Es gibt jedoch auch innerhalb der Gruppe der CEOs Unterschiede. Und zwar zwischen einfachen Unternehmenslenkern und solchen, deren Unternehmen ein jährliches Umsatzwachstum von mehr als fünf Prozent hat. Letztere seien deutlich leidenschaftlicher, fokussierter, analytischer, empathischer und unprätentiöser als ihre weniger erfolgreichen Kollegen. Außerdem hätten sie mehr Humor.
Überraschend: Obwohl sich diese best-performing CEOs, wie sie in der Studie heißen, ihren Erfolg auf die Fahnen schreiben könnten, ist ihnen Eigenmarketing eher unangenehm und sie seien auch deutlich weniger arrogant als die schlechter wirtschaftende Vergleichsgruppe.
Demnach gilt in Chefetagen offenbar die Faustregel: Je besser, desto bescheidener.
So gehen Sie mit einem narzisstischen Chef am besten um
Akzeptieren Sie den Narzissten so, wie er ist. So banal es auch klingt, aber manche Menschen ändern sich nicht – und für diese Sisyphos-Aufgabe sind Sie ohnehin nicht der oder die Richtige.
Stellen Sie seine vermeintliche Großartigkeit nie öffentlich infrage – denn selbst auf konstruktive Kritik reagieren Narzissten häufig allergisch.
Seien Sie auf Detailarbeit vorbereitet – aber erwarten Sie nicht, für Ihre Ideen und Überstunden gelobt zu werden. Denn das Rampenlicht will ein Narzisst nicht teilen. Deshalb sollten Sie Ihre Zufriedenheit nie von seiner Laune und seinem Wohlwollen abhängig machen.
Schützen Sie sich selbst. Bleiben Sie dem Narzissten gegenüber professionell. Ihre Gefühle sollten Sie mit ihm nicht teilen. Dadurch bieten Sie ihm so wenig Angriffsfläche wie möglich.
Achten Sie auf Ihre Formulierungen. Wenn Sie etwas von einem Narzissten wollen, betonen Sie nicht, was Sie selbst davon haben – sondern welche Vorteile er daraus ziehen könnte.
"Introvertierte, die gelernt haben, sich extrovertiert zu geben, sind häufig erfolgreicher als diejenigen, die nur in ihrem Schema verharren. Nach unserer Einschätzung verhält es sich mit Arroganz ähnlich", erklärt Thomas Tomkos, verantwortlicher Managing Director für das Deutschlandgeschäft bei Russell Reynolds das Phänomen. "Es geht darum, die eigene Wirkung auf das Umfeld anzupassen. Arroganz oder auch Extrovertiertheit mäßigen und kontrollieren zu können, kann sehr hilfreich sein." Entsprechend ist Bescheidenheit nicht zwangsläufig ein Merkmal sehr guter Chefs, wohl aber Disziplin und Selbstkontrolle.
Das Auftreten eines Unternehmenslenkers hängt laut Tomkos Erfahrung allerdings auch von der Art des Unternehmens als auch der Region ab. "Wenn der CEO eines börsennotierten Konzerns bei Investoren um Vertrauen werben muss, muss er selbstbewusst, aber auch nach vielen Richtungen hin vertrauensbildend auftreten. Schon dadurch ist er gezwungen, seine Arroganz in einem stärkeren Maß im Zaume zu halten als der CEO eines privatwirtschaftlichen Unternehmens."
Deutsche CEOs sind Primus inter Pares
Hinzu kommt die Verbindung eines CEOs zum Unternehmen: Apple war Steve Jobs, Facebook ist Mark Zuckerberg - aber BMW ist BMW und die Deutsche Bank die Deutsche Bank - unabhängig vom Unternehmenslenker.
"Unterschiede zwischen amerikanischen und deutschen CEOs lassen sich derzeit nicht auf Basis der Studie belegen, aber der deutsche CEO ist in der Regel Teil eines Kollektivs: Er ist Mitglied des Vorstandes und berichtet dem Aufsichtsrat. Das ist in den USA anders, dort sind CEOs typischerweise Alleinentscheider, die nur ihren Investoren Rechenschaft schuldig sind", sagt Tomkos.
Das begünstigt natürlich eine gewisse Einstellung: Rampensäue sind in den USA eher willkommen als im deutschen Mittelstand. Oder, wie Tomkos sagt: "Bei uns ist die Prägung auf Eliten nicht so stark ausgeprägt wie in anderen Ländern. Die Einstellung, dass es nur einen Entscheider geben kann, ist hier seltener. Insofern lässt sich erwarten, dass bestimmte Charakteristika bei CEOs anderenorts ausgeprägter sind, als in Deutschland."
Der deutsche CEO sei eher konsensorientiert, weil er es muss. Sein amerikanisches Pendant kann auch mal mit der Faust auf den Tisch hauen und sagen: "Ich will aber!"