Personalberatung Das machen Nerds bei der Bewerbung falsch

Sprunghaft, respektlos und zu locker gekleidet: So benehmen sich junge Menschen, die mit dem Internet aufgewachsen sind, bei der Karriereplanung. Das zeigt eine Analyse von 200 Bewerbungsunterlagen und –gesprächen.

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So sieht das perfekte Bewerbungsfoto aus
Dieses Bild ist leider zu klein, bemängelt Maja Skubella, Personalberaterin bei der Hamburger Karriereberatung "karriere & entwicklung". Eine Höhe von sechs und eine Breite von vier Zentimetern wären besser gewesen. Auch sollte das Foto noch ein bisschen mehr vom Oberkörper - und der Krawatte - zeigen. Gerade, da sich der Bewerber auf eine Position mit Personalverantwortung bewirbt, ist eine gut sichtbare Krawatte Pflicht. Ein brauner, grau-brauner oder ockerfarbener Hintergrund würde dem Foto mehr Wirkung verleihen. Ansonsten habe der Bewerber "eine sehr positive und offene Ausstrahlung", findet die Personalerin.
Auch dieses Foto ist etwas zu klein. Kopiert man es in ein Word-Dokument - beispielsweise in den Lebenslauf - wird das Bild unscharf. Auch die weiße, strukturierte Tapete ist als Hintergrund nicht optimal, das Weiß wirkt zu steril. Die Kleidung ist dagegen gut gewählt, urteilt die Personalberaterin.
"Das Format ist gut", sagt die Expertin. Allerdings rät sie dem Bewerber dazu, sich besser mittig zu positionieren, anstatt am linken Bildrand. Außerdem sei die Kopfhaltung ungünstig, da so ein leichtes Doppelkinn entstehe.
Bei diesem Foto zeigt die Bewerberin zu viel Haut. "Der Ausschnitt ist zu tief", urteilt Personalberaterin Maja Skubella. Auch wirke das Outfit für die angestrebte Position etwas zu vornehm und das Lachen etwas verkrampft.
Diesem Bewerber rät die Karriereexpertin zu einem Foto in schwarz-weiß oder sepia, da er im Gesicht zu roten Flecken neige. Skubella empfiehlt darüber hinaus auch Männern, bei Fototerminen Hautunreinheiten oder rote Wangen mit Puder oder Abdeckstiften zu kaschieren. Außerdem sei in diesem Fall der helle Hintergrund an manchen Stellen fleckig. Auch schaue der Bewerber den Betrachter des Fotos nicht direkt an.
Der Bewerber auf diesem Bild steht nach Meinung unserer Expertin zu steif da und hat einen zu starren Gesichtsausdruck. Sie rät dazu, sich ein wenig seitlich zu stellen und gerade in die Kamera zu blicken. Außerdem sollte er darauf achten, dass das Sakko über dem Hemd nicht schräg sitzt, also nicht auf der einen Seite breiter ist, als auf der anderen.
Bei diesem Bewerber empfiehlt die Karriereexpertin aufgrund der ausgewählten Branche eine andere Bekleidung: "Lieber Hemd, Krawatte und dunkles Sakko tragen", sagt sie. Und bei der Frisur sei weniger Gel besser. Um die Körperhaltung noch zu verbessern, empfiehlt sie, sich noch ein wenig seitlicher auszurichten und die Schultern mehr nach hinten zu ziehen. "Auf jeden Fall den Kopf dem Betrachter zuneigen und noch einen kleinen Tick senken", sagt Skubella.

Sie sind jung, dauerhaft online und könnten ohne Wikipedia keine Hausarbeit mehr fertig bekommen. Sogenannte Digital Natives sind mit dem Internet aufgewachsen. Auch wenn sie E-Mails im Schlaf schreiben, gleichzeitig Musik aufs Smartphone laden und einen Tweet zur Lieblingssendung absetzen können, so scheinen sie sich mit ihrer Karriereplanung weniger zu beschäftigen.

Eine Analyse von über 200 Bewerbungsunterlagen und –gesprächen durch die Personalberatung TargetPeople hat ergeben, dass Internet-Junkies von einem Job zum nächsten springen, sich schlechter auf das Vorstellungsgespräch vorbereiten und dazu noch in Jeans und T-Shirt statt im Hemd mit Schlips zum Kennlern-Treffen erscheinen. Überprüft wurden Personen, die nicht vor 1980 geboren sind.

So finden Sie den richtigen Beruf

Das sogenannte Jobhopping zum Beispiel sehen potenzielle Arbeitgeber eher kritisch. Mindestens zwei bis drei Jahre sollte ein Bewerber bei einem Unternehmen gearbeitet haben, bevor er sich neu orientiert. "Häufig sehen wir bei Digital Natives noch eine mangelnde Strategie in Bezug auf die eigene Karriere“, sagt André Soder, Geschäftsführer von TargetPeople. „Sie nehmen schnell Jobs an, die Ihnen angeboten werden, weil sie gut klingen.“ Besser wäre es Soder zufolge, sich zu überlegen, was der nächste sinnvolle Schritt in der eigenen Karriere ist und sich auf solche Positionen aktiv zu bewerben.

Ein weiterer Nerd-Fehler bei Bewerbungen ist eine schlechte Vorbereitung auf das Unternehmen. Bewerber bei Multi-Channel Unternehmen sollten laut Soder nicht nur von den Vorteilen der "Revolution des Internets" sprechen, sondern auch ihre Wertschätzung gegenüber den klassischen Unternehmensbereichen und den klassischen Vertriebs-und Kommunikationskanälen zeigen. Unternehmen erzielten auf dem konventionellen Vertriebsweg oftmals immer noch den größten Teil des Umsatzes.

Und auch beim Dresscode greift die Internet-Generation häufig daneben, so die Analyse. Statt sich schick zu machen, belassen es viele einfach bei der lockeren Jeans mit T-Shirt. Beim persönlichen Bewerbungsgespräch sollte man selbst bei einem "lockeren" Start-up-Unternehmen nicht zu locker gekleidet erscheinen, erklärt Soder. Sakko mit Hemd seien üblich, Jeans und gute Schuhe die legere Ergänzung, Anzughose ohne Krawatte die "vornehmere" Version. Er rät aber auch: Wenn der Bewerber sonst nie Anzug trägt, sollte er damit nicht im Bewerbungsgespräch beginnen.

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