HR-Management Die Personalarbeit ist der Schlüssel zum Erfolg

Human Resources Management - darunter verstehen die meisten die Auswahl des richtigen Personals, die Erledigung der monatlichen Gehaltsabrechnung und ähnliche Prozesse. Zeitgemäßes Human Resources Management kann jedoch so viel mehr sein - und damit eine strategische Schlüsselfunktion für den nachhaltigen Erfolg eines Unternehmens.

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Was im Talent-Management schiefläuft
Führungsmannschaft der Zukunft Quelle: Fotolia
Personalauswahl Quelle: Fotolia
Zielgerichtete Entwicklung für High Potentials Quelle: Fotolia
Risikoanalyse Quelle: Fotolia
Potenzial pragmatisch einschätzen Quelle: Fotolia
Verpixeltes Profilbild Quelle: Fotolia
Karriereleiter Quelle: Fotolia

Die Welt und damit auch der Kontext, in dem wir arbeiten, verändert sich rasant. Täglich sind wir mit den Folgen der Globalisierung, Digitalisierung, den Anforderungen neuer Generationen sowie einer immer älter werdenden Gesellschaft konfrontiert. Zeit, Ort und Struktur von Arbeit lösen sich zunehmend auf, die bisherigen Modelle der Zusammenarbeit werden ersetzt durch agile Teams, mobiles Arbeiten, Cloud Working, Co-Working und zunehmende Arbeitszeit-Souveränität auf Seiten der Mitarbeiter.
Die Auswirkungen auf Menschen und Organisationen bleiben nicht aus:

Viele Führungskräfte und Mitarbeiter fühlen sich durch die Komplexität und ungewohnte Geschwindigkeit überfordert. Verlust- und Versagensängste entstehen. Orientierungslosigkeit schafft zusätzliche Verunsicherung. Die Ausfall- und Krankheitstage erreichen nie dagewesene Höchststände: Nach Zahlen der Krankenkassen und des statistischen Bundesamtes belaufen sich die Kosten für Ausfalltage aufgrund psychischer Erkrankungen auf 20 bis 30 Milliarden Euro pro Jahr – mit steigender Prognose.

Auf der „Haben-Seite“ entstehen dafür neue Wachstumsfelder. Mitarbeitern bieten sich internationale Entwicklungs- und Partizipationsoptionen verbunden mit größeren Freiheitsgraden und einer verbesserten Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben. Märkte vernetzen sich wie nie zuvor, Vielfalt in der Belegschaft und von Kooperationspartnern wird zunehmend als Motor für Innovation betrachtet und dementsprechend genutzt und wertgeschätzt. Durch die Digitalisierung entsteht eine bisher nicht gekannte Transparenz über Wissen, das so auch für viele Menschen verfügbar gemacht werden kann. Gleichzeitig lassen sich auf diese Weise auch Entscheidungsprozesse nachvollziehbarer gestalten.

Zur Person

Genau diese Auswirkungen bestimmen den zentralen Fokus von zeitgemäßem HR-Management: Menschen und Organisation.

Bisher lag der Fokus weniger auf der Förderung von Kreativität, Innovation, Gesunderhaltung und der Interaktion innerhalb von Teams. Da sich im betrieblichen Alltag die Bedeutung von Innovation massiv verändert hat, muss diesem Umstand nun auch in der HR-Arbeit Rechnung getragen werden. Die systematische Nutzung von Kreativität kann der entscheidende Katalysator für Innovation sein, die Unternehmen das Überleben sichert.

Dr. Julia Borggräfe Quelle: Presse

Die Kreativitätsforschung hat bewiesen, dass Kreativität eine angeborene Eigenschaft ist, so, wie jeder Mensch bestimmte – verschiedene – Talente besitzt. HR sollte hier ansetzen und zum einen Prozesse entwickeln, die es der Organisation ermöglichen, Talente eines jeden einzelnen hinsichtlich seines Innovationspotentials zu erkennen. Zum anderen könnte es die Rolle von HR sein, einen Kulturprozess anzustoßen und zu moderieren, der einen Rahmen schafft, in dem Kreativität zugelassen und gefördert wird.

Es gibt einen Zusammenhang zwischen Führung und Gesundheit

Auch aus diesem Grund sollte das Thema Führung und Management, gerade im Hinblick auf die Unternehmenskultur, noch stärker als bisher in den Fokus der HR-Arbeit rücken: denn Führungsverhalten kann sowohl als unterstützende Ressource als auch als Stressor mit erheblicher Auswirkung auf die Motivation und Performance der Mitarbeiter wirken. Führungskräfte beeinflussen durch das Gestalten der Rahmenbedingungen von Arbeit die Beschäftigten in hohem Maße. Dabei unterschätzen sie häufig auch ihren Einfluss auf das Wohlbefinden und damit auf die Gesundheit ihrer Mitarbeiter.

