Konsumopfer, Herdprämie: Röslers Kandidatur für das Unwort des Jahres

"Anschlussverwendung"

Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) hat sich für eine sehr zweifelhafte Auszeichnung beworben - und das unfreiwillig. Am 15. Januar 2013 könnte das von ihm in der Schlecker-Krise geprägte Wort "Anschlussverwendung" zum Unwort des Jahres 2012 gekürt werden. "Das wurde sehr häufig genannt", sagte die Sprecherin der Jury, Sprachwissenschaftlerin Nina Janich von der Technischen Universität Darmstadt. Rösler hatte den von Entlassungen betroffenen Frauen der Drogeriekette Schlecker empfohlen, selbst eine neue Arbeit zu finden und dies als "Anschlussverwendung" bezeichnet.

Sollte er zum Schöpfer des Unwortes 2012 ernannt werden, wäre das wahrscheinlich recht unangenehm für Rösler. Aber zumindest steht er nicht alleine da. Die Unwort-Jury kürt nun schon seit 1991 regelmäßig die Sprachungetümer von Politikern und Medien - mit dem Ziel, auf falsche und ungemessene Formulierungen aufmerksam zu machen. Allein in diesem Jahr gingen bei den sechs Wissenschaftlern 1300 Vorschläge ein, neben der Röslerschen "Anschlussverwendung" auch "Gerechtigkeitsterror", "Sozialromantik" und "Kampfradler" für Fahrradfahrer, die sich zunehmend rücksichtlos verhalten.

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"Dönermorde"

Im vergangenen Jahr wurde im Zusammenhang mit der Mordserie der rechtsextremen NSU das Wort "Dönermorde" publik und landete wegen seiner menschenverachtenden Konnotation unter den Unwörtern des Jahres 2011. Ebenfalls zum Unwort erklärt wurden die Begriffe "Gutmensch" und "Marktkonforme Demokratie".

Vorschläge für das Unwort des Jahres können Bürger übrigens jeweils bis zum 31.12. eines Jahres per E-Mail an vorschlaege@unwortdesjahres.net schicken.

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Integrationsverweigerer

Das von Bundesinnenminister de Maizière in Umlauf gebrachte Wort "Integrationsverweigerer" stellte 2010 die Mehrheit der Migranten als integrationsunwillig dar. "Dass für eine solche Behauptung noch immer eine sichere Datenbasis fehlt und dass der Staat seinerseits für die Integration noch zu wenig tut, wird in den entsprechenden Debatten meist ausgeblendet", monierte die Jury und kürte das Wort zum Unwort des Jahres 2010.

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Betriebsratsverseucht

Im Jahr 2009 "gewann" das Wort "Betriebsratsverseucht" für Unternehmen, in denen der Betriebsrat eine wichtige Rolle spielt und sich für die Belange der Mitarbeiter einsetzt. Die Unwort-Kommission nannte den Begriff eine "skandalöse Diffamierung der Vertretung von Arbeitnehmerinteressen". Ebenfalls zum Unwort 2009 erklärt wurde der Begriff der "intelligenten Wirksysteme". Was so technisch klingt, meint lediglich Hightech-Munition zum Töten von Menschen.

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Rentnerdemokratie
2008 hatte der ehemalige Bundespräsident Roman Herzog den Sprachbock geschossen: Obwohl er selbst saftige Altersbezüge haben dürfte, warnte er wegen einer Rentenerhöhung von 1,1 Prozent vor "einer Rentnerdemokratie, in der die Alten die Jungen ausplündern."

Mit aufs Treppchen schaffte es auch der Begriff der "notleidenden Banken". Hier monierten die Sprachwächter, dass mitten in der Finanzkrise, während ganze Volkswirtschaften wackelten, die Verursacher sprachlich zu Opfern gemacht wurden.

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Herdprämie

2012 wurde sie durchgewunken, 2007 hatte sie es schon zum Unwort des Jahres gebracht: die Herdprämie. Das Wort diffamiert Eltern, insbesondere Frauen, die ihre Kinder zu Hause erziehen, anstatt einen Krippenplatz in Anspruch zu nehmen, kritisierten die Sprachwächter. Genauso wenig Anklang fand der Begriff "Klimaneutral" - auch er wurde zum Unwort 2007 gewählt.

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Konsumopfer

Im Jahr 2006 bezeichneten Medien und Gesellschaft Models, die mit wahnwitzigen - mitunter sogar tödlich endenden Diäten - einem Schönheitsideal der Konsumgesellschaft gerecht werden mussten, als Konsumopfer. Das geht so nicht, befanden die Unwort-Juroren und machten "Konsumopfer" - neben dem Wort "Neiddebatte" zum Unwort 2006.

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Ehrenmord

Im Jahr 2005 wurde der Begriff Ehrenmord zum Unwort des Jahres erklärt. Für die Sprachkritiker steht fest, dass der Begriff Mord eben nicht mit dem Begriff Ehre kombinierbar ist, auch wenn er Bezug nimmt auf die archaische Familienehre, zu deren Rettung meist weibliche Muslima von ihren Brüdern oder Vätern getötet wurden.

Ebenfalls zum Unwort 2005 wurde die Entlassungsproduktivität erklärt. Der Begriff soll umschreiben, dass Unternehmen durch die Kündigung von "überflüssigen Mitarbeitern" Gewinne aus Produktionsleistungen erzielen.

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Begrüßungszentren

Auch im Jahr 2004 wurden zwei Begriffe zum Unwort des Jahres gewählt, die in besonderer Weise Menschen degradieren. Zum einen das Wort "Begrüßungszentrum" für Auffanglager für afrikanische Flüchtlinge. "Diese Wortbildung ist kongenial zu dem schon offiziellen Namen Ausreisezentrum für Abschiebehaftanstalten", schrieb damals die Jury. Genauso misanthropisch empfanden die Sprachwächter den Begriff Humankapital. Dieser mache aus Menschen nur noch ökonomische Faktoren.

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Ich-AG

Im Jahr 2002 schaffte es die Ich-AG, zum Unwort des Jahres zu werden. Der Ausdruck reduziere Selbstständige auf sprachliches Börsenniveau. Im gleichen Jahr wurde auch das bereits erwähnte "Ausreisezentrum" zum Unwort erklärt, das Sammellager meint, aus denen abgewiesene Asylbewerber abgeschoben werden.

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