Utopische Forderungen So bekommen Sie garantiert keinen Job

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Wie Forderungen durchgesetzt werden

So ermitteln Sie Ihren Marktwert
Den eigenen Marktwert ermitteln Berufseinsteiger leider nicht nur im Internet auf Portalen für Gehaltsvergleiche. Wer wissen will, wie viel er für seine Arbeitszeit verlangen kann, muss schon tiefer graben. Da können Gespräche mit erfahrenen Personalern und Führungskräften genauso nützlich sein wie mit Menschen aus dem eigenen Alumni-Netzwerk oder Experten auf Jobmessen. Dafür sollte der Berufseinsteiger folgende zehn Fragen beantworten können. Erstens: Wie gut sind die im Studium erbrachten Leistungen und wie gut ist der eigene Abschluss in den fachlich relevanten Studienfächern. Quelle: dpa
Wichtig ist, dass sie neben auswendig gelerntem Fachwissen auch tatsächlich fit in Ihrem Fach sind und Ihre Stärken und Schwächen kennen. Quelle: Fotolia
Neben den Noten spielen aber auch Zusatzkurse und Fortbildungen eine Rolle. Berufseinsteiger müssen sich immer fragen, welche Kompetenzen sie über ihren Abschluss hinaus bieten können. Die erhöhen nämlich den Marktwert. Quelle: Fotolia
Dazu gehört auch, ob es neben dem Studium ein soziales oder auch politisches Engagement gegeben hat. Wer solche sozialen Kompetenzen beweisen kann, hat Vorteile gegenüber den anderen Berufseinsteigern. Quelle: dpa
Entscheidend ist auch die praktische Erfahrung eines Bewerbers. Nur Universität alleine macht noch nicht viel her: Entsprechende Praktika können sehr wertvoll sein. Nicht nur für den eigenen Marktwert, sondern auch für einen leichteren Start ins Berufsleben. Quelle: Fotolia
Grundsätzlich sollten Berufseinsteiger ihre außeruniversitären Aktivitäten belegen können. Gute und aussagekräftige Referenzen sind das A und O. Quelle: Fotolia
Eng verknüpft mit den Referenzen ist die eigene Reputation, die den Marktwert erheblich beeinflussen kann. Wird Ihr Name mit bestimmten Themen in Verbindung gebracht, die dem Unternehmen nützlich sein können, ist das viel wert. Quelle: Fotolia

"Wer sich als "Berufseinsteiger" definiert, hat den ersten Fehler schon begangen: Eine wichtige Aufgabe der Bewerbung ist es, dass man Erfahrungen nachweist, zum Beispiel durch Praktika oder durch berufsnahe Seminararbeiten", weiß Wehrle. Auch Skubella rät zu Praktika oder Werksstudententätigkeiten. Ein Studium alleine macht nämlich noch keinen guten Mitarbeiter. Und wer noch nie etwas in der entsprechenden Branche geleistet hat, braucht auch nicht auf ein hohes Gehalt hoffen, wie Wehrle sagt. "Praxisbezug ist das beste Argument für einen stolzen Preis."

Bewerbungsstrategien für den Traumjob

"Was die Verhandlung angeht, ist Fingerspitzengefühl gefragt", warnt er. Genauso ist der Zeitpunkt entscheidend. Die eingangs erwähnte amerikanische Philosophiestudentin hätte ihre Forderungen vielleicht sogar durchsetzen können, hätte sie diese erst im Vorstellungsgespräch und nicht vorab per E-Mail geäußert. "Grundsätzlich sollte niemand schon im Anschreiben Forderungen stellen. Das Anschreiben ist dazu da, sich zu verkaufen und zu erzählen, wer man ist und was man kann und warum man diese Stelle haben möchte und ihr auch gewachsen ist", betont Skubella.

