Bob Mankoff Humor ist der Sieg über die Angst

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"Es muss erlaubt sein, mit Humor die Gefühle von Menschen zu verletzen"

Das sind die Lieblingswitze deutscher Politiker
"Angela Merkel gibt es jetzt auch als Barbie-Puppe - für 300 Euro. Das heißt, die Puppe kostet nur 20 Euro, aber richtig teuer werden die 40 Hosenanzüge." Dieser Witz über seine Chefin hing Vizekanzler Philipp Rösler (FDP) noch lange nach. Sein erster Bierzelt-Auftritt 2010 beim Gillamoos-Volksfest im bayerischen Abensberg schlug hohe Wellen. "Ich habe schon immer Witze über meine Chefs gemacht", sagte Rösler und versuchte, die Wogen zu glätten. Quelle: dpa
Entwicklungsminister Dirk Niebel (FDP) nimmt sich die Roten vor: “Ein Sozialdemokrat benötigt einen Herzschrittmacher. Der Arzt fragt: "Einen roten oder einen schwarzen?" Der Patient: "Natürlich einen roten." Der Sozi geht nach der Operation zum Arzt: "Man sieht doch von außen gar nicht, ob rot oder schwarz. Was ist denn der Unterschied?" Der Arzt: "Der rote arbeitet nur 35 Stunden in der Woche."“ Quelle: dpa
Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse (SPD) erzählt den seiner Ansicht nach „kürzesten und zugleich bittersten Witz von den/über die Ostdeutschen“: "Zwei Ossis treffen sich auf Arbeit." Quelle: dpa
FDP-Spitzenkandidat Rainer Brüderle, zuletzt wegen seines „Herrenwitzes“ in den Schlagzeilen, macht jetzt einen Witz über die Kommunisten, den er einmal in der „London Times“ gelesen hat: „Warum operiert der KGB immer in Dreier-Teams? Einer kann lesen, einer kann schreiben, der dritte überwacht die beiden Intellektuellen.“ Quelle: dpa
Ex-Bundespräsident Walter Scheel (FDP) setzt sich mit dem höchsten Amt im Staat auseinander: „Der Bundespräsident besucht die Einweihung einer Irrenanstalt. Beim Gespräch mit den ersten Bewohnern wird er von einem Patienten gefragt: "Was sind Sie von Beruf?" Antwortet der Bundespräsident: "Ich bin Bundespräsident!" Sagt der Patient: "Sehen Sie, so hat es bei mir auch angefangen."“ Quelle: dpa
Ex-Außenminister Hans-Dietrich Genscher (FDP) hält es eher unpolitisch: „Eva fragt Adam: "Liebst Du mich?" Adam: "Wen sonst?"“ Dieser Witz scheint sich rumgesprochen zu haben bei den Liberalen: FDP-Staatsministerin Cornelia Pieper erzählt im Buch den gleichen. Quelle: dpa
Über welche Witze Politiker anderer Parteien lachen, haben die Herausgeber Hans Peter Brugger und Ralph Kappes in dem Buch „Die Lieblingswitze deutscher Politiker“ zusammengefasst, das der Münchner Riva-Verlag jetzt auf den Markt gebracht hat. Quelle: dpa

Nicht immer im Leben darf gelacht werden. Wann ist Humor tabu?

Wenn Menschen akut in Gefahr sind, wenn Leib und Leben bedroht sind, wollen sie keine Scherze hören. Wenn Sie in einem voll besetzten Kino einfach mal "Feuer" brüllen, ist das kein Humor. Das ist falsch. Sie landen zu Recht im Knast.

Ist Humor erlaubt, obwohl er Menschen verletzt? Etwa wenn Rassen oder Religionen durch den Kakao gezogen werden?

Humor sehe ich als Teil der Meinungsfreiheit. Es muss erlaubt sein, mit Humor auch die Gefühle von Menschen zu verletzen. Was passiert schon? Sterben Menschen? Bekommen Sie eine Krankheit? Nein, sie werden höchstens in ihren Gefühlen verletzt. Das Recht auf freie Rede ist ein hohes Gut. Es wird so hoch eingeschätzt, dass man in der Werbung sogar lügen darf. Da muss es auch erlaubt sein, mit Humor Menschen anzugreifen. Im "New Yorker" gehen wir dennoch recht vorsichtig mit den Gefühlen der Menschen um. Wir achten darauf, dass in den Cartoons keine Waffen vorkommen oder die Waffenlobby veralbert wird, wenn kurz davor eine Schießerei an einer Schule war.

Gab es lustige Cartoons im "New Yorker" nach dem 11. September?

Nicht in der Ausgabe, die direkt danach kam. Die hatte einen schwarzen Titel und keinen Cartoon. Das gab es nur zwei Mal in der Geschichte des Blattes. Das erste Mal war 1947, als das gesamte Heft aus einer einzigen Story über die Tragödie von Hiroshima bestand.

Wie haben Sie nach den Terroranschlägen wieder die Kurve bekommen?

Es gab danach einen Cartoon, der die Opfer nicht verhöhnte: Ein Mann und eine Frau sitzen an der Bar. Er sagt zu ihr: "Ich dachte, ich würde nie wieder lachen können. Aber dann sah ich Ihre Jacke."

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