Nicht nur der Aufgabenbereich, auch der Hintergrund von CDOs ist bunt gemischt: Sie kommen aus dem Marketing (34 Prozent), dem Vertrieb (17 Prozent), der Technologiebranche (14 Prozent) und aus der Beratung (13 Prozent). Den Chief Digital Officer als höheren IT-Manager zu sehen, wäre falsch – denn damit würde der proaktive Innovationscharakter jedes CDO-Typus unzureichend adressiert.
Darüber hinaus sollte ein CDO weitreichende Kompetenzen und Autorität in allen digitalen Themen haben. So zeigte unsere Studie, dass 42 Prozent der CDOs auf Vorstandsebene (C-Level) angesiedelt sind, 16 Prozent auf Direktoren- und 15 Prozent auf Abteilungsleiterebene (Vice Presidents). Langjährige Erfahrungen in der digitalen Welt und in Führungspositionen sind daher wünschenswert.
Aber auch Unternehmen müssen Erfolgskriterien beachten: Sowohl die Eigentümer als auch die Geschäftsleitung müssen hinter der digitalen Transformation stehen. Sie müssen die Veränderung wollen. Es muss eine digitale Strategie und einen dazugehörigen Transformationsplan geben, die die Agenda des CDOs bilden. Heißt konkret: Der CEO muss den CDO mit den notwendigen Befugnissen, personellen Ressourcen und einem Budget ausstatten – ansonsten bleibt der sprichwörtliche zahnlose Tiger, der nur aus PR-Gründen eingesetzt wurde.
Aber wenn Beteiligten tatsächlich alles richtig machen – macht sich der CDO dann nicht irgendwann selbst überflüssig? Tatsächlich könnte man argumentieren, dass in einem komplett digitalisierten Unternehmen in der Regel weniger Bedarf für eine CDO besteht. Gleichzeitig aber kann sich ein erfolgreicher CDO auch automatisch für eine Position als CEO qualifizieren, da er sämtliche für das Unternehmen relevanten Prozesse, Abläufe und Strategien in seiner Zeit als CDO kennengelernt und gestaltet hat.
So entwickeln Sie die richtige Digitalstrategie
Bernd Holitzner ist seit 2010 Geschäftsführer des Beratungsunternehmens menovo GmbH, das sich auf Automation, Optimierung und Beratung von Geschäftsprozessen spezialisiert hat.
Er rät: "Ermitteln Sie den aktuellen Prozessablauf – über Abteilungsgrenzen hinweg. Stellen Sie Start- und Endpunkt des Gesamtprozesses fest und definieren Sie Haupt- und Subprozesse. Zum Schluss eruieren Sie die verwendeten Tools. Wahrscheinlich haben Sie erste Schwachstellen und Optimierungspotenziale aufgedeckt. Jetzt können Sie sich vergewissern, ob die gestellte Anforderung diese berücksichtigt."
"Prüfen Sie, ob die Anforderung die Unternehmensstrategie berücksichtigt. Ein Beispiel ist der Onboarding-Prozess. Die IT-Abteilung erwartet, dass Software installiert und Berechtigungen angelegt werden. Die Unternehmensstrategie fordert, dass der Prozess effizienter wird. Diese Bedürfnisse müssen Sie in Einklang bringen."
"Analysieren Sie die Optimierungspotenziale des aktuellen Prozesses. Das sind Prozessschritte, die die Unternehmensstrategie nicht unterstützen. Wenn Sie eine fundierte Auswertung benötigen, führen Sie eine Prozesskennzahlenanalyse durch. Dokumentieren Sie die Optimierung anschließend detailliert."
"Anhand des Optimierungskonzeptes erkennen Sie, wo technische Unterstützung sinnvoll ist. Formulieren Sie, welchen Bedarf die Technik erfüllen soll. Soll die Fehleranfälligkeit im Dokumentenmanagement reduziert werden? Sollen Informationen firmenweit zugänglich werden?"
"Häufig existieren in Unternehmen Tools, die die Anforderungen erfüllen. Durch Kommunikationsdefizite oder mangelnde Prozesskenntnis werden diese nicht berücksichtigt. Überprüfen Sie genauer den Nutzen und die Potenziale der eingesetzten Tools. Erfüllen bestimmte Tools den Bedarf nicht? Dann untersuchen Sie mit der gleichen Akribie die Auswahl neuer Tools."
"Heutzutage ändert sich der Bedarf eines Unternehmens kontinuierlich. Stellen Sie sicher, dass Tools schnell und mit geringem Aufwand angepasst werden können. Zum Beispiel indem Funktionen via Konfiguration geändert werden können."
"Nachdem die Digitalisierung erfolgreich umgesetzt wurde, ist die größte Herausforderung, sie kontinuierlich anzupassen. Der digitale Prozess muss kontrolliert, hinterfragt und weiterentwickelt werden."
Sicher ist: Die Nachfrage nach CDOs und damit der Wettbewerb um die besten Kandidatinnen und Kandidaten wird sich zunehmend intensivieren. Unternehmen sollten sich klar darüber sein, in welcher Phase der Digitalisierung sie sich gerade befinden. Eine zielgerichtete und klar definierte Transformationsagenda ist dabei entscheidend. Denn nur dann stellen erfolgreiche CDOs einen signifikanten Wettbewerbsvorteil für Unternehmen dar, um die Digitalisierung zu meistern.