
Die gute Nachricht: In den Führungsteams der Konzerne wird es bunter und weiblicher. Die 30 größten DAX-Unternehmen haben in den letzten vier Jahren den Anteil an Frauen in Führungspositionen um ein Viertel gesteigert. Die schlechtere Nachricht: Die großen Unternehmen haben in ihren ausländischen Tochterfirmen durchweg mehr weibliches Führungspersonal als in Deutschland. Das schieben Personalvorstände vor allem darauf, dass erwerbstätige und ehrgeizige Mütter anderswo selbstverständlicher seien. Und auch wenn einzelne im DAX 30 sogar über 20 Prozent weiblichen Anteil an der Führung ausweisen – in die Zahlen sind die Frauen im Vorstand nicht eingerechnet. Sie machten 2014 im Schnitt nur sieben Prozent aus. Bei Nachzüglern wie dem Autozulieferer Continental oder dem Baustoffkonzern HeidelbergCement sind es auch in unteren Führungsebenen kaum mehr.
2011, als die Firmen erstmals die Verhältnisse untersuchten, hatte die damalige Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) gerade eine gesetzliche Frauenquote gefordert. Der Schritt war also nicht ohne den Hintergedanken, eine feste Vorgabe per Gesetz auf diese Weise abbiegen zu können. Das nun gültige Gesetz mögen Personalvorstände immer noch nicht. Sie betonen, dass sie gerne ihre Leute allein nach Qualifikation einstellen würden und nicht genug Frauen da seien. Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (SPD) argumentiert, dass die Firmen nicht genug getan hätten, gute Frauen zu fördern und Verantwortung sammeln zu lassen.
Die Großen 30 haben sich darauf eingestellt, dass die Politik zunehmend in ihre Personalauswahl eingreift. Die Quote ist Gesetz und bestimmt nach dem Willen der großen Koalition zunächst, dass Aufseher in bestimmten größeren Unternehmen künftig zu 30 Prozent Frauen sein sollen. Das Gesetz von Ministerin Schwesig hat aber noch den zweiten, weniger beachteten Teil, der nicht die Aufsichtsräte betrifft. Börsenunternehmen oder Firmen, in den Arbeitnehmervertreter mitbestimmen dürfen, müssen bis Ende September erstmals festlegen, wie sehr sie ihren Frauenanteil in Führungsjobs erhöhen möchten und bis wann das erreicht sein soll. Spätestens im Sommer 2017 werden sie am eigenen Quotenziel öffentlich gemessen. Alles in allem trifft es etwa 3500 Unternehmen. Wer mindestens 30 Prozent erreicht hat, muss nicht mehr nachlegen.
So hoch ist der Frauenanteil in den Dax-Konzernen
Bei Adidas liegt der Frauenanteil in Deutschland bei exakt 50 Prozent (Stand: 2014). Weltweit sind es ebenfalls 50 Prozent. Die Führungskräfte des Konzerns sind jedoch nur zu 28 Prozent weiblich.
Bei der Allianz liegt der Frauenanteil in Deutschland bei 47,5 Prozent (Stand: 2014). Weltweit sind 52,9 Prozent der Mitarbeiter Frauen. Die Führungskräfte des Konzerns sind aber nur zu 31,5 Prozent weiblich.
Bei der BASF liegt der Frauenanteil in Deutschland bei 23,7 Prozent (Stand: 2014). Weltweit sind 24,4 Prozent der Mitarbeiter Frauen. Die Führungskräfte des Konzerns sind aber nur zu 19,1 Prozent weiblich.
Bei Bayer liegt der Frauenanteil in Deutschland bei 31 Prozent (Stand: 2014). Weltweit sind 37 Prozent der Mitarbeiter Frauen. Die Führungskräfte des Konzerns sind aber nur zu 26 Prozent weiblich.
Bei Beiersdorf liegt der Frauenanteil in Deutschland bei 50,8 Prozent (Stand: 2014). Die Führungskräfte des Konzerns sind in Deutschland zu 27,5 Prozent und weltweit zu 26 Prozent weiblich.
Bei BMW liegt der Frauenanteil in Deutschland bei 14,8 Prozent (Stand: 2014). Weltweit sind 17,8 Prozent der Mitarbeiter Frauen. Die Führungskräfte des Konzerns sind zu 14,2 Prozent weiblich.
Bei der Commerzbank liegt der Frauenanteil in Deutschland bei 51,2 Prozent (Stand: 2014). Weltweit sind 52 Prozent der Mitarbeiter Frauen. Die Führungskräfte des Konzerns sind aber nur zu 28,2 Prozent weiblich.
Bei Continental liegt der Frauenanteil in Deutschland bei 21 Prozent (Stand: 2014). Weltweit sind 27,3* Prozent der Mitarbeiter Frauen. Die Führungskräfte des Konzerns sind aber nur zu 10* Prozent weiblich.
