Auf dem Arbeitsmarkt herrscht Optimismus, wie eine Umfrage des Marktforschungsinstituts TNS Infratest im Auftrag der Online-Jobbörse StepStone zeigt: Jede zweite Fachkraft schätzt ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt aktuell positiv ein. Dementsprechend schmieden ausgebildete Arbeitnehmer in Deutschland zurzeit konkrete Karrierepläne: Gut ein Drittel (37 Prozent) von ihnen erwartet in diesem beziehungsweise im kommenden Jahr eine berufliche Veränderung - fünf Prozent mehr als 2014. "Die Dynamik auf dem Fachkräftemarkt nimmt zu, die Fachkräfte werden selbstbewusster", sagt Sebastian Dettmers, Geschäftsführer von StepStone.de.
"Rekrutierende Unternehmen benötigen mehr denn je überzeugende Argumente im Wettbewerb um die besten Talente." Berufseinsteiger, die ein abgeschlossenes Universitätsstudium in der Tasche haben, müssen sich quasi nicht mehr bewerben, sondern die Bewerbungen der Arbeitgeber entgegen nehmen. So zumindest das vorherrschende Bild.
Darauf legen junge Arbeitnehmer bei der Wahl ihres Arbeitnehmers Wert
Das wünschen sich 11 % der jungen Arbeitnehmer.
17 % der Befragten legen Wert auf eine internationale Karriere.
Wichtiger als eine internationale Karriere ist laut der Umfrage von Universum eine Fachkarriere, die sich 19 % der jungen Arbeitnehmern wünschen.
Eigenständiges Arbeiten ist für 22 % der Befragten äußerst wichtig.
29 % der jungen Arbeitnehmer messen kreativer, unternehmerischer Arbeit einen hohen Stellenwert bei.
Verantwortung im Bereich der Human Resources ist 32 % der Befragten wichtig.
Nach einer intellektuellen Herausforderung streben 49 % der jungen Arbeitnehmer.
Für mehr als die Hälfte der Befragten ist Sicherheit im Job eine der obersten Prioritäten. 52 % der jungen Arbeitnehmer legen Wert darauf.
Die Ausgewogenheit von Freizeit und Arbeit steht mit 67 % an erster Stelle.
Die einzigen, die davon nicht so recht überzeugt sind, sind die Uni-Absolventen. Die trauen sich den Direkteinstieg ins Berufsleben nämlich nicht zu. 46 Prozent der Absolventen wünschen sich, dass ihr Einstieg in ein Unternehmen über ein Traineeprogramm gelingt. Sieben Prozent ziehen ein Praktikum vor. Nur 47 Prozent der Absolventen würden den Direkteinstieg wählen, wenn sie es sich aussuchen könnten. Das ergibt eine Studie der Beratungsgesellschaft Kienbaum zum Absolventenjahrgang 2015. Kienbaum hat rund 600 Studierende, die kurz vor ihrem Abschluss stehen, nach ihren Wünschen zu Beruf und Karriere befragt; etwa die Hälfte darunter sind angehende Ökonomen.
Der Survival-Guide für Berufseinsteiger
Nur neun Prozent der Arbeitgeber sagen, dass Schulen und Universitäten ohne Mängel arbeiten. Der Rest ist unzufrieden mit dem, was die jungen Auszubildenden wissen. Thilo Braun und Martin Laschkolnig haben einen Ratgeber für Karriere-Einsteiger herausgegeben („Die Bildungslücke“, Börsenmedien Verlag). Die Kernthesen in aller Kürze.
Verdiene ich es, glücklich zu sein? Über 90 Prozent der Deutschen haben zum Teil ernsthafte Zweifel, diese Frage mit „ja“ zu beantworten. Viel zu oft fehlt es an Selbstwertgefühl – übrigens gerade bei den Menschen, die arrogant auftreten. Gelassene Typen balancieren Wert und Kompetenz aus.
Respekt verschaffen Sie sich nicht, indem Sie auf den Tisch hauen. Verwechseln Sie nicht Härte mit Stärke. Wer stark ist, muss nicht hart sein, und das verschafft Respekt. Und der kann nur auf Augenhöhe funktionieren. Denken Sie daran: Das Lateinische „respicere“ bedeutet „zurückblicken“.
