Dienstreisen Der eigene Jet lohnt sich für viele Firmen

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Fliegende Jugendherbergen

Die Typologie eines Handlungsreisenden
Der Veteran Quelle: AP
Der Reisemüde Quelle: gms
Der Unentspannte
Der High-Tech-Traveller
Das Greenhorn

So wie Volkswagen kalkulieren viele Unternehmen in Deutschland – das bestätigt eine Umfrage der WirtschaftsWoche unter Konzernen. Von BASF bis ThyssenKrupp finden sich allein unter den Dax-30-Werten zahlreiche Konzerne, die für Geschäftsreisen ihrer Top-Leute regelmäßig Businessjets einsetzen. Unter anderem der Chemieriese BASF und der baden-württembergische Softwarekonzern SAP gönnen sich eigene Flugzeuge.

Aber auch größere Mittelständler, nicht selten in der Provinz angesiedelt, schätzen die Vorzüge individueller Mobilität über den Wolken, die ihnen die kleinen Flieger bieten: Heizungsbauer Viessmann etwa fliegt seine Manager regelmäßig vom Firmenstammsitz im nordhessischen Allendorf zu Kunden in aller Welt. Und Reinhold Würth, Patriarch des gleichnamigen Schraubenherstellers, der sich auch mit seinen 78 Jahren immer noch gern selbst hinter den Steuerknüppel seiner dreistrahligen Falcon 900 setzt, nennt nicht nur mehrere Jets, sondern gar eine Werkslandebahn sein Eigen. Wegen der abgelegenen Lage des Firmensitzes sei der eigene Airport in Schwäbisch Hall von essenzieller Bedeutung. „Wir sind mit unserer kleinen Flugzeugflotte zeitlich und örtlich sehr flexibel“, heißt es bei Würth. So könne man gerade auch kleine Flughäfen in Kundennähe anfliegen.

Steuerliche Fakten zu Flügen mit dem Firmenjet

„Unternehmen mit schlecht angebundenen Produktionsstätten, die mit Linienflugzeugen nicht mal eben erreichbar sind, etwa in abgelegenen Orten in Rumänien oder Mexiko“, sagt Raoul Nacke, Deutschland-Geschäftsführer der Personalberatung Eric Salmon & Partners, „stellen sich vermehrt die Frage, ob ein Firmenjet, sich nicht lohnen könne.“ Denn ein Direktflug im eigenen oder gecharterten Businessflieger könne kostengünstiger sein als eine logistisch hochkomplexe und zeitaufwendige Reise.

Doch wer sich die Jets der Top-Manager wie fliegende Luxushotels mit goldenen Wasserhähnen und pompösen Interieur vorstellt, wird enttäuscht. „Das sind eher fliegende Jugendherbergen“, sagt der Hamburger Luftfahrtexperte Heinrich Großbongardt. Nur die ganz großen Maschinen wie der Airbus A319 hätten Platz für ein Bett und ein separates Büro. „Meistens fliegt man in der First Class deutlich bequemer – vertrauliche Gespräche führen kann man dann aber nicht.“

Um seiner Führungsriege genau das zu ermöglichen, setzt SAP auf konzerneigene Flugzeuge. Der IT-Konzern aus dem Örtchen Walldorf besitzt drei Jets – einen Learjet 45XR mit Platz für bis zu acht Passagiere und zwei Challenger 300 vom Flugzeugbauer Bombardier. Einer der Flieger ist dauerhaft in den USA stationiert, die beiden anderen stehen am Flughafen in Mannheim. In den USA verfügt auch Bayer über zwei Learjets. Der Grund: Die 50 Standorte des Chemiekonzerns in den Vereinigten Staaten seien durch den Linienflugverkehr zum Teil schlecht miteinander verbunden.

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