Arbeitsmarkt Der so genannte Fachkräftemangel

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Die Gehälter steigen nicht

Die Gewinner im Arbeitgeberranking
BMW-Mitarbeiter unterschreiben auf einem neuen BMW Quelle: dpa
Die Präsentation eines neuen Audi Quelle: dpa
Ein Porsche Quelle: AP
Eine Maschine der Lufthansa Quelle: AP
Siemens-Mitarbeiter Quelle: AP
Ein Raum im Hauptsitz von Google Frankreich Quelle: Reuters
Das Bosch-Schild am Eingang eines Firmensitzes. Quelle: Reuters

Ein geringes öffentliches Echo fand - vermutlich aus demselben Grund - auch eine Untersuchung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung vom 24. Oktober. Ergebnis: „Der Großteil der Betriebe konnte seinen Fachkräftebedarf auch 2011 vollständig decken.“ Die Studie beruht auf dem IAB-Betriebspanel, einer jährlich durchgeführten repräsentativen Befragung von 16.000 Betrieben. Nur acht Prozent der Betriebe konnten im ersten Halbjahr 2011 Fachkräftestellen nicht besetzen. 2000 waren es zehn Prozent.

Von einem generellen Fachkräftemangel spricht man daher beim IAB nicht. Engpässe seien bislang auf bestimmte Regionen und Berufe begrenzt, sagt IAB-Mitarbeiter Alexander Kubis. Probleme bei der Besetzung von freien Stellen gebe es vor allem in Ballungsräumen wie München. Gesucht würden derzeit vor allem Fachleute in technisch-naturwissenschaftlichen Berufen sowie Ärzte und Krankenpfleger. Langfristig rechnet zwar auch das IAB wegen der alternden und schrumpfenden Bevölkerung mit einem Fachkräfte-Engpaß. Aber das „Erwerbspersonenpotential“ schrumpfe erst in der Zukunft, sagt Kubis.  

Umfragen unter Arbeitgebern hätten, so kritisierte schon vor zwei Jahren Karl Brenke vom DIW in einer eigenen Studie, nur begrenzte Aussagekraft. Sie zeigten nur die kurzfristigen Personalprobleme der befragten Unternehmen. Auch eine aktuelle Umfrage der DIS AG unter 250 Unternehmen mit mehr als 1000 Mitarbeitern zeigt, dass es beim angeblichen Mangels sehr häufig nicht um harte Fakten, sondern um die Wahrnehmung der vorhandenen Bewerber durch die Personalverantwortlichen geht. 35 Prozent von ihnen beklagen sich, dass die Kandidaten nicht logisch denken könnten. Ein Drittel der Personaler beschweren sich über sprachliche Schwächen der Nachwuchs-Betriebswirte. Bei den IT-Fachleuten fehlt angeblich die Teamfähigkeit. „Aus Sicht von Unternehmensvertretern mangelt es Bewerbern weniger an Fachkenntnissen, sondern vielmehr an teils ganz grundlegenden Fähigkeiten im Bereich der Soft Skills“, kommentiert DIS-Chef Peter Blersch. Wenn in derselben Umfrage 42 Prozent der Personalverantwortlichen sagen, dass sie nicht alle Stellen für IT-Fachleute bedarfsgerecht besetzen konnten, dann ist vor allem das Wörtchen „bedarfsgerecht“ entscheidend. Wie in einer Fußnote ergänzt wird, heißt das nämlich nichts anderes, als dass die „Qualität der Mitarbeiter“, die schließlich eingestellt wurden, nicht den Erwartungen entsprach. Es heißt nicht, dass die Stellen unbesetzt blieben.       

Ein ziemlich untrüglicher Beleg dafür, dass von einer dramatischen Knappheit von Arbeitskraft in Deutschland keine Rede sein kann, dürfte die Gehaltsentwicklung sein. Wenn qualifizierte Arbeitnehmer tatsächlich knapper würden,  müssten überdurchschnittliche Gehaltsentwicklungen bei diesen zu beobachten sein. Tatsächlich sind jedoch die Reallöhne in den vergangenen Jahren unterhalb der Chefetagen in der Breite bekanntlich so gut wie gar nicht gestiegen. Kubis ist daher sicher, dass die meisten Unternehmen künftig, wenn wirkliche vermehrt Personalengpässe auftreten, nicht umhin könnten, ihre erwünschten Mitarbeiter besser zu bezahlen. Solange die Unternehmen dazu noch nicht zu bewegen sind, kann die Knappheit so wahnsinnig groß nicht sein.  

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