„Hast Du Lust, in einem dynamischen Team zu arbeiten? Dann bewirb Dich bei uns!“ Die Deutschen duzen zwar ihre Kollegen - und manche auch ihren Chef, von einem fremden Personaler oder Abteilungsleiter wollen sie aber nicht geduzt werden. Zumindest sagten 35 Prozent der Teilnehmer an einer Umfrage von CareerBuilder, einem Anbieter von Recruiting-Tools, dass sie das eher abschreckt. 38 Prozent ist die Anredeform egal, wirklich positiv wirkt das Duzen nur auf 26 Prozent.
Dabei soll das "Du" in Stellenanzeigen Bewerber von der angenehmen und offenen Arbeitsatmosphäre eines Unternehmens überzeugen. Wenn das nur bei einem Viertel der Bewerber verfängt, sollten Unternehmen ihre Bewerber lieber Siezen.
Hinzu kommt: Der angehende Informatiker, der ein Praktikum sucht, findet das "Hey du" in der Ausschreibung vielleicht noch ganz nett.
"Bewirb dich bei uns" - Müssen Sie den Personaler jetzt siezen oder duzen?
Deutsche Bewerber stecken in der Klemme, wenn sie immer häufiger in Stellenanzeigen geduzt werden. „Hast Du Lust, in einem dynamischen Team zu arbeiten? Dann bewirb Dich bei uns!“ Wie antworten Sie in diesem Fall professionell und angemessen? Eins vorweg: Richtig oder falsch gibt es nicht, wohl aber verschiedene Möglichkeiten.
Quelle: Careerbuilder
Wer geduzt wird, kann zurückduzen: „Liebe Petra, ich würde mich freuen, wenn ich mich bei Euch persönlich vorstellen darf.“ Eine Ausnahme gibt es aber: Wenn es sich um eine Stellenanzeige zum Beispiel für ein Praktikum oder eine Berufsausbildung handelt, die sich ganz konkret an Schüler und Jugendliche richtet, sollten diese den Personaler trotzdem konventionell siezen. Die Ansprache per „Du“ wurde mit hoher Wahrscheinlichkeit deshalb gewählt, weil sich junge Menschen zwischen 16 und 18 Jahren mit dem formellen „Sie“ nicht angesprochen fühlen.
Wie gesagt: Sie dürfen das „Du“ aus der Stellenanzeige gern annehmen, Sie müssen aber nicht. Es macht keinen Sinn, sich bereits im Anschreiben total zu verbiegen, um vermeintlichen Erwartungen zu genügen. Wenn Sie sich unwohl damit fühlen, den (unbekannten) Personaler zu duzen, dann sollten Sie das auch nicht tun. Einige Experten empfehlen zum Beispiel, in zwei kurzen Sätzen zu erläutern, dass Sie lieber bei der formellen Ansprache bleiben. Das zeigt, dass Sie die Anzeige gewissenhaft gelesen und sich mit dem Thema auseinandergesetzt haben.
Sind Sie einfach unsicher, weil Sie sich nicht vorstellen können, dass sich in diesem Unternehmen tatsächlich alle duzen oder ist Ihnen der Job so wichtig ist, dass Sie bei im Anschreiben kein Risiko eingehen wollen, dann können Sie immer noch zum Telefon greifen. Ein Anruf beim Personaler bringt Ihnen Klarheit und Sie keineswegs in Verlegenheit. Es beweist, dass Sie in Ihrer Bewerbung keinen Fehler machen und alle Chancen auf den Job wahren wollen.
Für Unentschlossene gibt es noch den Mittelweg. Der muss nicht unbedingt „golden“ sein, vielleicht attestiert Ihnen mancher auch mangelnde Entscheidungsfreude. Sie sprechen den Personaler mit Vornamen an, siezen ihn oder sie dann aber im weiteren Textverlauf. Eine Umgangsvariante, die auch in der Praxis zum Teil üblich ist. Alternativ können Sie statt einer konkreten Person auch das Team ansprechen. „Liebes XY-Team, ..] gerne möchte ich mich persönlich bei Euch vorstellen.“ Das ist etwas unpersönlicher aber trotzdem nicht steif. Egal ob „Du“ oder „Ihr“ – bitte kommen Sie nicht auf die Idee, das Anschreiben mit „Viele Grüße Dein Matthias“ oder „Bis bald Eure Katrin“ zu beenden. Das wäre dann wirklich zu viel des Guten. Ein „Mit freundlichen Grüßen“ plus Ihr Vorname ist die bessere Wahl.
Gerade bei erfahrenen Kandidaten könnte das Du in der Stellenanzeigen jedoch befremdlich wirkt. Denn diese sind in einer Siezkultur aufgewachsen, in der ungefragt zu Duzen als respektlos gilt und die nötige Wertschätzung vermissen lässt. Deshalb sollten Unternehmen nicht vergessen, dass sie sich mit ihrer Stellenanzeige bei potenziellen Kandidaten verschiedenen Alters bewerben.
Abgesehen davon pflegen aber immer mehr Unternehmen wie Otto, IKEA oder H&M eine Duzkultur – sowohl in der Belegschaft als auch hierarchieübergreifend. Das machen sie gerne in ihren Stellenanzeigen deutlich, um potenzielle Bewerber von der angenehmen und offenen Arbeitsatmosphäre zu überzeugen. Das „Du“ ist also eine Einladung, sich zugehörig zu fühlen.