Karriere 40 Köpfe, auf die Sie 2011 achten sollten

Seite 3/4

Jan Ehrhardt, Ursula von der Leyen, Julian Assange Quelle: PR, AP, dpa

Jan Ehrhardt Jahrelang zerbrach sich die Branche den Kopf, wer die Nachfolge von Jens Ehrhardt antreten könnte. Der 68-jährige Gründer von Deutschlands größter unabhängiger Vermögensverwaltung DJE Kapital schien unersetzbar, kein potenzieller Nachfolger hielt es lange im Unternehmen aus. Doch nun zeichnet sich eine Lösung ab: Der 35-jährige Sohn des Chefs soll zum Thronfolger aufgebaut werden. Noch bestimmt zwar sein Vater die Strategie und segnet alle wichtigen Entscheidungen ab. Doch betreut Junior Jan bereits einen Aktienfonds mit einem Volumen von 1,3 Milliarden Euro. Und in Zukunft dürfte seine Verantwortung deutlich wachsen: Insgesamt verwaltet das Unternehmen rund zehn Milliarden Euro und beschäftigt knapp 100 Mitarbeiter – mehr als viele Banken.

Ursula von der Leyen Die Arbeitsministerin ist derzeit das größte rhetorische Talent in der CDU. Bei der Hartz-IV-Reform vollbrachte die 52-Jährige das Kunststück, die Regelsätze nur minimal zu erhöhen. In der Union wird die politische Quereinsteigerin, der man anfangs mangelnden konservativen Stallgeruch nachsagte, längst als Kandidatin für beinahe alles gehandelt: Bundespräsidentin ist sie zwar nicht geworden, aber wenn die CDU in diesem Jahr desaströs bei den Landtagswahlen abschneiden würde, gilt Ursula von der Leyen als Alternativkandidatin für den Parteivorsitz.

Julian Assange Für die einen ist er ein Denunziant und Staatsfeind, für die anderen ein Heilsbringer und Freiheitskämpfer, der Missstände aufdeckt – selbst dann, wenn es weh tut. Auch ihm persönlich. Jüngst taufte die italienische Ausgabe des US-Magazins „Rolling Stone“ den Wikileaks-Chef deshalb zum wahren „Rockstar“ des Jahres 2010. Kaum einer hat die Welt so polarisiert wie der 39-jährige Australier. Und auch wenn er zurzeit in England auf Kaution festgehalten wird: 2011 wird Assange noch mehr von sich reden machen. Noch immer fordert Schweden hartnäckig seine Auslieferung. Entscheidender aber ist die Frage, ob die USA ein Gesetz finden, um den Wikileaks-Chef vor Gericht zu bringen. Es wäre der Prozess des Jahres, bei dem es um mehr ginge als um die Entblößung einer Nation – sondern um die Pressefreiheit, die Freiheit des Internets und die Grundpfeiler der Demokratie.

Katrin Poleschner Sei frech, gut vorbereitet und argumentiere überraschend – mit diesen Regeln beeindruckte die 27-Jährige auf dem CSU-Parteitag im Oktober. Da trat die Vizechefin der Jungen Union (JU) Bayern gegen eine Frauenquote in der Partei und damit auch gegen Parteichef Horst Seehofer an. „Die Quote ist falsch, und sie ist Unrecht“, sagte Poleschner. In der männerdominierten CSU helfe nur eines: „Meine Damen, das Zauberwort heißt Kandidatur.“ Den Tipp hat der 1,80 Meter große Blondschopf selbst schon mehrfach befolgt. Bei der JU, als Gemeinderätin im Heimatort oder Kreisrätin in Neu-Ulm. Bisher arbeitete sie als Referentin in der CSU-Zentrale in München, dem Vernehmen nach ist sie aber auf dem Sprung in einen Job bei einem Energieunternehmen. Auf Horst Seehofers Förderliste für Nachwuchspolitiker soll sie ganz oben stehen.

Ostap Okhrin Im ICE-Bordrestaurant überzeugte Okhrin die Berliner Statistik-Koryphäe Wolfgang Härdle von seinem Talent. Er holte den damals 22-jährigen Ukrainer, der mit 16 Jahren Abitur und mit 22 den Doktortitel hatte, kurz darauf an die Humboldt-Uni. Dort ist der 26-Jährige seit zwei Jahren Professor für Statistik mit Spezialgebiet Finanzmärkte, deren Verwerfungen er mit seinen Modellen besser voraussagen will – und die ihn 2011 in die Schlagzeilen bringen werden.

Tina Hasenpusch Seit September 2009 leitet die 32-Jährige ebs-Absolventin eine Europatochter der CME Group, einer der größten Börsen für Optionen und Termingeschäften. Die CME Clearing mit Sitz in London sorgt für die Abwicklung von Wertpapiergeschäften. Laut „Wall Street Journal“ gehört Tina Hasenpusch zu den 100 größten Nachwuchstalenten im Finanzsektor.

Stefan Oschmann Ab Januar leitet der 53-jährige Würzburger das Medikamentengeschäft des Darmstädter Pharma- und Chemiekonzerns Merck. Keine leichte Aufgabe: Oschmann muss Forscher auf Trab bringen, die seit mehr als einem Jahrzehnt kein wichtiges Medikament mehr auf den Weg gebracht haben. Erst kürzlich scheiterten die Darmstädter mit der Zulassung des Multiple-Sklerose-Mittels Cladribin in Europa, Pharmachef Elmar Schnee verlässt das Unternehmen. Eine der wichtigsten Pillen, das Darmkrebsmittel Erbitux, hat Merck vom US-Biotechunternehmen Imclone einlizenziert. Oschmann, der vom US-Konzern Merck & Co. kommt und das Pharmageschäft seit zwei Jahrzehnten kennt, muss nun schnell für Erfolgserlebnisse sorgen.

Markus Rieß Im Sommer übernahm er den Chefsessel bei Allianz Deutschland und muss 2011 gleich drei Brandherde löschen: Die Kapitalmärkte werfen nicht mehr genug Renditen ab; die eigenen Vertriebstruppen sind unzufrieden; und bei den Kunden hat der Name Allianz kräftig an Glanz verloren. Bewältigt der 44-Jährige die Aufgaben, stehen dem Aufsteiger, der schon als Vorstand der Allianz Global Investors diente, womöglich noch größere Türen offen.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%