Der erste Schritt ist der Unterschied zwischen Sinn und Gehorsam. In der Schule muss man Dinge tun, im Berufsleben verändert sich das Paradigma der Disziplin im Idealfall hin zu Verantwortung. Man sollte wissen, was wann zu tun ist und einen klugen Umgang mit Energie, Tempo und Dynamik pflegen. Zudem zählt Teamfähigkeit viel mehr als in der Schule: Man kann nur gemeinsam ans Ziel kommen.
Eines der wesentlichsten Dinge, die an Schulen unzureichend erlernt werden, ist Zeitmanagement und das optimale Setzen von Prioritäten. Entdecken Sie Ihre persönlichen Zeitfallen (schlechte Planung, falsche Ziele oder Prioritäten, ständige Störungen, Ablenkungen…). Und ziehen Sie regelmäßig Bilanz über Ihr Zeitmanagement.
Konflikte sind im Berufsalltag nicht zu vermeiden und der Umgang mit ihnen entscheidend für das Fortkommen im Betrieb und die Lebensqualität. Allerdings bereiten Pädagogen junge Leute nur unzureichend darauf vor, kein Wunder angesichts der Umstände. Lernen Sie, Mobbing schnell zu erkennen und gehen sie Problemen nicht aus dem Weg. Offenheit, Zuhören, Perspektivenwechsel und geschicktes Reden kann man lernen.
Wissen ist die eine Dimension – doch damit allein wird niemand zur Führungsfigur. Charisma zu entwickeln gelingt einigen Schülern von selbst, aber jeder kann es entwickeln zum Beispiel bei der Beantwortung folgender Fragen: Sind Sie verbindlich in Ihrem Auftreten? Können Sie sich und andere begeistern? Ergreifen Sie die Initiative? Berücksichtigen Sie die Perspektiven anderer? Beherrschen Sie nonverbale Kommunikation? Sind Sie authentisch?
Kommunikation ist das A und O. Überlegen Sie nicht, was Sie sagen wollen – sondern was bei Ihren Empfängern ankommen soll. Widmen Sie Überschriften und Betreffzeilen besonders viel Zeit. Überlegen Sie auch, was Sie beim Schreiben weglassen können. Verlieben Sie sich nicht in Formulierungen.
Wenn man etwas von den US-Amerikanern lernen kann, dann das "Tellerwäscher-Denken". Dass sie die Initiative ergreifen in dem Glauben, alles schaffen zu können. Haben Sie Mut, entdecken Sie Ihre Antreiber und glauben Sie an sich!
Die Buchautoren weisen auch darauf hin, dass es Defizite gibt bei der Vorbereitung der jungen Menschen im Hinblick auf den Umgang mit ihrem Körper: Ernährung, Bewegung, Alkohol und Rauchen. In einem der Gastbeiträge geht es um diese Faktoren, die einer erfolgreichen Karriere sehr oft im Wege stehen.
Der Grund für die Unsicherheit: Die jungen Talente wollen beim Berufseinstieg an die Hand genommen werden. "Die Absolventen geben sich anscheinend gerne damit zufrieden, als Trainee weniger Verantwortung zu tragen, unverbindlich in viele Unternehmensbereiche hineinschnuppern zu können und von einer guten Betreuung zu profitieren", sagt Constanze Wachsmann, Personalberaterin und Leiterin des Dresdner Büros von Kienbaum. Das unverbindliche Schnuppern wird von Unternehmen allerdings nicht so gerne gesehen. Wer von der Uni kommt, soll ein klares Profil haben und wissen, was er kann und will. "Das sucht man beim Großteil des Absolventenjahrgangs 2015 vergeblich", so Wachsmann.
Also heißt es für Unternehmen nicht nur, die Work-Life-Balance zu optimieren und Betriebskitas einzurichten, sondern auch die Berufseinsteiger entsprechend zu betüddeln. Am wichtigsten ist den Absolventen die persönliche Betreuung während des Traineeships, an zweiter Stelle folgt die Vielfältigkeit der Tätigkeiten und am drittwichtigsten sind den Absolventen gezielte Personalentwicklungsmaßnahmen.
"Die Studierenden sehen das Traineeship als Deal: Sie sind gut ausgebildet und stellen teilweise Gehalt und Sicherheit hinten an. Dafür wollen sie aber auch einen Mentor an ihrer Seite, spannende und abwechslungsreiche Inhalte und eine Perspektive", sagt Wachsmann. Arbeitgeber sollten also auf die Anforderungen der Absolventen eingehen und ihnen eine Mischung aus Vielfalt, Perspektiven und guter Betreuung beim Berufsstart bieten.