Abenteuer Führung Lässt sich Chefsein lernen?

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Ein guter Chef fällt nicht vom Himmel

Präsenz, Offenheit, Integrität, Einfühlungsvermögen, Menschenkenntnis, Teamfähigkeit: Lässt sich sowas aber überhaupt lernen? „Man wächst an jeder Herausforderung!“, sagt Helga Breuninger, die aus der Kaufhaus-Dynastie Breuninger stammt und von Neumann befragt wurde. Und sie resümiert: „Mit emotionaler Kompetenz hält eine Führungskraft eine kraftvolle Waffe in den Händen.“

Da ein guter Chef allerdings in den seltensten Fällen wirklich vom Himmel fällt, muss er sich noch entwickeln. Neumann setzt an der Stelle auf das Thema Mentoring, das seiner Meinung nach total unterschätzt wird, wenn es darum geht, nicht völlig auf sich alleine gestellt zu sein.

Führungskräfteseminare würden dagegen nur bedingt helfen: „Zwar lernen die Teilnehmer hier das Handwerkszeug für die wichtigsten Führungsaufgaben, alles in allem bleibt es jedoch bei Trockenübungen“, so der Experte.

Frische Chefs: Die zehn häufigsten Anfängerfehler

Bitte, und das betont Neumann mehrfach, auf gar keinen Fall die Youngster im kalten Wasser zappeln lassen – getreu dem Motto: „Der ist ein guter Mann, der macht das schon...“ Einfach reinwerfen ist dagegen erlaubt. Neumann: „Nur wer sich mit echten Führungsaufgaben herumschlägt, erkennt seine Stärken und Schwächen – und kann sich entsprechend weiterentwickeln. Erst dann merkt er zum Beispiel, dass er dazu neigt, sich vor jeder Entscheidung mehrfach abzusichern, bevor er sich zu einem Ja oder Nein durchringt. Oder dass er sich scheut, mit einem Mitarbeiter Klartext zu reden, wenn dieser die geforderte Leistung nicht erbringt.“


Machen Sie sich in Ruhe einen Schlachtplan

Fakt ist: Wer eine Führungsposition antritt, betritt Neuland – immer auch mit der Gefahr des Scheiterns. Ob es nun ein Mentor, ein Coach oder ein erfahrener Kollege aus der eigenen Firma ist: Es dürfte zweifelsohne hilfreich sein, wenn ein frisch gebackener Chef einen Begleiter hat, der ihm zu Seite gestellt wird, der fragwürdige Verhaltensweise thematisiert und als erfahrener Ratgeber dabei hilft, die neuen Herausforderungen zu meistern. Denn auch ein High Potential braucht Zeit und Anleitung, um in eine Führungsaufgabe hineinzuwachsen.

Aber Vorsicht, das heißt nicht, dass Sie sich die zehn schlimmsten Anfängerfehler erlauben sollten, um die es unter (vielem) anderen in Mario Neumanns Buch auch geht. Fehler, die einem frischen Chef ziemlich leicht die Position kosten können. Beispiel gefällig?

Wer von Anfang an zeigen will, dass er der neuen Herausforderung gewachsen ist, sich voller Eifer ans Werk macht, keinen Stein auf dem anderen lässt alles verändert, versäumt es, seinen Bereich richtig kennenzulernen – und nicht selten endet der Aktionismus im Chaos. Auch Schnellschüsse, weil man glaubt aus eigener Erfahrung heraus zu wissen, wie die Dinge funktionieren, können große Probleme verursachen. Genauso sollten Sie sich nicht wundern, wenn es um Sie einsam wird, weil Sie als Chef den autoritären Sonnenkönig spielen. Und so weiter. Und so fort.

Die Liste der für die Karriere toxischen Fehler ist sehr lang und macht an dieser Stelle nochmal deutlich, wie wichtig eine sorgfältige Bestandsaufnahme ist, bevor Sie unterschreiben, die Stelle antreten und sich dann in Ruhe einen Schlachtplan machen, nach dem Sie Ihre neue Abteilung in den Griff bekommen und führen.

Und noch etwas ist wichtig: Erfolg in einer neuen Führungsposition erfordert auch Durchhaltevermögen. „Richten Sie sich stattdessen auf einen Langstreckenlauf ein“, rät Mario Neumann. „Und mäßigen Sie dementsprechend Ihr anfängliches Tempo.“

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