Vorstellungsgespräch So kommt man durchs Bewerbungsgespräch

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"Jeder muss selbst entscheiden, wie viel Privates er äußert"

Was ist da eine gute Antwort?

Jedenfalls nicht, den Lebenslauf herunterzubeten. Denn das ist der Moment, um darzulegen, inwiefern die eigenen Erfahrungen, Fähigkeiten und Persönlichkeit dem Unternehmen nutzen können. Im Grunde ist es nichts anderes als die Aufforderung: "Nennen Sie mir Argumente, warum ich Sie einstellen soll." Eine Riesenchance!

20 fiese Fragen, 20 clevere Antworten im Vorstellungsgespräch

Die alle anderen auch nutzen.

Die wenigsten tun es tatsächlich. Mein Eindruck ist: Rund 60 Prozent der Bewerber erzählen auf diese Frage hin ihren Lebenslauf nach, weitere 20 Prozent fragen unsicher nach, ob man etwas Privates oder etwas Fachliches hören will, und etwa zehn Prozent schildern in den schillerndsten Farben Hobbys und Reisen, ohne das auf die Stelle zu beziehen. Nur zehn Prozent liefern tatsächlich anschauliche, auf ihren Lebenslauf bezogene Argumente, um ihnen die Stelle zu geben.

Wie sollten Bewerber mit heiklen Themen umgehen? Sollten sie es ansprechen, wenn sie zum Beispiel Überstunden ablehnen? Schließlich könnte das ihre Aussichten verringern.

Andererseits müssen die Vorstellungen des Bewerbers zu denen des Unternehmens passen und umgekehrt. Sonst wird keine Seite glücklich. Wenn jemandem ein Thema wichtig ist, ob heikel oder nicht, kann er es ruhig ansprechen – nur nicht in zu dogmatischem Ton. Also nicht sagen: "Überstunden kommen für mich nicht infrage", sondern besser fragen, wie das Unternehmen zu dem Thema steht. Von vielen Unternehmen hört man, dass ihnen das Thema Work-Life-Balance wichtig ist. Da muss man nachhaken, wie das konkret gestaltet wird.

Klassische Fragen in englischsprachigen Vorstellungsgesprächen

Erzählen können Firmen viel.

Oft gibt es nach dem Gespräch aber noch die Möglichkeit, einige Mitarbeiter kennenzulernen. Die kann man ja fragen, wie eine typische Arbeitswoche aussieht.

Job und Leben hängen eng zusammen – wie persönlich darf ein Vorstellungsgespräch werden?

So persönlich, wie es dem Bewerber angemessen erscheint. Die Firmenvertreter dürfen nicht nach dem Privatleben fragen. Jeder muss selbst entscheiden, wie viel Privates er äußerst. Einen Seelenstriptease sollte man nicht hinlegen, aber das Bild wird runder, wenn man ein paar Einblicke gewährt. Zum Beispiel, dass der Partner auch in der Branche arbeitet, oder dass man von einem Bauernhof im Saarland stammt. Es kommt auch darauf an, wie sich der Interviewer verhält: Erzählt er auch mal was von sich? Oder sitzt er mit Pokerface da? In diesem Fall sollte man sich selbst auch zurückhalten.

Ist es sinnvoll, im Gespräch nach der Stimmung im Unternehmen und dem Umgang miteinander zu fragen?

Das kann man machen und bekommt als Antwort die offizielle Version. Viel wichtiger ist es, Augen und Ohren offen zu halten: Wie spricht die Chefin mit der Sekretärin? Kollegial oder von oben herab? Grüßen sich die Leute auf den Gängen, wird gelacht, oder ist alles frostig und steif? Man kann auch bei Bewertungsportalen wie kununu.com reinschauen. Wer in der Nähe wohnt, kann sich mittags in die Pizzabude an der Ecke stellen oder mit dem Pförtner reden. Mit ein bisschen Glück erfährt man da einiges. Da darf man ruhig ein wenig kreativ sein.

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