Anspruchsvolle Generation Z Diese Grafiken zeigen die Machtübernahme der Generation Z am Arbeitsmarkt

Die Generation Z geht vom Teenageralter bis zu den heute 25-Jährigen. Ihre Arbeitgeber stellen sie vor große Herausforderungen. Quelle: imago images

Es ist nicht leicht für Recruiter und Managerinnen, junge Talente von sich zu überzeugen. Sie sind wenige, wechselfreudig und willensstark, wie aktuelle Zahlen klar belegen.

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Sie werden dringend gebraucht – und sind äußerst rar: junge Menschen, die das massenhafte Ausscheiden der Boomergeneration vom Arbeitsmarkt ausgleichen sollen. Die Nachfrage ist groß, das Angebot knapp. Stellten junge Menschen zwischen 15 und 24 Jahren im Jahr 1981 noch 16,3 Prozent der deutschen Bevölkerung, so sind es heute nur gut zehn Prozent, wie Daten der europäischen Statistikbehörde Eurostat zeigen.



Waren es die Unternehmen vor einigen Jahren noch gewohnt, aus unzähligen Bewerbungen auszusuchen und sich dabei schon mal monatelang Zeit zu lassen, ist das heute anders. Die Verhandlungsmacht ist mit jedem Jahr, in dem sich der Fachkräftemangel verschärft hat, von den Arbeitgebern auf die Seite der Arbeitnehmer gewandert. Die Generation Z kann Forderungen stellen, eine gute Bezahlung, sinnstiftende Arbeit und Freizeit verlangen. Und das tut sie auch.

Denn die Generation Z weiß um ihre Macht bei Jobverhandlungen. In einer groß angelegten Umfrage kommen das Jobportal Stepstone und das Handelsblatt Research Institute zu dem Ergebnis, dass den 20- bis 30-Jährigen im Vergleich zu älteren Erwerbstätigen die Machtverschiebung am bewusstesten ist. Durchschnittlich verorten die Befragten die Verhandlungsmacht nach wie vor auf Seiten der Firmen. Auf der Skala von minus zehn (volle Verhandlungsmacht bei Arbeitgebern) bis plus zehn (volle Verhandlungsmacht bei Arbeitnehmern) liegt dieser Durchschnittswert bei minus eins, obwohl Personaler und Recruiterinnen die tatsächliche Verhandlungsmacht längst bei Arbeitnehmern sehen.

Der Arbeitsmarktexperte Tobias Zimmermann, der die Studie für Stepstone betreut hat, nennt zwei Gründe dafür, dass junge Menschen den Markt positiver bewerten als ältere. „Erstens sind junge Menschen besonders gefragt. Zweitens wurden sie im Zeitalter von Fachkräftemangel und Arbeiterlosigkeit sozialisiert. Das macht selbstbewusst.“

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Die Generation Z ist durchaus bereit, sich ins Zeug zu legen, will aber genau wissen, wofür: Sie muss einen Sinn in ihrer Arbeit sehen und will gebraucht werden. Eine Umfrage der Universitäten Bamberg und Erlangen-Nürnberg sowie des Karriereportals Monster zeigt, dass 67,4 Prozent der Studenten und 57,1 Prozent der Auszubildenden Wert auf eine sinnhafte Tätigkeit legen. Sie schätzen Anerkennung und Feedback auf Augenhöhe – nicht belehrend und von oben herab.




Einer Untersuchung des Hamburger Marktforschungsinstituts Appinio zufolge sind viele Vertreter der Gen Z jedoch unzufrieden mit dem Miteinander in ihren Unternehmen. Ein Viertel der Befragten zwischen 16 und 25 Jahren gab an, dass ihre Arbeit nicht wertgeschätzt wird, dass sie von älteren Kollegen nicht ernst genug genommen werden.

Dabei sind die Erfahrungen und das Wissen der jungen Menschen im digitalen Zeitalter für Unternehmen sehr wertvoll. Sie können älteren Kollegen etwa in technischen Fragen oder im Umgang mit sozialen Netzwerken wie Instagram oder Tik Tok helfen. Das klingt banal, ist aber nicht nur für den Arbeitsalltag wichtig. Ohne einen Auftritt in den sozialen Netzwerken, der junge Menschen auf natürliche Weise, Gen-Z-gerecht anspricht, gewinnt kein Unternehmen mehr neue Mitarbeiterinnen oder neue Kunden.



Firmen, die die Lebenswelt junger Leute verstehen wollen, um sie für sich zu gewinnen, nutzen etwa „Shadow Boards“ oder auch „Challenger Boards“, eine Art Schattengremien besetzt mit jungen Kollegen, die keine Entscheidungsbefugnisse haben, aber neue Projekte und Produktideen auf ihre Tauglichkeit für die Gen Z testen. Andere setzen auf Programme wie Reverse Mentoring, in denen nicht ein älterer Vorgesetzter einen jüngeren Mitarbeiter berät, sondern andersherum. Bestenfalls profitieren beide gegenseitig voneinander.

Genau das sei nicht zu vernachlässigen, sagt auch Tobias Zimmermann: Schließlich könnten auch erfahrene Mitarbeiter jüngeren viel beibringen. Unternehmen dürften bei allen Bemühungen, frisch ausgebildete Talente zu bekommen, die älteren Generationen nicht vergessen. Diese erlebten nicht selten „mangelnde Wertschätzung und Bereitschaft seitens der Unternehmen, in sie zu investieren“. Das, sagt der Stepstone-Mann, könnten sich Unternehmen in Zeiten der Arbeiterlosigkeit aber nicht leisten. „Wir brauchen jeden erwerbsfähigen älteren Arbeitnehmenden und das müssen diese auch spüren.“

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