Auch die klassische Pro-Contra-Liste ist letztendlich eine Entscheidungsstrategie. Je nachdem, ob wir die Spiegelstriche in der Tabelle alle als gleichwertig ansehen oder ihnen verschiedene Gewichte beimessen, vertritt die Pro-Contra-Liste zwei verschiedene Ansätze zur Entscheidungsfindung.
Die Psychologie hält auch noch einen Tipp für die Anwendung der Allzweckwaffe in Entscheidungsfragen parat: Überlegen Sie sich nicht gleichzeitig Pro- und Contra-Argumente. Denn wenn wir gerade dabei sind aufzuzählen, warum es eine extrem dumme Idee ist, den teureren Wagen zu kaufen, fällt es uns viel schwerer, Argumente für den Kauf eben jenes Autos zu finden. Am nächsten Morgen sieht die Welt nicht nur ganz anders aus, es wird Ihnen auch deutlich leichter fallen, Argumente für die höhere Investition zu finden.
Ein etwas neuerer Forschungsansatz beschäftigt sich mit dem, was wir als Bauchgefühl kennen. Wahrnehmungsforscher haben herausgefunden, dass wir nicht nur deutlich mehr Informationen aufnehmen, als uns bewusst ist, wir verarbeiten sie auch noch. Dadurch können wir sie für Entscheidungen nutzen. Durch die breite Informationsgrundlage erscheint diese Strategie sehr sinnvoll.
Besser entscheiden
Hätte eine Fehlentscheidung ernsthafte, unwiderrufliche Konsequenzen? Stehen Jobs auf dem Spiel? Falls nein – dann trauen Sie sich!
Nehmen Sie die Position eines hartnäckigen Kritikers ein: Was können Sie aus seinen Argumenten lernen?
Stellen Sie sich auch mal andere Fragen: Womit rechnen Sie keinesfalls – und wie reagieren Sie, falls es trotzdem passiert?
Schlafen Sie eine Nacht drüber: So kann Ihr Unterbewusstsein das Problem durchdringen.
Seien Sie skeptisch im Hinblick auf Daten und Dogmen: Vielleicht hatte der frühere Erfolg in Wahrheit andere Gründe? Ursache und Wirkung werden gerne mal verwechselt.
Nett rät jedoch davon ab, sich nur auf das intuitive Gefühl zu verlassen: „In unserem Bauchgefühl können sich auch Dinge wie Vorurteile äußern. Deshalb sollten wir auch immer einmal inne halten und uns fragen, woher das Gefühl kommt.“ Auch äußere Umstände können einen starken Einfluss darauf haben, wie wir unsere Entscheidungen treffen. Allen voran sorgt Stress dafür, dass sich unser Verhalten ändert. Wenn wir gestresst sind, neigen wir dazu, in bewährte Routinen zu verfallen.
Das kann dann gut sein, wenn das bewährte Verhalten auch in dieser Situation zum passenden Ergebnis führt. Wenn der chronisch gestresste Manager aber gerade nicht erkennt, dass er den ausgetretenen Entscheidungspfad verlassen sollte, wird das Problem offensichtlich.
Fünf Tipps zur Stressbewältigung
Sagen Sie auch mal „Nein“. Haben Sie gerade keine Kapazitäten für eine neue Aufgabe oder ein Projekt, sagen Sie frühzeitig Bescheid. Selbstverständlich gibt es Situationen, in denen Sie mit „Ja“ antworten müssen. Aber vielleicht hat ein Kollege gerade mehr Zeit oder die Aufgabe ist doch nicht ganz so dringend.
Niemand ist perfekt, stellen Sie daher keine zu hohen und unrealistischen Erwartungen an sich selbst. Damit blockieren Sie sich nur.
Identifizieren Sie die Auslöser. Jeder Mensch gerät durch andere Dinge unter Druck. Um einen Überblick zu behalten, hilft es, sich eine Liste mit seinen persönlichen Stressfaktoren anzulegen. Stört Sie zum Beispiel das ständige „Pling“ eingehender E-Mails, stellen Sie den Computer auf lautlos und bestimmen Sie einen festen Zeitraum, in dem Sie Mails beantworten.
Stress zu unterdrücken, ist auf lange Sicht keine Lösung. Früher oder später wird er wieder hochkommen. Um das zu vermeiden, sprechen Sie darüber mit einem Kollegen und beziehen Sie auch ihren Chef mit ein. Allein das Gefühl, aktiv etwas gegen den Stress zu tun, hilft bei der Bewältigung.
Machen Sie Sport – Bewegung ist eine gute Methode, um Stress entgegenzuwirken, denn durch Sport werden Glückshormone wie Dopamin ausgeschüttet.
Im Alltag hilft schon ein kurzer Spaziergang zur Kantine oder morgens eine Station früher auszusteigen und den restlichen Weg zur Arbeit zu laufen. Nehmen Sie die Treppe statt den Aufzug und laufen Sie zum übernächsten Drucker statt zum nächstgelegenen.
Zusätzlich ändert sich, wie wir die Folgen unserer Entscheidung wahrnehmen. Lob dringt unter Stress deutlich schlechter zu uns durch, negatives Feedback nehmen wir dafür umso intensiver war. Das birgt Konfliktpotenzial.
Wie wir mit Fehlentscheidungen umgehen
Auch wenn Entscheidungen reiflich überlegt scheinen, bewahrt uns das nicht davor, auch mal daneben zu liegen. Bei vielen Menschen entsteht dann ein Zustand, den die Psychologie als kognitive Dissonanz bezeichnet. Vulgo: Wir bereuen die Entscheidung. Um diese innere Spannung zu ertragen, reden wir uns die Entscheidung im Nachhinein schön. Zwar geht nicht jeder so mit falschen Entscheidungen um, „das Phänomen der kognitiven Dissonanz gehört jedoch zu den am besten belegten psychologischen Phänomenen“, wie Nett erläutert.
Hinzu kommt, dass Schönreden im Bezug auf die kognitive Dissonanz die schlechteste Variante ist, mit dem Problem umzugehen. Denn sie löst die Spannung nicht auf. Das können wir nur, indem wir die Entscheidung entweder revidieren oder versuchen, dafür zu sorgen, dass wir sie gar nicht mehr bereuen müssen.
Haben Sie also das blaue Auto gekauft und bereuen das, weil Sie doch lieber das rote gehabt hätten, bleiben zwei sinnvolle Möglichkeiten, damit umzugehen. Zum einen könnten Sie das Auto umtauschen und sich nun über einen roten fahrbaren Untersatz freuen, zum anderen können Sie sich überlegen, warum es Sie überhaupt stört und dann versuchen, das Problem aus der Welt zu schaffen. Fahren Sie zum Beispiel jeden Morgen auf dem Weg zur Arbeit an einem viel schöneren roten Auto vorbei, dass Sie täglich an Ihren Fehlkauf erinnert, könnten Sie vielleicht auch Ihren Arbeitsweg ändern.
Grundsätzlich empfehlen Experten, nach vorn zu blicken und das Erlebte unter Erfahrungen zu verbuchen. Was erstmal recht naheliegend wirkt, hat auch eine sinnvolle psychologische Begründung: Das „Trial&Error“-Prinzip hilft dabei, herauszufinden, in welchen Situationen man am besten welche Entscheidungsstrategie verfolgt. Das verinnerlichen wir dann und können so in Zukunft auf bewährte Entscheidungsmuster zurückgreifen.
Diese Erkenntnis bewahrt uns zwar nicht davor, dass wir unsere Entscheidungen im Nachhinein vielleicht revidieren wollen. Das Potenzial für Frust minimiert es aber allemal.