Wie man auf schräge Fragen antwortet
"Welches Küchengerät wären Sie gerne?"Bewerbungsgespräche sind Kennenlern-Situationen. Beide Seiten gehen auf Tuchfühlung und wollen wissen: Wer ist das eigentlich, der mit uns zusammenarbeiten möchte? Schräge Fragen haben daher die Funktion, herauszufinden, wie kreativ, humorvoll und einfallsreich man ist. Es gilt, was in der Verkäuferwelt immer gilt - man darf nichts persönlich nehmen, und daher auch niemals schnippisch auf schräge Fragen reagieren. Wer es doch tut, ist schnell raus. Bei der Frage kann man also zunächst verdutzt dreinschauen - und dann seine Kreativität unter Beweis stellen: "Ich könnte der Wasserkocher sein: Verlässlich mache ich meine Arbeit, immer auf Knopfdruck". Alle folgenden Fragen wurden tatsächlich in Vorstellungsgesprächen gestellt. Quelle: obs
"Wie würden Sie Ihr Erinnerungsvermögen einschätzen?"Bewerber müssen sich auf das jeweilige Unternehmen vorbereiten, bei dem sie sich beworben haben. Unvorbereitet in ein Jobinterview zu gehen, endet selten mit einer Einstellung. Und Stresssituationen sollten geübt sein - ein vorheriges Training mit einem Kumpel, der mittels einem Frage-Antwort-Spiel künstlich Druck erzeugt, kann helfen. Ehrliche Antworten sind natürlich nur von Vorteil. Wer pokern möchte, sollte das gut machen. In diesem Fall hilft als Antwort: Eine schöne Kindheitserinnerung als Beispiel für das Erinnerungsvermögen. Natürlich mit der passenden Begründung. Quelle: Fotolia
"Was ist Ihr Lieblingssong? Singen Sie ihn für uns!" Auch wenn man kein geborener Pavarotti ist: einfach mal losträllern. Das beweist Mut zum Risiko. Quelle: dapd
"Schätzen Sie, wie viel Fenster es in New York gibt"Hier gilt: Kurz das mathematische Denken einschalten und grob schätzen. Keine Antwort bedeutet: Der Bewerber hat keine Vorstellungskraft. Im schlimmsten Fall erscheint der Bewerber dann einfallslos. Eine richtige Antwort gibt es eh nicht. Die Art und Weise, wie man reagiert, ist ausschlaggebend: Zu beweisen, dass man souverän reagiert, zum Beispiel. Quelle: dapd
"Benennen Sie den Winkel des Uhrzeigers, wenn es 11:55 ist"Die Frage mag überraschend, doch auch hier möchte der Interviewer eine kreative, wenn möglich richtige Antwort hören. Der Bewerber sollte das Bildgedächtnis einschalten. Und bestenfalls mit geometrischen Grundkenntnissen aufwarten. Die Antwort "ein spitzer Winkel" wäre zumindest nicht falsch. Quelle: dapd
"Der Chef kommt rein und bietet Ihnen eine Million Euro an, mit der Sie Ihre beste unternehmerische Idee verwirklichen können. Welche Idee wäre das?" Stottern wäre jetzt fatal. Eine vorformulierte Phrase allerdings auch. Hier gilt wieder: Kreativität anschmeißen, kurz nachdenken - und dem Interviewer eine Antwort auf dem Tisch servieren, die eine tatsächliche unternehmerische Phantasie zur Schau stellt. Quelle: Fotolia
"Woran denken Sie, wenn Sie alleine in Ihrem Auto sitzen?" Auch hier gilt: eine kreative Antwort ist die einzig richtige Antwort. Am besten man baut ein Bild auf: Feierabendverkehr, das Auto steckt fest und der Bewerber denkt am liebsten darüber nach, wie er den Salat am Feierabend garniert. Unglaubwürdig wäre es zu sagen: "Ich bereite im Kopf schon das nächste Meeting vor". Warum? Weil man sich damit in die Seelennähe eines Workaholics bringt. Quelle: dpa

Darüber hinaus macht der Ton die Musik. Mit "ich will aber" hat es schon zu Kindergartenzeiten nicht funktioniert, wieso sollten also Erwachsene ihren Willen bekommen, wenn sie es auf die Art versuchen? Skubella rät allen, lieber zu fragen: "Wie sieht es mit vermögenswirksamen Leistungen aus, gibt es eine betriebliche Altersvorsorge? Wie flexibel kann ich hier arbeiten? Gibt es Homeoffice? Gibt es Weiterbildungsmaßnahmen? Welche? Wann kann ich mich für eine Weiterbildung eintragen? Oder auch: Kann ich an internationalen Tagungen teilnehmen?" Das komme deutlich besser an, als Forderungen nach Vergünstigungen, mehr Geld und flexibleren Arbeitszeiten. Vor allem entstehe so ein Gespräch, bei dem der Bewerber schon spüren könne, wie der Personaler auf die einzelnen Themen reagiere. Wer bei flexiblen Arbeitszeiten schon zusammen zuckt, ist wahrscheinlich auch kein großer Freund des Homeoffices. "Jedenfalls sollte man nicht zu offen ins Gespräch gehen, schließlich kennt man sich nicht. Das sollte man sich immer bewusst machen", warnt sie.

Aus Karrierecoach Wehrles Sicht ist es außerdem ratsam, nicht nur über das Grundgehalt zu sprechen, sondern auch über Leistungsprämien. "Dann spürt die Firma, dass sie eine besondere Gegenleistung erwarten darf."

Und auf ein Geben und Nehmen kommt es nun einmal auch im Vorstellungsgespräch an. "Die alleinerziehende Mutter, die an zwei Tagen früher gehen muss, sollte also anbieten, vielleicht an anderen Tagen länger zu bleiben, oder auch von zuhause aus etwas zu machen", rät Skubella. Schließlich ist sie in diesem Fall noch nicht im Unternehmen etabliert und niemand weiß, ob sie so gut und schnell arbeitet, dass der frühere Feierabend überhaupt nicht ins Gewicht fällt.

Einen ganz wichtigen Rat hat Wehrle noch für alldiejenigen, denen demnächst ein Vorstellungsgespräch oder eine Gehaltsverhandlung ins Haus stehen: "Verhandeln funktioniert nicht logisch, sondern psychologisch. Also immer mehr fordern, als man tatsächlich haben möchte - das verschafft dem Gegenüber einen Verhandlungsspielraum."

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