Aktive Kontrolle einzelner Arbeitsschritte, Laissez-Faire-Führung und schlechtes Konfliktmanagement erhöhen laut aktueller Studien zum Zusammenhang zwischen Führung und Gesundheit den Stress bei den Beschäftigten, wogegen transformationaler Führung gesundheitsfördernde Wirkung bescheinigt wird. Bedürfnisse wie Zugehörigkeit, Orientierung, Fairness, Entwicklung, Autonomie und Selbstwert-Erfahrung gehören zu den neurobiologischen Grundbedürfnissen des Menschen – sind diese erfüllt, dann entstehen zudem Sicherheit, Motivation und Kreativität, unabhängig davon, wie stark draußen der Sturm tobt.

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Mitarbeiter wollen mitbestimmen

Es bietet sich an, im organisationellen und unternehmerischen Interesse Human Resources damit zu beauftragen, einen entsprechenden Prozess zur Kulturveränderung anzustoßen, zu moderieren und nachzuhalten. Dazu gehört es auch, einen Arbeitsrahmen zu schaffen, in dem Mitbestimmung und Beteiligungsmöglichkeiten von Mitarbeitenden, Wertschätzung und Anerkennung, eine aktive Feedback-Kultur, fairer Umgang miteinander, hierarchiebefreite Kommunikationsmöglichkeiten und soziale Unterstützung durch die Führungskraft zum alltäglichen Erleben gehört. Damit eine solche Kultur in Verbindung mit den entsprechenden Prozessen Wirkung entfalten kann, braucht es ein organisationales Commitment zu einer gemeinsamen Unternehmens- und Führungskultur – und dieses darf nicht verhandelbar sein.

So gestalten HR-Manager den Wandel im Unternehmen mit

Die Frage nach der richtigen Organisationsform und demzufolge nach den passenden Arbeitsmethoden ist mittlerweile zu einem überlebenswichtigen Faktor für ein Unternehmen geworden und sollte daher von HR – oftmals auch zuständig für „Organisation“ – zentral begleitet werden. Werden Innovationen schnell genug auf die Straße gebracht? Sind die Entscheidungsprozesse zu langsam? Sind die Risiken transparent? Arbeiten Teams effektiv zusammen? Wie flexibel müssen Arbeitsformen und Arbeitszeitmodelle sein?
Die Beantwortung dieser Fragen hängt entscheidend damit zusammen, wie sich das unternehmerische Umfeld gestaltet. Ist eine Organisation beispielsweise in einem sehr dynamischen Umfeld unterwegs, in dem die Vorteile schneller Anpassung entscheidend sind und der Bedarf nach Kontrolle eher gering ausgeprägt ist bzw. eine hohe Kompetenz der Entscheidungsfindung auf Mitarbeiterseite vorhanden sein soll, bieten sich vorwiegend selbstorganisierte Strukturen wie beispielsweise Holokratie oder Teal-Organisationen an.

Ist ein Unternehmen dagegen eher in einem statischen und risikoscheuen Feld unterwegs, weil die unternehmerischen Risiken ansonsten zu hoch sind, werden Arbeitsprozesse immer dafür sorgen müssen, dass Kontrollmechanismen greifen und Anpassungen vor ihrer Umsetzung zunächst gründlich geprüft werden. Zeitgemäßes HR-Management kennt sowohl das unternehmerische Umfeld als auch die verschiedenen Modelle von Arbeitsmodellen und kann dadurch passende Konzepte für produktives, effizientes und gleichzeitig erfüllendes Arbeiten anbieten.
Eigenverantwortung ist ein großer Treiber für die Motivation und Bindung von Mitarbeitern – und gleichzeitig muss der Zuschnitt zum Geschäft passen. Zunehmend entscheiden sich Unternehmen für ein hohes Maß an Eigenverantwortung auf allen Ebenen beziehungsweise möchten diesen Weg beschreiten. Dies hat nicht nur damit zu tun, dass Organisationen agiler werden möchten und müssen, sondern auch mit einer deutlich artikulierten Erwartungshaltung der jüngeren Generationen nach Eigenverantwortung und Partizipation.

Es sollte die explizite Rolle von HR sein, sowohl den innerbetrieblichen Kulturentwicklungsprozess zu treiben als auch Führungskräfte und Mitarbeiter auf eine veränderte Arbeitsweise der Organisation vorzubereiten und aktiv zu begleiten. Viele HR-Teams sind bereits auf dem Wege, ihre Rolle entsprechend zu interpretieren und ihr Portfolio entsprechend zu verändern. Oft treffen sie dabei auf massive Widerstände; denn ist die veränderte Aufgabe nicht transparent, wird die Organisationskultur, die Veränderungen gegenüber oftmals nicht sehr aufgeschlossen reagiert, eine entsprechende Rollenveränderung von HR blockieren.

Damit HR im Sinne der zukunftsorientierten Unternehmung wirken kann, braucht es daher die Legitimation und die Unterstützung durch die Unternehmensleitung – dann kann Veränderung im Sinne der Organisation und der in ihr arbeitenden Menschen auch ohne große Reibungsverluste gut gelingen. Ist das nicht der Fall, wird – um den großen Management-Vordenker Peter Drucker sinngemäß zu zitieren – die gelebte Kultur jede Strategie mit Genuss zum Frühstück verspeisen.

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