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Compliance Chefs würden andere bestechen, um ihr Unternehmen zu retten

Bestechlichkeit in Unternehmen ist kein Kavaliersdelikt. Compliance-Richtlinien haben deshalb die meisten Betriebe. Doch das hat nicht immer etwas zu sagen. Wie es deutsche Manager mit der Compliance halten.

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26 Prozent der Manager in Deutschland sind überzeugt davon, dass Korruption weit verbreitet ist. Quelle: Fotolia

Im Berufsumfeld kann aus "eine Hand wäscht die andere" schnell Korruption werden. Was vielleicht vor einigen Jahren noch als Gefallen unter Partnern oder Kavaliersdelikt abgetan wurde, ist mittlerweile mit der Corporate Social Responsability nicht mehr zu vereinen.

Entsprechend ist bei den Top-Managern die Nachricht angekommen, dass es ihre eigene Karriere im Handumdrehen beenden kann, wenn sie Themen wie Schmiergelder, Bestechung, Bilanzfälschung und dergleichen geflissentlich übersehen. Antikorruptionsrichtlinien, regelmäßige Mitarbeiterschulungen und Hinweisgebersysteme wie Whistleblower-Hotlines und dergleichen gehören bei den Konzernen inzwischen zum Alltagsgeschäft. Auch im Mittelstand kommt das Thema nach und nach an.

Aber meinen es die Unternehmen ernst oder läuft es eher nach der Methode Feigenblatt? Immerhin gingen in den vergangenen zwei Jahren bereits 37 Prozent der deutschen Unternehmen gegen die eigenen Mitarbeiter vor, die die Antikorruptionsrichtlinie verletzt haben – 2013 lag diese Zahl bei 32 Prozent, 2011 erst bei 20 Prozent.

Erforscht hat dies das Beratungsunternehmen EY (ehemals Ernst & Young) in einer internationalen Studie, für die Entscheider in 3800 Unternehmen in 38 Ländern befragt wurden. In Deutschland zählten 100 Finanzvorstände, Chefs von Rechts- und Revisionsabteilungen und Compliance-Manager zu den Befragten.

Trotz dieses Positivtrends: In Sachen Compliance – also dem Einhalten von Gesetzen und Richtlinien – klaffen Anspruch und Wirklichkeit hierzulande noch auseinander, sagt Stefan Heißner, Chef der Abteilung Fraud Investigation & Dispute Services bei EY. Auch wenn die vielen Korruptionsskandale zu einem Umdenken in den Unternehmen geführt haben.

Gesetze und Vorschriften nur eine lästige Sache?

Zwar ist die Zahl der Unternehmen mit eigenen Antikorruptionsrichtlinien seit 2013 um fünf, seit 2011 sogar um 16 Prozentpunkte auf 66 Prozent gestiegen. Doch 26 Prozent der Manager in Deutschland sind überzeugt davon, dass Korruption weit verbreitet ist.

Jedoch: Dieses Ergebnis war vor zwei Jahren mit 30 Prozent und mit 46 Prozent vor vier Jahren laut Vergleichsstudien von EY deutlich höher. Die saubersten Länder sind dagegen laut EY-Umfrage Dänemark, Schweden, Finnland und die Schweiz.

Doch trotz besserer Compliance-Kultur empfinden 59 Prozent der Manager die Eingriffe von Gesetzgeber und Behörden vor allem als Belastung. Auf mehr als jedem zweiten Manager lastet - so EY-Experte Heißner - der ständige Druck, neue Geschäftsmöglichkeiten zu erschließen (57 Prozent), so dass sie unsaubere Methoden als Ultima Ratio, als letztes Mittel, ansehen. 28 Prozent der befragten beklagen den Druck, in risikoreichere Märkte expandieren zu müssen - was ebenso dazu verleiten kann.

Entsprechend würden zwölf Prozent der Manager auch zu Bestechungen durch sogenannte Unterhaltungsdienstleistungen greifen, wenn ihr Unternehmen in eine Notlage geräte. Elf Prozent würden mit Bargeld bei der Akquise nachhelfen - dazu waren vor zwei Jahren weniger bereit (sieben Prozent). Das Fälschen von Bilanzergebnissen kommt dagegen nur für zwei Prozent in Frage.

Mehr als ein Drittel der deutschen Manager hält das Schönen von Bilanzergebnissen hierzulande für verbreitet (36 Prozent). Damit liegen sie im internationalen Vergleich fast im Durchschnitt (37 Prozent). Zu den Buchungstricks gehören dann Verhandlungen mit Lieferanten über rückwirkende Rabatte, Boni oder Preisnachlässe (14 Prozent), das Ansetzen von zu niedrigen Kosten (acht Prozent) oder das Vorziehen von Verbuchungen (fünf Prozent).

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