Geschafft: Die ersten zwei Ausbildungsmonate der neuen Azubis von 2017 sind rum. Die Anlaufschwierigkeiten sind überwunden, die Arbeitsprozesse laufen in ruhigeren Bahnen und der Geschäftsführer oder Ausbildungsleiter lehnt sich entspannt zurück. Denkste.
Jetzt heißt es, die Azubis für den Herbst 2018 zu finden. Denn die Suche nach geeigneten Azubis ist eine Ganzjahresaufgabe.
Wer das Thema bis zum Sommer liegen lässt, muss sich nicht wundern, wenn die besten Kandidaten schon weg sind. Und nur wer die besten findet, bekommt später die A-Mitarbeiter, die sich mit ihrer Fach- und persönlichen Kompetenz für das Unternehmen einsetzen. Weil in Deutschland die Anzahl von Jugendlichen rückläufig ist, die eine Lehre machen wollen, ist dies eine zunehmend schwierigere Aufgabe.
Zur Person
Jörg Knoblauch ist Personal-Experte und Autor. Seine Beratung Tempus-Consulting richtet sich vor allem an mittelständische Unternehmen.
Zugegeben: es wird Geld und Arbeit kosten. Aber Industrie, Dienstleister und Handwerker haben keine andere Chance. Wenn Sie gar keine Idee haben, wie Sie auf junge Menschen zugehen sollen, lassen Sie sich von Ideen anderer Firmen inspirieren. Beispielsweise stellt ein Dachdecker in Schleswig einen Lehrer an und gibt Siebt- bis Neuntklässlern kostenlosen Nachhilfeunterricht: Man lernt sich dadurch gegenseitig kennen und der Inhaber hat wenig Probleme, junge Menschen zu gewinnen.
Werben Sie auf Messen und in Schulen für sich
Also besuchen Sie ab jetzt die nächstgelegenen Ausbildungsmessen. Nehmen Sie Ihre besten Azubis mit. Besser: Überlassen Sie ihnen den Stand ganz. Denn die Hemmschwelle, mit Gleichaltrigen zu reden, ist für Schüler wesentlich geringer als mit dem Ausbildungsleiter oder Chef. Zudem ist es viel sympathischer und glaubwürdiger, wenn die Lehrlinge aus dem zweiten Ausbildungsjahr aus dem Nähkästchen plaudern.
Werben Sie außerdem an Schulen. Wo immer es in Ihrer Region möglich ist, an Schulen für die Ausbildung zu werben, schicken Sie Ihre Azubis hin. Die können dort zum Beispiel eine kleine Präsentation halten und Fragen der Schüler beantworten.
Wie Azubis über die Berufsausbildung denken
Im Rahmen der Studie "Azubi-Recruiting Trends 2016" befragt u-form Testsysteme, ein Anbieter von Eignungstests in der Ausbildung und bei Bewerbungen, zusammen mit der Hochschule Koblenz und der Berufsorientierungsplattform blicksta jährlich mehrere tausend Auszubildende und ihre Ausbildungsleiter. 2016 fand die Umfrage zum siebten Mal statt, 3.343 Azubi-Bewerber und Auszubildende sowie 1.295 Ausbildungsverantwortliche nahmen teil.
Der Aussage "Mit einer Ausbildung hat man etwas Handfestes und lernt nicht nur pure Theorie", stimmten 90,1 Prozent der befragten Lehrlinge und angehenden Azubis zu.
Für die jungen Menschen ebenfalls wichtig: die finanzielle Komponente einer Ausbildung. 88,1 Prozent schätzen an der dualen Ausbildung, dass sie von Anfang an etwas verdienen.
Dieses Statement trifft für 87,7 Prozent zu.
Bei dieser Aussage fällt die Zustimmung schon geringer aus. Trotzdem: 59,2 Prozent - also eine deutliche Mehrheit - glauben, dass eine Ausbildung genauso gut aufs spätere Berufsleben vorbereitet, wie ein Studium.
Während die Ausbildung einst für die breite Masse und das Studium für einen kleinen Kreis war, ist es heute eher umgekehrt, sagen 54,8 Prozent der befragten Lehrlinge.
Dem stimmen 52,5 Prozent zu.
Dass Studenten von oben auf Auszubildende herabsehen, sehen 46,6 Prozent so. Die Mehrheit glaubt nicht, dass das zutrifft.
42,7 Prozent der Auszubildenden glauben, dass ein Studium nur für Papas Nerven oder Mamas Stolz gut ist. 57,3 Prozent glauben dagegen nicht, dass die obige Aussage zutrifft.
Meister statt Master: Dass Menschen mit einer Berufsausbildung Führungspositionen verwehrt bleiben, glauben nur 30 Prozent der Azubis. 70 Prozent sehen nicht, warum sie ohne Studium nicht trotzdem Chef werden können.
Wenn Schüler Interesse haben, bieten Sie Schnuppertage oder Praktika an. Viele Schulabgänger haben keinerlei Vorstellung von den unterschiedlichen Berufsbildern. Manch 16-Jähriger ist nicht mal sicher, ob er später lieber im Büro sitzt oder eine handwerkliche Tätigkeit ausübt. Bieten Sie diese Orientierung. Dazu müssen Sie allerdings planen, was die Jugendlichen in Ihrem Unternehmen tatsächlich tun können. Etwa Daten zu einem neuen Kunden recherchieren, in der Produktion mitarbeiten oder ein Werkstück anfertigen. Beschäftigen Sie die Schüler sinnvoll. Mit Leerlauf und Langeweile schrecken Sie sie ab.