Business-Auftritt Die Insignien der Macht haben ausgedient

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Slim Fit passt nicht zum Genießerbauch

Kein Wunder, dass erfolgreiche Menschen viel Zeit und Geld für die richtige Ernährung, den Personaltrainer, für Maniküre, Pediküre, Friseur, Barbier und regelmäßige Auszeiten im Wellness-Hotel investieren.

Zum Beispiel bei Christine Müller. Die Allgemeinmedizinerin arbeitet seit acht Jahren als medizinische Leiterin des Kranzbach bei Garmisch-Patenkirchen. Zuvor war sie mehrere Jahre im Lanserhof tätig, eine Art Medizin-Mekka für angeschlagene Manager. Im Kranzbach geht es mehr um die Optik – „das Äußere“ werde im Beruf halt „immer wichtiger“, sagt Müller. Detox-Kuren und Ayurveda-Anwendungen sollen die Kilos schmelzen lassen, Einläufe den Darm reinigen und die Haut zum Strahlen bringen, Yoga-Übungen in der Natur den Körper entspannen und straffen.

Der Fitnesskult der Manager zeigt sich längst auch in der Businessmode. Von Jahr zu Jahr werden die Schnitte schmaler, sodass ein Genießerbäuchlein kaum noch darin Platz findet. „Eine schmale Silhouette wird mittlerweile von fast all unseren Kunden nachgefragt“, sagt Uli Hesse, Geschäftsführer des Maßschneiders Cove & Co.

Darauf sollten Sie beim Anzug achten

Egal, ob der 22-jährige Berufsanfänger oder der Unternehmer Mitte 50: Über alle Altersklassen und Geldbeutel hinweg soll die Hose „slim“ sitzen, die Jacke tailliert sein. Statt breit und spitz ist das Revers heute schmal und abgerundet. Auch eine starke Schulterbetonung, wie bei Zweireihern, die noch Ex-VW-Chef Martin Winterkorn gern trug, auch Bundfaltenhosen und Umschlag sind aus den Unternehmen verschwunden. Und natürlich hat sich das Material an die Bedürfnisse des flexiblen Managers angepasst. „Der Stoff muss sich dem mobilen Leben unterordnen“, sagt Hesse. Schurwolle knittert von Natur aus wenig – und wenn ihr ein paar Prozent Elasthan beigemischt werden, auch noch herrlich nachgiebig.

Wenn der Anzug heute also kein Panzer der Macht mehr ist und keine Distanz mehr gebietet – taugt er dann noch wenigstens als Erkennungszeichen für Eingeweihte? Und wie! Zum einen wäre da das handgemachte Reversknopfloch — beim Anzug von der Stange eher selten zu finden. Ebenfalls ein Zeichen dafür, dass es sich um eine hochwertige Maßanfertigung handelt, sind die aufknöpfbaren Ärmel, bei denen der letzte Knopf offen gelassen wird. Die Tasche für das Einstecktuch hingegen sollte eine Barchetta-Form haben, also einem kleinen Boot ähneln. Kenner wissen: Die lässt sich nur von Hand nähen.

Details, auf die Pulli-Träger wie Sergio Marchionne gerne verzichten. Im April 2019 tritt der Automanager ab. Sein Nachfolger steht noch nicht fest. Doch mittlerweile ist klar, dass es auf einen von drei Kandidaten hinauslaufen wird: Finanzvorstand Richard Palmer, Europa-Chef Alfredo Altavilla oder Jeep-Boss Mike Manley. Noch tragen alle gerne klassische Anzüge. Bleibt die Frage: Wer wird sich ihn bald ersparen können?

Sakkos: Diese Knöpfe sollten Sie schließen
Faustregel: Der unterste Knopf bleibt aufDer untere Knopf beim Sakko bleibt geöffnet. Diese Tradition soll auf den 1901 verstorbenen britischen König Edward VII. zurückgehen. Der füllige Monarch mit einer Taille von 122 Zentimetern zum Zeitpunkt seiner Krönung ließ den unteren Knopf meist geöffnet. Quelle: dpa Picture-Alliance
ZweireiherDie einzige Ausnahme von der Regel: Der Zweireiher. Das klassische, manche würden sagen konservative, Sakko bleibt immer geschlossen. Daher muss er gut passen und darf nicht zu eng sein. Jünger wirkt der Zweireiher mit zwei statt drei Knöpfen auf jeder Seite. Prinz Charles macht es auf diesem Foto richtig, sein Sohn Prinz Harry nicht. Aber er scheint dabei zu sein, seinen Fehler zu beheben. Quelle: dpa/dpaweb
Ein-Knopf-SakkoAuch das Ein-Knopf-Sakko darf nicht zu eng sein. Denn auch hier gibt es nur einen Knopf, der geschlossen bleibt. Daher eignet sich dieses Sakko für schlanke, sportliche Männer. Durch den tief angesetzten Knopf ist das Revers besonders lang und unterstreicht so die schmale Figur der Träger. Quelle: AP
Zwei-Knopf-SakkoMeist die gute Wahl: Das Zwei-Knopf-Sakko ist nicht zu modisch und nicht zu spießig. Ein Knopf bleibt geschlossen, einer offen – in der Regel ist das der untere. Quelle: dpa Picture-Alliance
Drei-Knopf-SakkoDer untere Knopf bleibt offen und der mittlere auf jeden Fall geschlossen. Den obersten Knopf zu schließen oder geöffnet zu lassen, steht dem Träger frei. Durch die drei Knöpfe ergibt sich ein kürzeres Revers als bei den vorherigen Modellen. Das acht die Wahl von passendem Hemdkragen und Krawatten-Knoten schwieriger. Quelle: AP
Vier-Knopf-SakkoDie beiden mittleren Knöpfe werden geschlossen – eventuell der oberste auch. Für den untersten Knopf gilt wie immer: Geöffnet lassen. Sakkos mit mehr als drei Knöpfen bieten sich etwa für besonders große Männer an, denen das Revers bei den gängigen Modellen zu lang vorkommt. Quelle: dpa Picture-Alliance
Fünf-Knopf-SakkoEs geht sogar noch mit einem Knopf mehr. Alle Knöpfe bis auf den untersten werden beim Fünf-Knopf-Sakko geschlossen. Quelle: Fotolia
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