Digitalisierung

Wartet nicht auf Perfektion – lernt aus euren Fehlern!

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Drei Erkenntnisse für das Management

Wir lernen daraus, dass Unternehmen oberflächliche Erfolge kritisch durchleuchten müssen. Das gilt für Weiterentwicklung von Systemen ebenso wie von Geschäftsmodellen. Wenn man in einem komplexen Umfeld agil bleiben will, sollte man diesen Weg beschreiten, auch wenn er anstrengend ist. Übertragen wir diese Erkenntnisse auf das Management, muss man sich drei Dinge vor Augen führen:

1.  Nehmt es als gegeben hin, dass Fehler passieren

Jeff Bezos sagte einmal über Amazon: „Ich glaube, wir sind ist der beste Ort auf der Welt, um Fehler zu machen“. Eine solche Aussage ist es, die viele inspiriert, zu experimentieren, Fehler zu machen und sie in etwas Innovatives zu verwandeln. Was wir bei Amazon durch unsere Entwicklungsarbeit gelernt haben ist: Wir müssen herausfinden, was sich wirklich hinter einem Fehler verbirgt. Und: Man sollte seine Mitarbeiter dafür belohnen, dass sie Fehler aufspüren und sich aktiv mit ihnen auseinandersetzen. Einige unserer besten Produktideen sind so entstanden.

2. Findet Euch mit unvollständigen Informationen ab

Erfolgsfaktoren für die Führung in digitalen Unternehmen
Anforderungen der Industrie 4.0 Quelle: dpa
Definition der Ziele Quelle: dpa
Verantwortung der Führung Quelle: Fotolia
Kommunikation Quelle: dpa
Disziplin und Lernbereitschaft Quelle: obs

Zur deutschen Tradition gehört die Gründlichkeit und Perfektion. In der digitalen Welt sollte man diese Prinzipien etwas aufweichen. Denn wenn sich Technologie schnell wandelt, müssen sich Unternehmen mit verändern. Entscheidungen sollten fallen, auch wenn Informationen nicht so vollständig vorliegen, wie man es gerne hätte. Jeff Bezos bezog sich genau darauf, als er im letzten Brief an die Amazon Aktionäre sagte, dass „die meisten Entscheidungen getroffen werden mit etwa 70% der Informationen, die man gerne gehabt hätte. Wer auf 90% wartet, wird vermutlich in den meisten Fällen zu langsam sein. Unabhängig davon müssen Unternehmen es schaffen, schlechte Entscheidungen schnell zu korrigieren. Wenn man gut darin ist, seinen Kurs zu korrigieren, sind Irrtümer weniger kostspielig, als man denktwährend zu langsam zu sein in jedem Fall sehr teuer kommt.“

3. Entwickelt eine Kultur des Lernens

Ich habe betont, wie wichtig es ist, dass Unternehmen einen systematischen Ansatz entwickeln, mit Fehlern umzugehen. Aber er wird nur funktionieren, wenn er Teil einer Unternehmenskultur geworden ist. Man muss die DNS der eigenen Organisation verstehen und wissen, worüber an der Basis gesprochen wird. Offen das Experimentieren in der Produktentwicklung zu propagieren und Leute dazu aufzufordern, sich mit Fehlern auseinander zu setzen, wird nur ein Lippenbekenntnis bleiben, wenn Mitarbeiter persönliche Nachteile befürchten müssen, sobald etwas misslingt. Es liegt an den Führungskräften, die Kultur des Experimentierens so zu fördern und auszugestalten, dass sie auch tatsächlich gelebt wird.

Was immer Unternehmen sich einfallen lassen, um systematisch aus Fehlern zu lernen: Es wird ihnen helfen, in der digitalen Welt zu bestehen. Und es wird ihnen den Freiraum und den Mut geben, ihre Systeme, Lösungen und Geschäftsmodelle auf ein neues Level zu heben.

Werner Vogels hat als CTO von Amazon.com täglich mit Entwicklungen und Veränderungen der digitalen Transformation zu tun. Er schreibt in seiner Kolumne regelmäßig über relevante Fragen und Folgen der Digitalisierung.

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