*Ergänzung der systematischen Belegschaftsdaten um 6 weitere Länder in 2014 mit unterdurchschnittlichem Frauenanteil
Bei Daimler liegt der Frauenanteil in Deutschland bei 15,5 Prozent (Stand: 2014). Weltweit sind 16,8 Prozent der Mitarbeiter Frauen. Die Führungskräfte des Konzerns sind ebenfalls zu 15,5 Prozent weiblich.
Bei der Deutschen Bank liegt der Frauenanteil in Deutschland bei 47,5 Prozent (Stand: 2014). Weltweit sind 41,7 Prozent der Mitarbeiter Frauen. Die Führungskräfte des Konzerns sind aber nur zu 19,4 Prozent weiblich.
Bei der Deutsche Börsen Group liegt der Frauenanteil in Deutschland bei 37 Prozent (Stand: 2014). Weltweit sind 40 Prozent der Mitarbeiter Frauen. Die Führungskräfte des Konzerns sind aber nur zu 15 Prozent (oberes und mittleres Management) und 24 Prozent (Unteres Management) weiblich.
Bei der Deutschen Post liegt der Frauenanteil in Deutschland bei 45,2 Prozent (Stand: 2014). Weltweit sind 36 Prozent der Mitarbeiter Frauen. Die Führungskräfte des Konzerns sind aber nur zu 19,3 Prozent weiblich.
Bei Eon liegt der Frauenanteil in Deutschland bei 27 Prozent (Stand: 2014). Weltweit sind 29 Prozent der Mitarbeiter Frauen. Die Führungskräfte des Konzerns sind aber nur zu 15,8 Prozent weiblich.
Bei Fresenius liegt der Frauenanteil in Deutschland bei 71,5 Prozent (Stand: 2014). Weltweit sind es nur 68,4 Prozent. Die Führungskräfte des Konzerns weltweit sind sogar nur zu 29,9 Prozent weiblich.
Bei Fresenius Medical Care liegt der Frauenanteil in Deutschland bei 46,5 Prozent (Stand: 2014). Weltweit sind 68,7 Prozent der Mitarbeiter Frauen. Die Führungskräfte des Konzerns sind aber nur zu einem Drittel (32,4 Prozent) weiblich.
Bei Heidelberg Cement liegt der Frauenanteil in Deutschland bei 14 Prozent (Stand: 2014). Weltweit sind 13 Prozent der Mitarbeiter Frauen. Die Führungskräfte des Konzerns sind aber nur zu 9 Prozent weiblich.
Bei Henkel liegt der Frauenanteil in Deutschland bei 36 Prozent (Stand: 2014). Weltweit sind 33,2 Prozent der Mitarbeiter Frauen. Die Führungskräfte des Konzerns sind aber nur zu einem Drittel (32,5 Prozent) weiblich.
Bei Infineon liegt der Frauenanteil in Deutschland bei 25,5 Prozent (Stand: 30.09.2014). Weltweit sind 37,1 Prozent der Mitarbeiter Frauen. Die Führungskräfte des Konzerns sind aber nur zu 12,5 Prozent weiblich.
Bei K+S liegt der Frauenanteil in Deutschland bei 9,2 Prozent (Stand: 2014). Weltweit sind 12,1 Prozent der Mitarbeiter Frauen. Die Führungskräfte des Konzerns sind weltweit aber nur zu 14 Prozent weiblich.
Bei Lanxess liegt der Frauenanteil in Deutschland bei 17,1 Prozent (Stand: 2014). Weltweit sind 18 Prozent der Mitarbeiter Frauen. Die Führungskräfte des Konzerns sind weltweit aber nur zu 15,4 Prozent weiblich.
Bei der Lufthansa liegt der Frauenanteil in Deutschland bei 45,8 Prozent (Stand: 2014). Weltweit sind 44,7 Prozent der Mitarbeiter Frauen. Die Führungskräfte des Konzerns sind weltweit jedoch nur zu 14,2 Prozent weiblich. Bezieht man Frauen mit Personalverantwortung (inkl. Leitungsebenen und Vorstand) mit ein, liegt der Wert bei 33,7 Prozent.
Bei Merck liegt der Frauenanteil in Deutschland bei 38 Prozent (Stand: 2014). Weltweit sind sogar 41 Prozent der Mitarbeiter Frauen. In den Führungskräften des Konzerns sind weltweit jedoch nur 26 Prozent weiblich.
Bei Munich RE liegt der Frauenanteil in Deutschland bei 52 Prozent (Stand: 2014). Weltweit sind sogar 54 Prozent der Mitarbeiter Frauen. Die weiblichen Führungskräfte des Konzerns liegen jedoch nur bei 31 Prozent weltweit.
Bei der RWE liegt der Frauenanteil in Deutschland bei 21,5 Prozent (Stand: 2014). Weltweit sind 26,6 Prozent der Mitarbeiter Frauen. Die Führungskräfte des Konzerns sind aber nur zu 14,3 Prozent weiblich.
