Digitaler Mittelstand Es fehlen nur die Mitarbeiter

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Unternehmen müssen attraktiver werden

Es geht jedoch nicht nur darum, die bestehende Mannschaft weiter zu qualifizieren, sondern auch darum, als Arbeitgeber attraktiv zu sein. Und hier tun sich einige noch schwer, wie Frank Riemensperger, Vorsitzender der Geschäftsführung Accenture Deutschland und Mitglied des Bitkom-Hauptvorstands, sagt: "Wir müssen weg von "one size fits all" und unsere Arbeitsverhältnisse neu konfigurieren - und zwar individuell. Der eine möchte einen Dienstwagen, der nächste im Gegenwert eines Dienstwagens etwas völlig anderes. Wieder jemand anderes braucht mehr Flexibilität und der nächste mehr Weiterbildungen. Je flexibler das alles ist, desto glücklicher sind die Mitarbeiter." Und desto größer wird auch die Anziehungskraft auf andere Fachkräfte.

"Die Digitalisierung bietet jedem die Riesenchance, sein persönliches Arbeitsumfeld so zu gestalten, wie er oder sie es braucht, beziehungsweise möchte. Wir sprechen hier von der Losgröße Eins", so Riemensperger. Das bedeutet allerdings auch: Ohne Veränderungswillen der Betriebe und entsprechende Unternehmenskultur geht es nicht.

So erhöhen Mittelständler ihre Attraktivität für Fachkräfte

"Wir müssen uns immer wieder fragen: Wie flexibel sind wir denn?", so Riemensperger. Flexibilität sei nämlich keine Einbahnstraße - auch die Unternehmen müssen sich bewegen. "Wir haben in der Vergangenheit viele talentierte Frauen verloren, weil wir nicht flexibel genug waren. Da steuern wir seit vier, fünf Jahren gegen, aber es ist ein langwieriger Prozess", erzählt er. Dass junge Familien - und vor allem Frauen - noch immer Probleme haben, Kinder und Job zu vereinen, liege zwar nicht allein an den Unternehmen: "Die Kita schließt um 13 Uhr und anders als in anderen Ländern kann sich ein Paar, das Vollzeit arbeitet, nur schwer eine Ganztags-Nanny leisten, die tagsüber für die Kinder da ist. Und voll steuerlich absetzbar ist sie auch nicht." Aber wer bei den Begriffen Home-Office, Teilzeit oder flexible Arbeitzeitsmodelle Schnappatmung bekommt, der braucht sich nicht wundern, wenn junge Eltern beiderlei Geschlechts einen Bogen um das Unternehmen machen.

Woanders klappt es ja auch: sowohl gesellschaftlich, als auch von seiten der Arbeitgeber. Riemensperger: "In anderen Ländern ist es normal, dass Frauen Familie und Arbeit miteinander in Einklang bringen und trotzdem Karriere machen. Der gesellschaftliche Rahmen und die Flexibilität in den Arbeitsverhältnissen macht es möglich, dass Frauen mit Kindern sich nicht entscheiden müssen entweder als Rabenmütter dazustehen oder die Karriere an den Nagel zu hängen." Und davon profitieren nunmal auch die Unternehmen.

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