




WirtschaftsWoche Online: Herr Vogel, wie nehmen Sie die aktuelle Bonus-Debatte wahr?
Dieter Vogel: Für die aktuelle Diskussion habe ich wenig Verständnis. Es geht um Geld und in Geldfragen schwingt immer Neid mit. Richtig wäre klar zu machen, dass Management ein wesentlicher Erfolgsfaktor für Unternehmen und auch für die Sicherung von Arbeitsplätzen ist, aber diese Position bringt deutlich weniger Wählerstimmen. Bei den Vorschlägen wird vergessen, dass wir uns in einem internationalen Wettbewerb befinden. Die Manager-Vergütungen in Deutschland sind im internationalen Wettbewerb durchschnittlich.
Sie empfinden also horrende Gehälter, wie das viel diskutierte Beispiel Martin Winterkorn, gerechtfertigt?
Nein, einzelne Übertreibungen sind vorhanden, aber solche Übertreibungen zeigen keine Notwendigkeit für eine Regelung seitens der Politik. Das sind Fehler des Aufsichtsrates. Ein guter Aufsichtsrat verhindert solche Exzesse.

Was halten Sie von der Idee eine Obergrenze einzuführen?
Wohin sollen Obergrenzen führen? Diese führen nur dazu, dass sich alle an der Obergrenze orientieren. Auch wenn die Einkünfte heute deutlich drunter liegen.
Und der Vorschlag das Gehalt an den Durchschnittsverdienst zu koppeln?
Kopplung an den Durchschnittsverdienst würde zu einer völligen Fehlentwicklung führen. Die Multiplikationsgröße ist schlicht unbrauchbar. Schon, weil die Einkommensstrukturen verschiedener Industrien Unterschiede aufweisen.
Die SPD hält ein Fixgehalt für Manager für sinnvoll. Wäre das die Lösung?
Das ist der schlechteste Vorschlag in der aktuellen Diskussion. Wenn Bonusmodelle abgeschafft werden, wäre das der Abschied vom Leistungsgedanken und das könnte Deutschland in den Ruin führen.
Zur Person
Dieter H. Vogel hat eine Bilderbuchkarriere hinter sich. Nach der Promotion im Fach Maschinenbau und ersten Führungsaufgaben bei Bertelsmann stieg Vogel 1986 in den Vorstand der Thyssen AG auf. Zehn Jahre später stand er an der Spitze des damals 120.000 Mitarbeiter zählenden Stahlkonzerns. Zudem gehörte Vogel auf Vorschlag von Bundeskanzler Gerhard Schröder dem Aufsichtsrat der Deutschen Bahn AG als Vorsitzender an. Als Chairman für das Europageschäft der Lindsay-Goldberg-Fonds gilt sein Interesse heute dem gehobenen Mittelstand.