozent vom Nettobudget an Twago. Sie brauchen außerdem sogenannte Credits, um sich auf Projekte zu bewerben. Die Credits müssen in Paketen oder im Rahmen von Abo-Modellen für 29 oder 99 Euro monatlich gekauft werden. Das Honorar wird auf einem Treuhandkonto geparkt.
Die größte Datenbank an aktuellen Freelancer-Profilen in der DACH-Region bietet nach eigenen Angaben das Portal „Freelance.de“, das 2007 gegründet wurde. Dort werden laut Unternehmensangaben täglich rund 400 Projekte ausgeschrieben, mehr als 30.000 Unternehmen suchen freiberufliche Experten, schwerpunktmäßig SAP Berater, Web Developer, IT Experten, Ingenieure, Techniker und Designer. Freelancer können in der Gratis-Mitgliedschaft Grundfunktionen nutzen, eine Mitgliedschaft kostet ab 12,50 Euro pro Monat. Unternehmen zahlen 60 bis 200 Euro monatlich. Die Plattform steht auch Personaldienstleistern offen, die Experten für ihre Kunden suchen.
Bei „Freelance-Market.de“ sind professionelle Projektvermittler hingegen erst mal außen vor. Die 2004 entwickelte Plattform wirbt mit dem Slogan „Deutschlands transparentester Marktplatz für alle Freiberufler“. Auf der Startseite wird ein Überblick der Honorare gegeben. Auch hier beginnt bei Übersetzungen die Spanne bei fünf Euro, allerdings pro Stunde. Bürodienstleister verlangen zwischen 11 und 80 Euro, IT-Spezialisten 25 bis 185 Euro. Für Käufer ist der Dienst kostenlos. Freelancer zahlen für die Einstellung ihres Profils eine „Schutzgebühr“ in Höhe von zwei Stundensätzen plus Mehrwertsteuer. Derselbe Satz wird fällig, wenn sich der Dienstleister bei einem potenziellen Auftraggeber „vorstellt“. „Ob sich das lohnt, hängt davon ab, wie viele sich vergebens bewerben und welchen Umfang die Aufträge haben“, meint der VGSD-Vorsitzende Lutz, der die Zahlung einer Anmeldegebühr als „problematisch“ einschätzt.
Darauf sollten Selbstständige bei Jobbörsen achten
Lutz hat nicht grundsätzlich etwas gegen Job-Plattformen für Selbstständige. „Die Unterschiede sind enorm“, gibt er zu bedenken. „Die Bezahlung reicht von Hungerlöhnen bis zu dreistelligen Eurobeträgen pro Stunde. Deshalb darf man nicht alles in einen Topf werfen.“ Internetplattformen seien besonders interessant für junge Gründer und Selbstständige ohne Kundenstamm. Im Gegenzug könnten Anbieter wie Fiverr es kleineren Unternehmen erleichtern, ausländische Dienstleister zu engagieren. Die Mitglieder seines Verbands setzen laut Lutz in erster Linie neben der direkten Akquise auf Personalagenturen, die sich auf bestimmte Branchen spezialisiert haben.
Der VGSD-Vorsitzende rät bei der Nutzung von Jobbörsen dazu, diese Punkte zu beachten:
- Stimmt die Reputation des Kunden?
- Wird das Geld auf ein Treuhandkonto eingezahlt; sind die Anforderungen für die Auszahlung klar geregelt, sodass sie nicht unter fadenscheinigen Gründen verweigert werden kann?
- Anbieter benötigen in der Regel eine Umsatzsteuer-ID.
- Neben der Umsatzsteuererklärung sind zusätzliche Meldungen erforderlich, wenn Aufträge aus Nicht-EU-Ländern angenommen werden.
Grundsätzlich empfiehlt er Selbstständigen, sich nicht unter Wert zu verkaufen. „Realistische Stundenpreise sollten eine Selbstverständlichkeit sein“, fordert er. Wer einen schlecht bezahlten Auftrag ablehne, helfe damit auch anderen Freelancern. Lutz rät Freiberuflern gerade heute zu mehr Mut und Selbstbewusstsein bei der Akquise: „Natürlich kann man seine Wunschkunden aber auch gezielt ansprechen. In Zeiten des Fachkräftemangels wird man oft mit offenen Armen empfangen beziehungsweise gerne weiterempfohlen.“