
Arbeitslose und Alleinerziehende leiden nach einer neuen Untersuchung häufiger unter chronischem Stress als leitende Angestellte und Beamte. Das zeigt die am Dienstag in Berlin veröffentlichte Erhebung der DAK-Gesundheit. Auch Studentinnen sind stärker betroffen. Gefragt wurde bei Menschen zwischen 25 und 40 Jahren, wer sich besonders oft überfordert, nicht anerkannt oder von Sorgen geplagt fühlt.
„Nicht der vielbeschäftigte Manager ist es, der am stärksten von Stress belastet ist, sondern die Studentin, die Alleinerziehende und der Arbeitslose“, sagte Thomas Bodmer, Vorstandsmitglied der Kasse. Bei den Berufstätigen sind demnach weniger gut Ausgebildete stärker von chronischem Stress betroffen. Auch Beamte im mittleren Dienst sind mehr gestresst als Beamte im gehobenen Dienst.
Acht Tipps zum Stressabbau
Versuchen Sie, die Situation, die Ihnen Frust bereitet, ganz bewusst von oben beziehungsweise von außen zu betrachten. So bauen Sie eine innere Distanz zum aktuellen Geschehen auf. Zum Beispiel: „Der Stau, in dem ich gerade stehe, ist eine Tatsache, die ich nicht ändern kann. Wenn ich mich aufrege, verschlimmere ich die Situation nur.“
Quelle: Deutsche Herzstiftung
Sport zählt laut der Deutschen Herzstiftung zu den besten Möglichkeiten, um Stress loszuwerden. Bereits eine halbe Stunde Bewegung, sei es Walking, Schwimmen oder Tennis, kann das Stresslevel deutlich senken.
Zwar lassen sich die Ursachen von Stress nicht immer beheben, etwa bei einem schwierigen Chef. Bei Stress in der Beziehung können gezielte Gespräche helfen.
Hier gilt: Nicht schon aufgebracht ins Gespräch gehen, sondern lieber ein paar Tage warten und alle Argumente und Gegenargumente auch sacken lassen.
Yoga, autogenes Training und Co. werden immer wieder angepriesen – doch nicht jedem sind sie eine Hilfe. Während manche Menschen alleine und in völliger Stille entspannen, bevorzugen andere etwa die Anleitung in einer Gruppe.
Die gewählte Technik sollte unbedingt regelmäßig geübt werden, damit sie in akuten Stress-Situationen dann auch abrufbar ist.
Unter dem „Gegenentwurf“ versteht man die ständige Pflege persönlicher Interessen, seien es Chorsingen, Fußballspielen oder Briefmarkensammeln. Also Aktivitäten, die uns anregen, ein Kontrastprogramm zum (beruflichen) Alltag bieten, uns positiv herausfordern – und so vom negativen Stress ablenken.
Fernsehen mag zwar entspannend erscheinen, doch man ist dabei passiv und erreicht keine nachhaltige Stress-Reduktion. Wertvolle Zeit, in der man den Ärger des Tages verarbeiten und abschütteln kann, geht so verloren.
Es kann helfen, sich einen Plan zu machen, an welchen Tagen man den Fernseher auf jeden Fall auslassen und stattdessen etwa ein altes Hobby wieder aufleben lassen oder ein Treffen mit Freunden verabreden kann.
Gerade wer viel zu tun und das Gefühlt hat, dass der Tag nie genug Stunden haben kann, achtet oft nicht ausreichend auf seine Ernährungsweise. Es wird dann oft das Falsche, zu hastig und insgesamt zu viel gegessen und häufig auch zu viel Alkohol getrunken.
Zusammen mit Bewegungsmangel kann das zu Übergewicht führen, was Unzufriedenheit und Frustgefühle noch verstärken kann. Man sollte sich am Besten ein Repertoire an schnellen und gesunden Mahlzeiten zulegen, etwa aus der Mittelmeerküche, die sich auch gut vorbereiten lassen.
Arzneien, die Beruhigung versprechen gibt es zwar – sie sollten aber stets nur unter Kontrolle eines Arztes zum Einsatz kommen, und nicht einfach auf eigene Faust im Internet bestellt werden.
Als Beispiel nennt die Deutsche Herzstiftung Benzodiazepine, die für langfristige Stressbewältigung ungeeignet sind, weil sie schon nach kurzer Zeit abhängig machen und zudem erhebliche Nebenwirkungen (Konzentrationsschwierigkeiten, Benommenheit) haben können.
Insgesamt hätten sich die Fehltage im Job wegen psychischer Erkrankungen seit 2000 verdoppelt, erläuterte Jörg Marschall vom Forschungsinstitut IGES. Fast jeder Zehnte leide unter einer so genannten Gratifikationskrise - also unter dem Problem, dass die eigene Arbeit nicht angemessen anerkannt werde oder widersprüchliche Anforderungen auf einen einstürmten, die kaum gleichzeitig zu befriedigen seien.
„Frauen sind mehr gestresst als Männer“, sagte Marschall. Zur Belastung werde bei ihnen oft die Verantwortung für andere, eine Vielzahl an Sorgen - oder insgesamt das Gefühl, das alles zuviel werde. „Erwerbslose haben eine höhere Stressbelastung als Erwerbstätige“, unterstrich der Forscher, der die Stressbelastung anhand einer über das Vorkommen von Hektik und Zeitnot hinausgehenden Skala gemessen hatte. Marschall: „Je höher der berufliche Status, desto geringer der Stress.“
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Arbeitslose machen sich demnach sehr viel mehr Sorgen. „Sie sagen: Ich schaffe es einfach nicht, die Leistung zu bringen, die von mir erwartet wird“, so Marschall. Ähnlich sei es bei Studierenden. „Auch sie haben oft die Befürchtung, ihre Aufgaben nicht erfüllen zu können.“ Die am meisten gestresste Gruppe bildeten aber die alleinerziehenden Mütter.
Alarm schlug Bodmer wegen der möglichen Folgeschäden von chronischem Stress. Von Herz-Kreislauf-Problemen bis Rückenschmerzen könnten viele Krankheiten daraus erwachsen.
Der Hamburger Verhaltenstherapeut Helmut Peter wies aber darauf hin, dass noch weitgehend unerforscht sei, wann Stress wirklich krank macht. So sei das persönliche Empfinden mitentscheidend. Es sei auch naheliegend, dass Studierende mit unklarer Zukunftsaussicht zunächst unter Stress litten - dieser könne dann aber auch wieder zurückgehen, ohne Krankheiten zu verursachen.
Um Stress als Krankheitsrisiko zu vermindern, empfiehlt die DAK-Gesundheit ein mehrere Wochen dauerndes Online-Coaching, das den Betroffenen mit Rüstzeug dagegen ausstatten soll.