Lebenserwartung Welche Eigenschaften zu einem langen Leben verhelfen

Wer alt werden möchte, muss vor allem freundlich, gewissenhaft und offen gegenüber seinen Mitmenschen sein, sagt eine Studie. Ganz so einfach ist es aber nicht.

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So schlafen Sie besser ein und stehen morgens entspannter auf
Joggerin in Köln Quelle: dpa
Jemand schaltet ein Smartphone aus Quelle: dpa
Ein kochendes Paar Quelle: Boggy - Fotolia
Eine Hand mit einer Meditationsgeste Quelle: Tran-Photography - Fotolia
Kalender Quelle: Public Domain
Jemand liest ein Buch Quelle: dpa

Dass die Lebensdauer nicht nur mit einer gesunden Lebensweise, sondern auch mit ganz bestimmten persönlichen Eigenschaften zusammenhängt, ist in der Forschung längst kein Geheimnis mehr. Eine der ersten Studien, die einen Zusammenhang zwischen Persönlichkeit und Lebensdauer festgestellt hat, war die des US-Psychologen Lewis Terman. Sie begann bereits in den 1920er Jahren, wurde über seinen Tod hinaus fortgeführt und bis heute immer wieder neu analysiert. Dabei kam heraus, dass sich vor allem drei Eigenschaften positiv auf die Lebenslänge auswirken: Freundlichkeit, Gewissenhaftigkeit und Offenheit.

Wer freundlich ist, hat mehr Erfolg

Warum das so ist, weiß Ursula Staudinger. Sie ist Alternsforscherin und Gründungsdirektorin des Columbia Aging Centers an der Columbia University: „Studien konnten zeigen, dass sehr gewissenhafte Personen akribischer darin sind, ein bestimmtes Gesundheitsverhalten an den Tag zu legen.“

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Es gehe dabei also um ganz konkrete Verhaltensweisen, zum Beispiel die regelmäßige – und damit gewissenhafte - Einnahme von Medikamenten. Ein gewissenhafter Mensch zu sein, bedeute aber auch, sich weniger wahrscheinlich hochrisikoreichen Sportarten oder einem sehr riskanten Fahrstil auszusetzen.

Diese drei Eigenschaften werden in unserer Gesellschaft tendenziell als positiv bewertet. Das ist kein Zufall: „Wer freundlich und umgänglich ist, hat ein größeres Netzwerk an Bekannten und Freunden, die bereit sind, zu unterstützen.“ Wir sind nun mal in fast jeder Situation darauf angewiesen, mit anderen zusammenzuarbeiten – „und je freundlicher ich bin, desto leichter wird es mir fallen, meine Ziele umzusetzen.“

Wer freundlich ist, kann mehr positive Emotionen von anderen und sich selbst erfahren und deshalb auch erfolgreicher sein.

Kontrolle über das eigene Leben

Staudinger nennt außerdem einen weiteren wichtigen Persönlichkeitsfaktor, der sich „Handlungskontrolle“ nennt: Ob also Personen das Gefühl haben, die Kontrolle über ihr eigenes Leben zu haben, oder eher der Meinung sind, dass ihr Leben stark von anderen Personen, von Glück oder Pech abhängt. „Wenn ich in der Tendenz eher dazu neige, die Dinge unter der eigenen Kontrolle zu sehen, dann kann ich positive Lebensumstände auch eher positiv für mich erleben und umsetzen - was sich wiederum positiv auf eine höhere Lebenserwartung auswirken kann.“  Wer hingegen der Meinung sei, wenig Einfluss auf die Dinge zu haben, die ihm oder ihr passieren, könne im Leben weniger für sich nutzen.

Alte Gewohnheiten unterbrechen

Wie nun aber Gewissenhaftigkeit lernen? Veränderungen der Persönlichkeit sind aus Ursula Staudingers Sicht zwar möglich. Man müsse sich jedoch klarmachen: „Die Art und Weise, wie wir die Welt sehen und auf sie reagieren, ist weder angeboren, noch über Nacht entstanden.

