




Die sogenannte gesellschaftliche Verantwortung steht bei deutschen Unternehmen zwar hoch im Kurs, aber meist nur auf dem Papier. Nach einer am Montag veröffentlichten Studie der Bertelsmann Stiftung hat die Wirtschaft in Deutschland in Sachen „Corporate Responsibility“ (CR) noch Nachholbedarf. In 73 Prozent der Firmen befürworten demnach Vorstand und Geschäftsführung derartige Aktivitäten - allerdings integrieren lediglich 39 Prozent diese Maßnahmen in ihre Geschäftsprozesse und Wertschöpfungsketten.
Wie sich in fünf Schritten die richtige CSR-Strategie entwickeln lässt
Fragen Sie sich, wofür Ihr Unternehmen stehen soll. Entwickeln Sie eine Mission und ein konkretes Ziel – zum Beispiel, innerhalb der kommenden 15 Jahre CO2-frei zu produzieren. Denken Sie dabei in großen Schritten, und werden Sie sich vorher über die eigene Motivation klar. Das ist die Basis einer erfolgreichen CSR-Strategie.
Analysieren Sie Ihre unternehmerischen Stärken und Schwächen. CSR-Maßnahmen müssen zum Geschäft passen. Wenn Ihr Unternehmen zum Beispiel vom Fachkräftemangel bedroht ist, könnten Aktivitäten in der Talentförderung sinnvoll sein. Untersuchen Sie nicht nur Ihr eigenes Unternehmen, sondern auch den Markt, schauen Sie, was die Konkurrenz und Ihre Kunden machen.
Entwickeln Sie Konzepte nicht allein, sondern mithilfe Ihrer Stakeholder. Ihr Unternehmen kann von Außenansichten profitieren. Ein Kunde kann am besten erklären, was er von Ihren Produkten erwartet. Gehen Sie auf die Anmerkungen ein, und nutzen Sie sie für sich.
Achten Sie bei der Umsetzung darauf, dass Ihre Ziele klar formuliert sind. Nicht alles, was Sie sich vornehmen, wird sofort umsetzbar sein. Setzen Sie Zwischenziele, das motiviert die Mitarbeiter und schützt vor Frust. Wenn Sie zum Beispiel in den kommenden 15 Jahren CO2-frei produzieren wollen, versuchen Sie im ersten Schritt, in den nächsten fünf Jahren den CO2-Ausstoß um 30 Prozent zu senken.
Überprüfen Sie Ziele und Zwischenziele regelmäßig. Nur so können Sie nachvollziehen, ob die Veränderungen sinnvoll waren oder ob einige Ziele nachjustiert oder völlig neu ausgerichtet werden müssen. Vergessen Sie dabei nicht, Erfolge auch zu kommunizieren.
Dem erstmals aufgelegten Corporate Responsibility Index (CRI) zufolge wird in vielen Unternehmen die „gesellschaftliche Verantwortung“ nur fragmentarisch gelebt. In 10 Prozent der untersuchten Betriebe ist sie dagegen nahezu überall Bestandteil der Gesamtstrategie. Was die Besten auszeichnet: „Das Top-Management trägt diese Strategie, CR ist Aufgabe hoher Leitungsfunktionen, eine Wertekultur ist in allen Unternehmensbereichen erkennbar, CR-Ziele sind klar definiert, und die Zielerreichung wird gemessen.“
Von den 169 großen und mittelständischen Unternehmen, die sich an der Untersuchung beteiligten, überzeugte die Wissenschaftler vor allem der Autobauer BMW. Als häufigste Ziele von CR-Aktivitäten wurden die Reduktion ökologischer Belastungen und der schonende Umgang mit der Ressource Arbeitskraft genannt. Der Index soll künftig alle zwei Jahre ermittelt werden.