Bei SAP liegt der Frauenanteil in Deutschland bei 28,7 Prozent (Stand: 2014). Weltweit sind 31* Prozent der Mitarbeiter Frauen. Die Führungskräfte des Konzerns sind weltweit zu 21,3* Prozent weiblich.
*Aktuelle Akquisitionen einbezogen und historische Daten entsprechend angepasst
Bei Siemens liegt der Frauenanteil in Deutschland bei 22* Prozent. Weltweit sind 24* Prozent der Mitarbeiter Frauen. Die Führungskräfte des Konzerns sind aber nur zu 16* Prozent weiblich.
*Stand jeweils 30.09.2013: Siemens ohne Osram
Bei der Telekom liegt der Frauenanteil in Deutschland bei 31,4 Prozent (Stand: 2014). Weltweit sind 35,5 Prozent der Mitarbeiter Frauen. Die Führungskräfte des Konzerns sind aber nur zu 25,6 Prozent weiblich.
Bei The Linde Group liegt der Frauenanteil in Deutschland bei 25,4 Prozent (Stand: 2014). Weltweit sind 28,7* Prozent der Mitarbeiter Frauen. Die Führungskräfte des Konzerns sind weltweit aber nur zu 13,9* Prozent weiblich.
*inklusive Akquisition von Lincare in den USA
Bei Thyssen Krupp liegt der Frauenanteil sowohl in Deutschland, als auch weltweit bei 14,5 Prozent (Stand: 2014). Die Führungskräfte des Konzerns sind jedoch nur zu 8,6 Prozent weltweit weiblich.
Bei Volkswagen liegt der Frauenanteil in Deutschland bei 17,5 Prozent (Stand: 2014). Weltweit sind 15,7 Prozent der Mitarbeiter Frauen. Die Führungskräfte des Konzerns sind aber nur zu 12,1 Prozent weiblich.
Von den Großen erreichen diesen Wert nur vier. Zunächst der Konsumgüterhersteller Henkel und knapp der Versicherungskonzern Allianz. Wenn die Definition von Führungskraft seeehr weit gefasst wird, gehören auch die Deutsche Bank und Lufthansa dazu.
In den 30 größten im Dax gelisteten Firmen ist schon viel passiert, um Frauen den Aufstieg zu erleichtern und Beschwernisse zu erleichtern. Betriebskindergärten, Arbeiten von zuhause oder flexiblere Arbeitszeiten gehören dazu. Doch anderswo in Industrieländern wird Vielfalt im Management als Wert an sich und als Voraussetzung für Erfolg gewertet. In Deutschland geht es immer noch vorrangig darum, eine „Schwäche“ von Frauen auszugleichen, die Familie und andere Verpflichtungen haben. Männliche Angestellte werden in ihrer Rolle als Väter und Familienmanager kaum ermuntert – was Frauen die Sache umgekehrt erleichtern würde. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) spricht davon, dass in höheren Führungsebenen noch immer eine „männliche Monokultur“ herrsche.
Die DAX 30 stellen die Zahlen über Männer und Frauen im Management seit 2011 zusammen. Ein Schwachpunkt der Statistik ist allerdings, dass kaum nachvollziehbar wird, wer überhaupt mitgezählt wird. Wer ist Führungskraft? So kommt die Lufthansa je nach großzügiger oder konservativer Zählweise einmal auf einen Frauenanteil von gut 32 Prozent, im strengen Fall nur auf 16 Prozent. Ist die Produktdesignerin Führungspersonal, die ein Team aus zwei weiteren Gestaltern leitet oder ist es jemand, der Personalverantwortung hat und über ein eigenes Budget verfügt? Die 30 größten Im Börsenindex DAX notierten Firmen bleiben diese Antwort schuldig. Trotz der statistischen Freiheit kommen der Energiekonzern RWE, das Industrieunternehmen ThyssenKrupp sowie die Autobauer VW und BMW nur auf gut zehn Prozent, Daimler in einer ebenso männerlastigen Branche immerhin auf 15 Prozent.
Im Vergleich zu anderen Betrieben stehen die DAX 30 freilich fortschrittlich da. Frauen in Spitzenpositionen waren auch 2014 noch die Ausnahme: Bei den 200 größten Firmen waren nur 47 von 877 Vorständen weiblich – ein Anteil von gut fünf Prozent, wie das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) jährlich ermittelt. Bei den 100 größten Unternehmen, ist der Frauenanteil in der Chefetage sogar von knapp fünf auf gut vier Prozent gesunken.
Etwas besser vertreten sind Frauen in Aufsichtsräten – für die jetzt die feste Quote gilt. Sowohl in den Top-200- als auch in den Top-100-Firmen ist bald jeder fünfte Platz mit einer Frau besetzt. Höher lag er mit knapp 25 Prozent aber schon in den 30 DAX-Konzernen.