
Die besten fünf Kontrollgremien haben der Studie zufolge, die sich auf das Berichtsjahr 2010 stützt, Siemens, SAP, Commerzbank, Deutsche Post und Deutsche Bank. Die schwächsten Aufsichtsräte haben Linde als Schlusslicht, RWE, Deutsche Lufthansa, HeidelbergCement und Infineon.
Bei Unabhängigkeit und Eignung, Transparenz und Zusammensetzung der Dax-30-Aufsichtsgremien mit insgesamt 454 Aufsichtsratsmitgliedern sieht die Essener Hochschule Mängel. „Formale Kompetenzkriterien werden zwar überwiegend erfüllt, die Berufung neuer Aufsichtsräte folgt aber häufig noch alten Mustern“, so Ruhwedel. So besteht die Unsitte fort, frühere Vorstandsvorsitzende zum Aufsichtsratschef zu berufen. In 18 der 30 Dax-Unternehmen sitzen ehemalige Vorstandsmitglieder im Aufsichtsrat, in 16 führen Ex-Chefs sogar dessen Vorsitz.
Kaum vertreten sind immer noch Frauen und Ausländer. Mit insgesamt 72 Kontrolleurinnen liegt die Frauenquote nur bei 14,4 Prozent. Der Baustoffhersteller HeidelbergCement ist der einzige Dax-Konzern mit Aufsichtsrat ganz ohne Frauen. Der Ausländeranteil ist mit 12,6 Prozent noch geringer. Vorbilder sind Daimler und Deutsche Börse mit je sechs Aufsehern ohne deutschen Pass. „Vor dem Hintergrund des hohen Internationalisierungsgrades deutscher Unternehmer und der vielen ausländischen Arbeitnehmer ist der Ausländeranteil viel zu gering“, kritisiert Ruhwedel.
Bei manchen Unternehmen leidet die Kontrolle unter der Vielzahl der Mandate. Während sich Arbeitnehmervertreter in der Regel mit maximal drei Mandaten begnügen, haben mehr als 100 der von den Eigentümern entsandten Aufsichtsräte im Untersuchungsjahr 2010 fünf oder mehr Mandate. Zudem treffen sich viele die Kontrollgremien zu selten. Im Schnitt kommen die Aufsichtsräte sechsmal im Jahr zusammen. Dagegen tagte der Aufsichtsrat der Deutschen Börse 2010 zehnmal, bei SAP achtmal. Bei Bayer gab es nur vier Sitzungen.