An Alster und Elbe Hamburgs Treffpunkte der Macht

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Cölln´s Restaurant

Le Canard Nouveau Quelle: Pressebild

Das alles ficht die Pöseldörfer und Blankeneser Bürger nicht an. Man weiß, wer man ist, und zeigt das deutlicher, als es das Image vermuten lässt. Und wenn man dafür ins Souterrain muss, wie in Cölln’s Austernkeller, wo historische Kacheln, Decken aus Leder und ein Zimmer aus der Zarenzeit zu bestaunen sind. Oder, wie in der Brasserei Die Bank, zuerst den Pförtner passiert und die ehrfurchtgebietenden Säulen im Erdgeschoss bestaunt, bevor man über das Treppenhaus in die 1. Etage gelangt.

Auch die restaurierte Art-déco-Grandezza des Jahreszeitengrill oder die imposante Aussicht des Le Canard Nouveau – Zurückhaltung wird in Hamburg gern luxuriös gelebt. Schließlich: Wenn die Hamburger Gesellschaft unter sich sein will, dann zieht sie sich am Wochenende vorzugsweise nach Sylt zurück. In die reetgedeckten Ferienhäuser mit Tiefgarage und Swimmingpool, uneinsehbar geschützt von Hecken und Bäumen. Spätestens in der Sturmhaube, der Sansibar oder der Bar des Benen-Diken-Hofs sind die Reeder, Verleger und Werber so locker und bisweilen unhanseatisch ungehemmt, wie sie es sich insgeheim für ihren Alltag hin und wieder wünschen würden.

Kaviar mit Verschwiegenheit

"Bismarck klingelt!“, ist vom Flur aus zu hören, wo die Mitarbeiterin von Cölln’s Restaurant mitteilt, dass die Gäste einen Wunsch haben. Andernorts mag ein dezentes Räuspern genügen – im Salon Bismarck kann der Gast winken, bis er müde Arme hat: Keiner würde ihn beachten. Inhaber Holger Urmersbach, ein kregeliger Wirt mit Hermès-Krawatte und Kugelbauch bietet seinen Gästen neben Kaviar, Austern und einer Auswahl an bodenständigen Gerichten vor allem eines: Verschwiegenheit.

Ungestört

Wer in den 13 Separees Platz nimmt, kann sicher sein, nicht gestört zu werden; wer im Souterrain die Vorhänge fallen lässt, auch, nicht gesehen zu werden. Kleine Kartons in Schwarz und Rot signalisieren dem Service, den Raum nicht oder nur nach Klopfen zu betreten. Der Gast hat eine Klingel, auf Wunsch auch ein Telefon. Unternehmen wie die Reederei Laeisz haben ihre eigenen Kissen. Die Kaviardosen, die auf den Regalbrettern im Treppenaufgang stehen, sind mit dem Namen der Gäste gekennzeichnet, darunter auch der russische Milliardär Abramowitsch.

Die Verlegerdynastien Hamburgs waren hier schon als Kinder, Gerhard Wempe und Albert Darboven gehören zu den Spendern, die halfen, die Räumlichkeiten zu sanieren. Horst Köhler aß hier unlängst Ente, Gerhard Schröder war auch schon da. Wer noch, will Urmersbach nicht sagen. Nur, dass er natürlich alle Wirtschaftskapitäne kenne. Alle!

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