Wenngleich laut aktuellen Medienberichten Personal an Gerichten in mehreren Bundesländern teils drastisch fehlt, sind es die Jobs in Kanzleien und Unternehmen, die unter Bewerbern heiß begehrt sind. Eine Anstellung in Großkanzleien, allen voran Freshfields Bruckhaus Deringer, oder in der Rechtsberatung in einem (Groß-) Konzern zählt laut azur-Liste 2013 zu den absoluten Wunschzielen vieler Absolventen.
Arbeitswelt Jura im Überblick
Der Arbeitsmarkt für Juristen gilt allgemeinhin als relativ ausgeglichen. „Im Vergleich zu anderen Branchen ist der Rechtsdienstleistungsmarkt relativ konjunktur- und saisonunabhängig. Die internationale Wirtschafts- und Finanzkrise hatte bislang kaum Auswirkungen auf die Gesamtnachfrage nach Rechtsdienstleistungen in Deutschland und erfreut sich – gemessen am Umsatz – einer guten wirtschaftlichen Entwicklung“, so heißt es in der Zukunftsstudie 2030 des Deutschen Anwaltsvereins (DAV). Auch die Bundesagentur für Arbeit (BA) bezeichnet Arbeitslosigkeit unter Juristen als Randerscheinung. Im vergangenen Jahr lag die Arbeitslosenquote 4 Prozent unter der des Vorjahres. Gleichzeitig sei die Zahl der gemeldeten Stellen gestiegen.
Probleme bereitet hingegen, dass immer mehr Juristen auf den Markt drängen. Die Anwaltschaft expandiert. Mehr als 160.000 zugelassene Rechtsanwälte gibt es derzeit nach Angaben des DAVs in Deutschland. Das sind über 1,5 Prozent mehr als noch im Vorjahr. Und rund 40.000 mehr als noch vor 10 Jahren. Immer wieder ist von einer Juristenschwemme die Rede.
Die hohe Nachfrage von Seiten der Jobsuchenden im Vergleich zum Stellenangebot belegt auch der Stellenindex des WiWo-Jobturbos (siehe Grafik). Das Stellenangebot für Juristen erweist sich nach einer Talfahrt in Frühjahr und Sommer in den letzten Monaten allerdings wieder konstant. Der Stellenindex beruht auf der Auswertung der Stellenangebote der bundeweit bedeutendsten Stellenbörsen, Zeitungen und Karriereportalen der Top-Unternehmen.
Wo gibt es die Jura-Jobs?
Im Grunde können Juristen in Rechtsabteilungen jeglicher Branchen von Versicherungen und Banken bis hin zu Energiekonzernen Fuß fassen. Regional betrachtet sind es die Bankenmetropole Frankfurt, München und Düsseldorf, in denen zahlreiche Jura-Jobs zur Verfügung stehen. Auch in Berlin und Hamburg ist die Jobdichte hoch (Quelle: Jobturbo).
Steuerrechtler stehen hoch im Kurs. Vakanzen großer Steuerberatungs- oder Wirtschaftsprüfgesellschaften wie PWC, Deloitte oder Ernst & Young dominieren neben Kanzleien den aktuellen Stellenmarkt. Alternativen bieten die Rechtsabteilungen von Versicherungen, Banken, Chemie- und Pharmakonzerne oder auch die Automobilindustrie. Im öffentlichen Bereich stellen städtische Institutionen, Behörden aber auch Verbände und Organisationen ein.
Effizientere Jobsuche
Praktisch für alle Bewerber und Wechselwillige mit juristischem Background oder einfach nur für diejenigen, die den Jura-Arbeitsmarkt im Auge behalten möchte: Der Wiwo Jura-JobAgent liefert passgenau freie Stellen aus Wirtschaft oder öffentlicher Hand. Die Nutzung für Abonnenten ist simpel. Die Angabe der E-Mail-Adresse, des gewünschten Rechtsgebiets, des Wunschorts und der Berufserfahren reichen aus, die aktuellsten Jobs landen regelmäßig im Posteingang.
Der JobAgent deckt rund 90 Prozent der bundesweit verfügbaren Jura-Jobs ab. Dazu recherchiert er in sämtlichen Stellenanzeigen der bundesweit größten Jobbörsen, Zeitungen und Karriereseiten der Top-Unternehmen.
Praxiserfahrung ist wichtig
Die Jobs in der freien Wirtschaft, in Boutiquen und Kanzleien sind ebenso begehrt wie umkämpft. Arbeitgeber können sich die besten Kandidaten herausfischen. Was für die optimale Positionierung auf dem Arbeitsmarkt wichtig ist, fasst die Daniel Schollmeyer von der Personalberatung Schollmeyer & Steidl Legal zusammen: „Neben überdurchschnittlichen Examina werden fast überall sehr gute Englischkenntnisse, eine Spezialisierung und erste praktische Erfahrungen im Fachgebiet erwartet.“
Eigentlich ist es für Juristen eher unüblich, Praktika zu absolvieren. Dennoch raten Karrierecoaches zu diesem Schritt. Denn wer zum Beispiel den Einstieg in einem Wirtschaftsunternehmen ansteuert, tut gut daran, so früh wie möglich spezifische praktische Erfahrungen zu sammeln. Dazu lässt sich auch die Wartezeit auf einen Referendariats-Platz nutzen. Die Commerzbank beispielsweise bietet innerhalb ihrer Rechtsabteilung nicht nur Praktikantenplätze sondern auch Trainee-Programme speziell für Juristen an. Oder aber die Wahlstation des Rechtsreferendariats wird direkt in die Rechtsabteilung eines Wirtschaftsunternehmens gelegt.
Der Blick in die Jobturbo-Statistik zeigt: Regelmäßig schalten zahlreiche Unternehmen Offerten für ein Rechtsreferendariat. Zu den Top-Unternehmen auf der Suche nach juristischem Nachwuchs zählten im vergangenen Monat PWC, Allianz, Metro AG, Siemens oder auch Daimler. Neben den Schwerpunkten Arbeitsrecht und Personal, Steuern oder Wirtschaftsrecht bieten auch Energieversorger Einblicke ins Energie- oder Kartellrecht.
Alternative Staatsdienst
Wer als Volljurist über zwei Prädikatsexamina und im Idealfall noch über eine Promotion verfügt, der hat derzeit gute Karten, den Weg in Richtung Staatsanwalt oder Richter einzuschlagen. Der eingangs beschriebene Personalmangel an Gerichten führe nach dem Deutschen Richterbund (DRB) zusehends zur Verschlechterung der Bedingungen in der Rechtsprechung, Prozesse verzögern sich. Der DRB spricht von bundesweit von ca. 2.000 unbesetzten Stellen. Allein in NRW seien es bereits rund 700.