Sie hat sich in jahrelangen Wechselwirkungen zwischen meinen Erfahrungen, meiner Umwelt und dem, was ich an bestimmten genetischen Voraussetzungen mitbringe, entwickelt.“ Deshalb könne auch kein guter Vorsatz fürs neue Jahr einfach ungeschehen machen, was über Jahre hinweg gewachsen sei.

Der Blick über den Tellerrand

 „Wenn ich mir wirklich einen neuen Blick auf die Welt angewöhnen will, muss ich mich ein Stück weit umtrainieren und mir selbst immer wieder Umstände schaffen, die eine Veränderung dieser Einstellungen erleichtern“, so Staudinger.

Die häufigsten Todesursachen in Deutschland
Im Jahr 2013 verstarben in Deutschland insgesamt 893.825 Menschen, davon 429.645 Männer und 464.180 Frauen. Wie das Statistische Bundesamt mitteilt, ist damit die Zahl der Todesfälle gegenüber dem Vorjahr um 2,8 Prozent angestiegen. Durch einen Suizid beendeten 10.076 Menschen ihr Leben, wobei der Anteil der Männer mit 73,9 Prozent fast dreimal so hoch war wie der Anteil der Frauen mit 26,1 Prozent. Quelle: dpa
In 10.842 Fällen (4 972 Männer und 5 870 Frauen) war ein Sturz die Ursache für den Tod. Quelle: dpa
Bestimmte infektiöse und parasitäre Krankheiten waren für 18.475 Sterbefälle verantwortlich. Quelle: dpa
3,8 Prozent aller Todesfälle waren auf eine nicht natürliche Todesursache wie zum Beispiel eine Verletzung, einen Unfall oder eine Vergiftung zurückzuführen (34.133 Sterbefälle). Quelle: dpa
Eine deutliche Zunahme um 16,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr ist bei den Psychischen und Verhaltensstörungen festzustellen. Hieran verstarben 2013 insgesamt 36.117 Menschen, davon 14.241 Männer und 21.876 Frauen. In 80 Prozent dieser Sterbefälle war eine Demenzerkrankung die Todesursache. Quelle: dpa
Die Zahl der Sterbefälle infolge von Krankheiten des Verdauungssystems betrug im vergangenen Jahr 40.112. Das entspricht einer Rate von 4,5 Prozent. Quelle: dpa
Mann packt scih an die Brust Quelle: dpa

Wer also gerne anders werden möchte, tatsächlich aber nichts in seinem Leben verändert - im gleichen Job bleibt, die gleichen Freunde, den gleichen Partner hat – dem werde die Veränderung schwer fallen. „All diese Dinge beeinflussen, wer wir sind. Und alles, was meine alten Gewohnheiten unterbricht, erleichtert es mir, neue zu entwickeln.“ So würden zum Beispiel neue Menschen anders auf mich reagieren als meine Freunde, mir auf diese Weise aber auch die Chance geben, mich anders zu verhalten.

Es ist also möglich, die eigene Persönlichkeit zu verändern - unter der Voraussetzung,  dass dafür aus der eigenen Komfortzone ausgebrochen wird. Vor allem muss die Veränderung als langfristiger Prozess verstanden werden. Staudinger warnt außerdem davor, sich im Hinblick auf die Lebensdauer zu sehr an einem Faktor festzubeißen: „Was Langlebigkeit angeht, spielen nicht nur Persönlichkeitseigenschaften eine Rolle.

So bringen Sie mehr Bewegung in Ihren Büroalltag

Es ist immer eine Mischung zwischen dem, wie ich die Welt wahrnehme und auf sie reagiere und dem, was eine Person biologisch mitbringt und welches Gesundheitsverhalten sie an den Tag legt.“

Und worauf sollten wir darüber hinaus achten, um gut alt zu werden? „Wichtig ist ein Sinn im Leben, körperliche Aktivität und ein gesunder Umgang mit Stress.“

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