Ab in den Taunus Wo Frankfurts Banker heimlich tagen

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Union Club

Villa Merton Quelle: von Brauchitsch - Bloomberg

Die Hecke bietet Schutz vor neugierigen Blicken. Dahinter lockt im Sommer ein Pool nebst Tennisplatz, umrahmt von gepflegtem Rasen. Doch die Mitglieder des Union International Clubs kommen nicht in erster Linie zum Bälleschlagen ins Frankfurter Diplomatenviertel gegenüber dem Palmengarten. In der Villa Merton, deren neobarockes Portal durch das schützende Gartentor hervorlugt, suchen sie in sicherer Entfernung vom Rummel des Bankenviertels Kontakt zu Entscheidern aus Industrie und Finanzwelt. So bietet das Anwesen gesellige Räume für Auftritte von Dax-Konzernchefs und anderen Wirtschaftsgrößen, die im Wintergarten exklusive Reden halten. Im April schilderte Post-Chef Frank Appel seine Auffassung von unternehmerischer Verantwortung. Im Februar noch hatte der inzwischen gescheiterte Haniel-Chef Jürgen Kluge aufmerksamen Vereinsmitgliedern erklärt, wie Familienunternehmen die Globalisierung meistern können.

Abends lagern die Mächtigen dann in gemütlichen Suiten ihre erschöpften Häupter auf bequeme Kissen, bevor sie am nächsten Morgen wieder ausgeruht in den Flieger steigen. Zudem lockt die mit einem Michelin-Stern ausgezeichnete Küche des Clubs, die auch Nicht-Mitglieder bedient. Ex-Bahn-Boss Hartmut Mehdorn, jetzt Air-Berlin-Chefpilot, schaut hin und wieder vorbei. Auch der ehemalige Vorstandssprecher und spätere Aufsichtsratsvorsitzende der Deutschen Bank, Rolf-Ernst Breuer, kommt gerne her – Gleiches gilt für den Investmentbanker Lutz Raettig von Morgan Stanley und den US-Generalkonsul in Frankfurt, Edward Alford.

Pflege der deutsch-amerikanischen Beziehungen

Seit 1956 pachtet der Verein die Villa plus Park von der Stadt Frankfurt. In der Nachkriegszeit diente das Anwesen der amerikanischen Armee als Pressezentrum. Gemäß dieser Tradition pflegt der Club die deutsch-amerikanischen Beziehungen und widmet sich der Völkerverständigung. Wer zum erlauchten Kreis der aktuell 600 internationalen Mitglieder gehören will, braucht Geduld und Kontakte. Für jeden Bewerber müssen jeweils ein einfaches Clubmitglied und ein Mitglied des Vorstands unter Leitung von Präsident Andreas Povel bürgen. Für Kandidaten ist es nicht einfach, den charismatischen Redner für sich einzunehmen. Der fesselt das Publikum bei der Einführung prominenter Gäste meist besser als die Hauptredner selbst. Über Mitgliedsbeiträge und Aufnahmegebühren schweigt der Union Club sich aus.

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