Knigge Stilblüten und Fettnäpfchen in Arabien

Auf welche Regeln Sie im Büro, beim Geschäftsessen, im Alltag und beim Dresscode in Arabien achten sollten.

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Manieren Arabien

Anrede Formell mit Titel und Nachnamen; gesellschaftlicher Status und berufliche Position sind zentral. Die in den Golfstaaten übliche Anrede mit Vornamen (Mr. Hans, Mr. Ahmed) entspricht nicht unserem Duzen. Die respektvolle Anrede setzt sich aus der Bezeichnung Abu (Vater von) oder Umm (Mutter) und dem Namen des erstgeborenen Sohnes (inzwischen auch Tochter) zusammen (Abu Muhammad). Im Schriftverkehr ist der volle Name mit Titel angebracht.

Begrüßung (Mann) Mit as-salamu alaykum („Friede sei mit dir“) und der Antwort – waalaykum as-salam („Auch mit dir sei Friede“) – liegen Sie immer richtig. Auf den Gruß folgt die Frage nach dem Befinden. Die Antwort: „bi-khayr“ („gut“) oder „al-hamdu-lillah“ („Lob sei Gott!“). Wer einen Raum mit mehreren Personen betritt, begrüßt erst den Gastgeber, dann den Ältesten, schließlich die anderen Anwesenden. Dazu gehört ein sanfter (!) Händedruck.

Begrüßung (Frau) Vermeiden Sie Körperkontakt! Arabische Frauen werden – wenn überhaupt – höchst zurückhaltend begrüßt. Warten Sie ab, ob die Dame Ihnen die Hand reicht. Falls nicht, genügt kurzes Kopfnicken. Werden Sie als Frau von arabischen Männern nicht gegrüßt oder gar nicht ins Gespräch einbezogen, ist das Beweis ihrer Ehrerbietung. Als Geschäftspartnerin nimmt man Sie jedoch in Ihrer Rolle ernst, solange Sie nicht persönlich werden.

Dresscode Nachlässige Kleidung bedeutet hier Mangel an Wohlstand und Bildung. Ungeachtet der Temperatur sind Anzug und Krawatte Pflicht, kurze Hosen und Ärmel nur beim Sport erlaubt. Frauen tragen Hosenanzug oder ein Knie bedeckendes Kostüm mit Strümpfen. Bloße Schultern und Oberarme, tiefe Dekolletés oder Beinschlitze sind tabu. In Saudi-Arabien müssen auch nichtarabische Frauen die abaya, das traditionelle schwarze Gewand, tragen.

Einladungen Private Einladungen gelten als höchste Ehre. Stil beweist, wer zunächst zweimal freundlich ablehnt. Denn das Gebot der Gastfreundschaft kann dazu führen, dass Einladungen aus Pflicht ausgesprochen werden. Erst das dritte Angebot ist ernst gemeint.

Essen Brotstücke ersetzen das Besteck. Brot stets mitessen und kein zweites Mal in die Speisen tauchen! Die linke Hand gilt im islamischen Raum als unrein und sollte nicht zum Essen benutzt werden. In konservativen Familien essen Männer und Frauen getrennt. Als Gast wird man stets aufgefordert, mehr zu essen. Sich zu zieren, gehört zum guten Ton. Wenn Sie nicht mehr können, lassen Sie einen Rest auf dem Teller und lehnen Sie dreimal freundlich ab. Nach dem Kaffee ist es Zeit zu gehen. Das Auffordern zum Bleiben ist nur Teil des Rituals. Eine Gegeneinladung wird erwartet.

Gastfreundschaft Sie ist Prüfstein der arabischen Geschäftskultur: Zu jedem Treffen werden Getränke gereicht – Wasser, Tee, Kaffee, Fruchtsäfte. Bieten Sie arabischen Gästen die Erfrischungenmehrmals an, sonst werden sie nichts zu sich nehmen.

Geschenke Beliebt sind Gastgeschenke, die einen persönlichen, regionalen Bezug haben. Tabu ist alles vom Schwein sowie Alkohol. Die stets aufwendig verpackten Geschenke werden erst in Abwesenheit des Schenkenden geöffnet. Nichtgefallen könnte ihn in Verlegenheit bringen.

Hierarchie Achten Sie bei Geschäftstreffen auf Gleichrangigkeit; also CEO zu CEO, Assistent zu Assistent. Ein Treffen mit einem rangniedrigeren Mitarbeiter kann vom arabischen Geschäftspartner als Beleidigung aufgefasst werden.

Indirekte Kommunikation Sagen, was Sache ist, gilt als ungebildet. Faustregel: Sagt ein diplomatischer Araber „ja“, meint er „vielleicht“, sagt er „vielleicht“, meint er „nein“. Hinterfragen Sie Aussagen wie „No problem!“ Und das Wichtigste wird immer am Schluss angesprochen.

IIslam Verständnislose Kommentare über den Islam, seinen Propheten Muhammad und den Koran sind tabu. Ebenso die falsche Bezeichnung „Mohammedaner“. Richtig sind Muslim und Muslima.

Kontaktaufnahme Am besten über Dritte: Gewinnen Sie eine anerkannte Persönlichkeit für Ihr Anliegen. Der Status dieser Person überträgt sich auf Sie.

Verhandeln Feilschen gehört zur Kultur. Planen Sie stets Zeit und Verhandlungsspielraum ein, besonders bei Preisen. Emotionale Ausbrüche aber auch Schweigen gehören zur Show. Auch wenn im Ehrenkodex gilt „Ein Mann – ein Wort“, sollten Vereinbarungen schriftlich fixiert werden. Notfalls verweisen Sie auf formal-organisatorische Gründe.

Visitenkarten Werden mit der rechten Hand überreicht und entgegengenommen, meist nach der Begrüßung. Dank und Respekt für die Karte des Gegenübers sind selbstverständlich. Bitte nichts darauf notieren! 213. Zeitmanagement Von Deutschen wird Pünktlichkeit erwartet. „Ich habe keine Zeit“ wiederum gilt als Beleidigung. Suchen Sie andere Entschuldigungen, beispielsweise familiäre Verpflichtungen. Das wird allgemein akzeptiert und gilt nicht als unprofessionell.

Die wichtigsten Benimm-Regeln im Überblick

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