Compliance Wovon der Erfolg eines Compliance-Systems abhängt

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Detaillierte Nachweise für Geschäftspartner

Obendrein verlangen die Geschäftspartner von Unternehmen, dass sie Nachweise von Schulungen ihrer Mitarbeiter abliefern, Geschäftspartner-Prüfungen durchführen und dass sie Verhaltensrichtlinien zu bestimmten Themen vorlegen. Manche verlangen, dass die Unternehmen ihr Compliance Management System zertifizieren lassen.

Die Mitarbeiter in den Unternehmen halten mit all den Anforderungen noch nicht Schritt: Nur 31 Prozent der befragten Unternehmen machen bei ihren Mitarbeitern ein ausgeprägtes Compliance-Bewusstsein aus – was aber kriegsentscheidend ist. „Compliance muss in den Köpfen der Mitarbeiter beginnen“, sagt Florian Block, ebenfalls Compliance-Experte bei CMS. Denn: „Der Erfolg eines Compliance-Systems hängt davon ab, ob Mitarbeiter für regelkonformes Verhalten sensibilisiert, Compliance-Regeln nachhaltig verankert und tagtäglich gelebt werden“, so Block.

Immerhin haben inzwischen 69 Prozent der Unternehmen Schulungsprogramme für die Mitarbeiter über richtiges Verhalten (Vorjahresvergleich: 46 Prozent).

Auch auf Krisenfälle sind Unternehmen besser vorbereitet als noch vor einem Jahr. 78 Prozent haben Ablaufpläne und Checklisten für Krisen. Bei Verdachtsfällen haben 88 Prozent von ihnen klare Zuständigkeitsregeln für Koordination und Aufklärung und jedes zweite Unternehmen hat Leitfäden für den Umgang mit Ermittlungsbehörden.

In diesen Ländern sind Manager besonders korrupt
Korruptes EuropaViele europäische Manager sind käuflich. Das beweist eine Studie der Wirtschaftsberatung Ernst & Young, die in 36 Ländern zusammen knapp 3500 Top-Manager befragt hat, darunter Finanzvorstände, Compliance-Experten und Mitarbeiter aus der Rechtsabteilung. Laut Ansicht der Berater verschärfe die anhaltende Wirtschaftskrise die Situation, weil die Unternehmen trotzdem unter Druck stünden, mit Umsatz- und Gewinnzuwächsen zu glänzen. Daher könnten sich viele Manager vorstellen, in Notfall-Situationen dem Geschäftserfolg mit unlauteren Mitteln nachzuhelfen. Quelle: dpa
SchweizAm wenigsten verbreitet ist Korruption in der Schweiz. Hier geben nur zehn Prozent der Befragten an, dass Bestechung in ihrem Wirtschaftsleben gängig ist. Quelle: dpa
Vorbild Skandinavien Hinter der Schweiz folgen direkt die skandinavischen Länder. Finnland und Schweden liegen bei jeweils zwölf Prozent, Norwegen bei 17. Quelle: dpa
Deutschland auf den hinteren RängenAuch die Bundesrepublik schneidet bei der Frage nach Korruption im eigenen Land gut ab. Auch wenn es Berichte über Vetternwirtschaft wie jüngst im bayrischen Landtag oder Fälle von Steuerhinterziehung prominenter Personen gibt, so liegt Deutschland bei der Bestechlichkeit mit 30 Prozent unter dem europäischen Durchschnitt. Quelle: dpa/dpaweb
Frankreich hinter DeutschlandNoch weniger Korruption als in Deutschland gibt es bei unseren Nachbarn in Frankreich. Dort halten nur 27 Prozent der Manager Bestechlichkeit für alltäglich in der Wirtschaft. Quelle: dpa
Italien ungefährer DurchschnittImmerhin 60 Prozent der Italiener antworteten auf die Frage: "Sind Bestechung beziehungsweise korrupte Methoden im Geschäftsleben hierzulande weit verbreitet?" mit Ja. Der internationale Durchschnitt liegt mit 57 Prozent knapp darunter. Quelle: REUTERS
Spanien im MittelfeldSpanien, immerhin die viertgrößte Volkswirtschaft im Euro-Raum, liegt laut Ernst & Young nur im Mittelfeld. Immerhin 65 Prozent der befragten Manager hielten Käuflichkeit nicht für unüblich. Quelle: REUTERS

Die Studie gibt auch Auskunft über interne Ermittlungen: Mit 62 Prozent der Unternehmen führen sie immer mehr mit ihrer Konzernrevision oder zusammen mit beauftragten Anwälten oder Wirtschaftsprüfern durch. Die Zahl lag im Vorjahr erst bei 51 Prozent. Oft werden auch IT-Dienstleister beauftragt, die die Datenmengen besser auswerten können.

Welche Fälle in den Unternehmen so vorkommen? Angefangen vom einzelnen Betrugs- oder Korruptionsverdacht bis hin zum Skandal wie bei MAN oder Siemens, bei dem auch das Management in die Schusslinie gerät. Block: „Gefährlich wird es für das Unternehmen immer dann, wenn die Behörden bei den Rechtsverstößen ein systematisches Vorgehen unter Einbindung des Managements sehen, denn dann sind die Bußgelder sind besonders hoch.“

Eine geringere Risikowahrnehmung hat der Mittelstand. Zwar wird im Mittelstand nicht weniger bestochen und auch nicht seltener Kartelle gebildet als bei Konzernen. Aber die Einstellung ist eine andere. „Wir erleben in unserer Beratungspraxis häufig die Einstellung von Mittelständlern, Korruption und Kartelle gäbe es bei Ihnen nicht, sondern nur bei den Großkonzernen“, sagt Teicke. „Aber das ist meist ein Irrtum.“ Auch im Mittelstand kommen diese Themen immer wieder vor – und häufig sind die Mittelständler darauf überhaupt nicht eingestellt.

Auch die Sensibilität des Managements für Compliance-Themen wird von den befragten Verantwortlichen kritischer betrachtet: Das attestierte Compliance-Bewusstsein beim Management ging im Vergleich zum letzten Jahr von 88 auf 81 Prozent zurück.

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