A.T. Kearney Mehr mobile Monteure

Einmal im Monat reden die Mitarbeiter der Stadtwerke Heidelberg mit Rudolf Irmscher Tacheles. Um aus erster Hand zu erfahren, wie es um das Unternehmen steht, lädt der Geschäftsführer des regionalen Energieversorgers jeweils 15 Kollegen zu einem zweistündigen Gespräch ein.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Horst Dringenberg (A.T. Kearney), Renate Löcher, Rudolf Irmscher (beide Stadtwerke Heidelberg, von links) Quelle: Bert Bostelmann für WirtschaftsWoche

Eine Hälfte der Teilnehmer wird per Zufallsgenerator ausgewählt, die andere Hälfte aus einem Pool von Freiwilligen. „Da kommt vieles auf den Tisch, was ansonsten im Dunkeln geblieben wäre“, sagt Geschäftsführer Irmscher.

Der monatliche Erfahrungsaustausch mit der Belegschaft ist Teil eines neuen Kommunikations- und Veränderungsmanagements, das sich die Stadtwerke Heidelberg in Zusammenarbeit mit der Unternehmensberatung A.T. Kearney 2009 verordnet hat.

Das sind die Sieger des "Best of Consulting 2012"

Damals stand es schlecht um die Stadtwerke: Der kommunale Versorgungsbetrieb, der rund 200.000 Menschen mit Wasser, Strom, Gas und Fernwärme versorgt, war tief in die roten Zahlen gerutscht, Organisation und Prozesse entsprachen eher einem Beamtenapparat als einem wettbewerbsfähigen Unternehmen. Irmscher, damals gerade als neuer Geschäftsführer angetreten, stieß ein Mammut-Reformprogramm an: Effizienz steigern, Kosten senken, eine neue Wachstumsstrategie entwickeln und den Markenauftritt überarbeiten. Schließlich wussten in Heidelberg damals sechs von zehn Bürgern gar nichts von der Existenz der Stadtwerke. Der Strom für Heidelberg, so dachte die Mehrheit, komme von einem überregionalen Energiekonzern.

„Vor vier Jahren waren die Stadtwerke Heidelberg 30 Prozent ineffizienter als andere kommunale Versorger“, erinnern sich Hanjo Arms und Horst Dringenberg. Also installieren die beiden Berater von A.T. Kearney ein modernes Datenmanagementsystem, automatisieren und digitalisieren mehr als 100 interne Prozesse, erfinden etwa den „mobilen Monteur“, über den Daten aus Strom-, Öl- oder Gaszähler direkt elektronisch an den Zentralrechner übermittelt werden können. Und empfehlen die Kooperation mit kostengünstigen Dienstleistern, etwa im Straßenbau.

200 von 700 Mitarbeitern müssen gehen, laut Stadtwerkschef Irmscher „im Einvernehmen mit Betriebsrat und den Mitarbeitern“. Die verbliebenen Beschäftigten können sich für andere Positionen weiterqualifizieren – ein ehemaliger Monteur etwa arbeitet heute im Callcenter.

Deutschlands beste Unternehmensberater
Ziel des Wettbewerbs, der die Leistung der Berater mit einer ausgeklügelten wissenschaftlichen Methode misst: Mehr Transparenz in eine für ihre Diskretion bekannte Branche zu bringen. "Transparenz erhöht Ihr Geschäft", rief Professor Lars Wellejus (im Bild), der den Wettbewerb wissenschaftlich begleitet hatte, den Beratern zu. Und hatte für alle, die dieses Mal nicht auf dem Treppchen gelandet waren, einen Trost parat: "Wer von seinen Kunden zu gute Noten bekommt, ist eindeutig zu billig." Quelle: Robert Poorten
Marcus Engel, René Vogel, Dr. Michael Hartmann (v.l.n.r.), Solution Providers Quelle: Robert Poorten
Hanjo Arms, A.T. Kearney Quelle: Robert Poorten
Martin Hentschel, Intargia, Dr. Robert Kuhn, Universität Kassel, Matthias Ukrig, Intargia, Silke Weißenborn, Universität Kassel, Christian Schauß, Intagria, Dr. Thomas Jurisch, Intargia (v.l.n.r.) Quelle: Robert Poorten
Alexander Nedelchev, Barkawi Management Consultants, Franz Rother, stellv. Chefredakteur WirtschaftsWoche, Wolfgang Schuerholz, Barkawi Management Consultants, Tobias Krauss, Barkawi Management Consultants(v.l.n.r.) Quelle: Robert Poorten
Dr. Heike Wiegand, Allianz Inhouse Beratung, Franz Rother, stellv. Chefredakteur WirtschaftsWoche Quelle: Robert Poorten
Dr. Michael Kieninger, Horváth & Partner GmbH, Thomas Hintermeier Südwestbank AG, Dr. Andreas Maurer, Südwestbank AG, Rainer Zierhofer, Horváth & Partner GmbH, Dr. Oliver Greiner, Horváth & Partner GmbH (v.l.n.r.) Quelle: Robert Poorten

Um die Mitarbeiter für die tief greifenden Veränderungen zu motivieren, führte das Unternehmen Sofortprämien von bis zu 500 Euro ein – 120.000 Euro wurden allein 2011 fällig.

Investiert wird auch in die Energiewende: Bis Ende 2012 entsteht für 20 Millionen Euro ein neues Holzheizkraftwerk. Zudem ist ein neues Gasheizkraftwerk geplant, und die Heidelberger denken über Geothermie nach. 2017 sollen die Stadtwerke Heidelberg frei von Atomstrom sein.

Das beeindruckt inzwischen auch die Heidelberger: 70 Prozent der Bürger aus der Region ist das Unternehmen heute ein Begriff. Und auch in der Kasse sieht’s wieder besser aus: Dank der neuen Strukturen konnten die Stadtwerke seit 2009 mehr als 37 Millionen Euro einsparen.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%