Auf die Bewerbung folgte die Einladung zum Vorstellungsgespräch und damit zwangsläufig die Frage, wie viel Geld ein Bewerber verlangen kann und soll. Soll man gleich beim ersten Gespräch mit den Gehaltsvorstellungen herausrücken oder warten, bis der Personaler fragt?
Sollte man eine fixe Summe nennen oder doch lieber eine Gehaltsspanne - und wo liegt die untere Grenze? Wenn es um den Klassiker des Vorstellungsgesprächs geht, wird es vielen Jobsuchenden erst einmal ganz anders.
In den USA haben kürzlich mehrere Unternehmen beschlossen, diese Last von ihren Bewerbern zu nehmen und den Gehaltspoker zu verbieten.
Statt der Verhandlung gilt bei Reddit, Jet.com, Magoosh und Elevations Credit Union künftig das Prinzip: "Friss oder stirb" - wer mehr Geld will, muss eben zur Konkurrenz gehen. So kann auch niemand aufgrund seines schlechten Verhandlungsgeschicks benachteiligt werden. "Menschen, die dasselbe leisten, sollten auch gleich bezahlt werden", sagte Reddit-Chefin Ellen Pao.
Das zweite Vorstellungsgespräch ist für die Gehaltsfrage ideal
Einer Studie des Personaldienstleisters Robert Half zufolge dürfen deutsche Kandidaten in Bewerbungsprozessen dagegen selbstbewusst auftreten und die eigenen Gehaltsvorstellungen von sich aus ansprechen. Als idealen Zeitpunkt für die Frage zur Vergütung nennt die Mehrheit der befragten Personalverantwortlichen (47 Prozent) die zweite oder darauffolgende Bewerbungsrunden.
Lediglich vier Prozent der befragten Personaler sind der Ansicht, Gehaltsdiskussionen sollten stets vom Unternehmen initiiert werden.
Die wichtigsten Tipps für Gehaltsverhandlungen
Überraschen Sie Ihren Vorgesetzten nicht mit einer Gehaltsforderung. Vereinbaren Sie ein Gespräch und machen Sie deutlich, dass Sie über eine Gehaltserhöhung sprechen möchten. Der beste Zeitpunkt für eine Gehaltsverhandlung bietet sich vor allem dann an, wenn Sie ein Projekt erfolgreich abgeschlossen, einen Neukunden gewonnen haben oder die Personalbudgets erhöht wurden.
Sammeln Sie im Vorfeld schlagkräftige Argumente für die Gehaltsverhandlung. Welche Erfolge haben Sie seit Ihrer letzten Gehaltserhöhung erzielt? Hat sich Ihr Aufgabenbereich verändert? Haben Sie Teamverantwortung oder Aufgaben, die nicht direkt zu Ihrem Verantwortungsbereich gehören, übernommen? Ihre Argumente müssen Ihre Forderung stützen, wenn Sie wollen, dass sie erfüllt wird.
Informieren Sie sich über marktübliche Gehälter von Fachkräften mit ähnlicher Qualifikation und Berufserfahrung.
Ist aktuell keine monetäre Gehaltserhöhung möglich, sollten Sie nach Zusatzleistungen oder anderen Verbesserungen, wie Zuschüsse zur Weiterbildung, mehr Urlaub oder flexible Arbeitszeiten, fragen. Zeigen Sie Ihrem Arbeitgeber, dass Sie eine Lösung finden möchten, die für beide Seiten akzeptabel ist.
Wichtig ist, bleiben Sie während des gesamten Gesprächs freundlich und professionell. Dies gilt insbesondere dann, wenn aus bestimmten Gründen derzeit keine Gehaltserhöhung möglich ist. Fragen Sie, wann der richtige Zeitpunkt ist, das Thema erneut anzusprechen. Und in der Zwischenzeit sollten Sie weiter daran arbeiten, Ihre Performance zu verbessern und Ideen einzubringen, die das Unternehmen voranbringen.
Hinzu kommt, dass sich Verhandlungen hierzulande auszahlen: "Die Erfahrung zeigt, dass Bewerber bei einem Arbeitgeberwechsel bis zu zehn Prozent mehr Gehalt fordern können", weiß Sven Hennige, Senior Managing Director bei Robert Half.
Entsprechend sind die Aussicht auf bessere Karriereperspektiven oder höhere Gehälter die wichtigsten Gründe für einen Jobwechsel.