Erfolgreiche Chefs – und somit auch erfolgreiche Unternehmen – verstehen diese neue Agilität als Chance für neue Geschäftsmodelle. Facebook, LinkedIn oder AirBnB sind deswegen so stark, weil sie virtuos die Klaviatur des Multiplikatoreffekts spielen können, und auf diese Weise ein rapides Wachstum bei wenigen Investitionskosten verbuchen können, wie Jeremy Rifkin in seinem Buch „The Zero Marginal Cost Society“ schreibt.
Sie sind auch deswegen so stark, weil sie von Führungspersönlichkeiten geführt werden, die sich als Netzwerker definieren und die neuen Spielregeln des Führens verstanden haben. Die US-Unternehmensberater von OpenMatters sind dem Verhältnis zwischen Geschäftsmodell und Führungsstil nachgegangen und unterscheiden vier verschiedene Typen:
1. Der Kommandant (commander)
Er setzt Ziele und sagt anderen, wie sie diese erreichen sollen. Dies funktioniert gut mit Maschinen, ist aber nur wenig erfolgsversprechend mit Mitarbeitern und Kunden, die Wahlmöglichkeiten und Partizipation einfordern.
Was Unternehmen tun können, um ihre Mitarbeiter zu motivieren
Um den Mitarbeitern am Ende des Monats mehr Geld in der Tasche zu bescheren, müssen nicht gleich Millionenbeträge über die Theke wandern. Stattdessen freuen sich Mitarbeiter auch über Gutscheine, mit denen sie laufende Kosten wie Benzin oder Essen
Finanzieren können. Tankstellen- oder Einkaufsgutscheine mit bis zu 44 Euro im Monat kann der Arbeitgeber zudem steuerlich absetzen. Auch Essensgutscheine bis zu 1.342 Euro im Jahr sind für die Chefetage abgabenfrei und kommen bei den Mitarbeitern ohne
Abzüge von Steuern und Sozialabgaben an.
Arbeitgeber können ihren Mitarbeitern auch Personalrabatte gewähren. Bis zu 1.080 Euro im Jahr sind hier ohne Probleme möglich. Unabhängig davon, dass der Mitarbeiter geringere Ausgaben hat, fährt der Arbeitgeber ja dadurch dennoch Umsätze ein: Eine Win‐win-Situation auf der ganzen Linie also.
Auch zinslose oder zinsgünstige Darlehen erfreuen sich bei den Arbeitnehmern zunehmender Beliebtheit. Laut einer Umfrage des Beratungsunternehmens Tower Watson sind Arbeitgeberdarlehen auf Platz zwei der beliebtesten betrieblichen Zusatzleistungen. Diese können mit bis zu 2.600 Euro Zinsvorteil an die Mitarbeiter herausgegeben werden.
Der Urlaub ist für jeden Mitarbeiter essentiell. Hier wird neue Kraft getankt, um anschließend wieder frisch und motiviert ans Werk gehen zu können. Wie schön ist es dann also, wenn der Arbeitgeber hier auch noch aktiv unter die Arme greift? Je nach Familienstand können sich Arbeitgeber mit bis zu 364 Euro im Jahr an den Urlaubskosten ihrer Mitarbeiter beteiligen. Über den ein oder anderen Cocktail extra braucht man sich dann schon mal keine Gedanken mehr zu machen.
Auch Porsche sieht den Wert der Altersvorsorge: 700 Euro pro Mitarbeiter fließen von der Prämienzahlung direkt in die persönliche Altersvorsorge. Aber kleinere Unternehmen können ihren Mitarbeitern ebenso helfen, für das Alter vorzusorgen, indem sie Direktversicherungen, eine betriebliche Altersvorsorge oder Pensionskassen und –fonds für sie anlegen. Dies macht sich nicht so unmittelbar im Geldbeutel bemerkbar wie Gutscheine oder ein Darlehen. Allerdings gibt es den Mitarbeitern Sicherheit und zeigt, dass der Arbeitgeber daran interessiert ist seine Mitarbeiter auch nach ihrer aktiven Zeit im Unternehmen gut zu versorgen.
Familienfreundliche Arbeitgeber sind schwer im Kommen! Eine Umfrage des Anbieters für betriebliche Sozialleistungen und Incentives Sodexo ergab, dass 80 Prozent der deutschen Arbeitnehmer die Work-Life-Balance wichtig finden und 77 Prozent ergeht es ebenso bei der Familienfreundlichkeit des Arbeitgebers. Den Arbeitnehmern wird also zunehmend wichtiger, dass auch der Arbeitgeber ihre persönlichen Werte teilt. Familienfreundliche Arbeitszeiten oder ein Kindergartenzuschuss sind da schon ein sehr guter
Anfang.
Ohne Smartphone und Laptop geht es heute in den meisten Berufen kaum noch. Wenn die Mitarbeiter also ohnehin dieses Equipment, in der Regel mit einer Flatrate, zu Verfügung gestellt bekommen, warum dann nicht die Nutzung gleich ausweiten? Wenn die Mitarbeiter ganz offiziell ihre Arbeitsgeräte für den privaten Alltag verwenden können, verringern sich ihre eigenen Mobilfunkkosten und der Arbeitgeber zahlt auch nicht mehr als für die geschäftliche Nutzung.
2. Der Kommunikator (communicator)
Er hat einen Plan, kommuniziert jedoch, um zu inspirieren und Ideen anzuregen. Damit kommen Mitarbeiter schon deutlich besser zurecht, denn sie erhalten die Möglichkeiten, um die Strategie für das Projekt oder die Unternehmensvision zu verstehen. Allerdings, so OpenMatters, seien die Mitarbeiter noch stets nur Ausführende, und nicht Mitgestalter.
3. Der Kollaborator (collaborator)
Dieser Typus ist Teil des Teams und arbeitet gemeinsam mit seinen Mitarbeitern und Kunden daran, die Unternehmensziele zu erreichen. Diese Art der Führung fordert Mitarbeiter heraus, eigene Ideen voranzutreiben (englisch: Empowerment), da sich die Führungsperson nicht über das Team stellt und sich als Ideengeber versteht.
4. Der Mitgestalter (co-creator)
Er gibt Mitarbeitern den Raum, ihre persönlichen Ziele in Übereinstimmung mit den Unternehmenszielen zu erreichen, indem er diese aktiv mitgestaltet. Dies ist der bestimmende Führungsstil bei Unternehmen, die stark in Netzwerken denken.
Tatsächlich sei Letzterer aber noch die Ausnahme, sagt OpenMatters. Denn diese Herangehensweise erfordere den außerordentlichen Mut des „Mitgestalters“, auf Kontrolle zu verzichten und die Bereitschaft, anderen das Ruder zu überlassen.
OpenMatters ist sich aber sicher: Chefs, die sich als Orchestratoren eines Netzwerks verstehen und deren wichtigste Vermögenswerte die Beziehungspflege und Mitarbeitermotivation zu mehr eigenen Ideen sind, werden in Zukunft noch viel wichtiger. Gleichzeitig zeigt dieses Ergebnis, dass Führungspersonen bei aller Kollaboration eben längst nicht obsolet werden. Es wird auch in Zukunft Führungskräfte brauchen, die den Rahmen vorgeben, klare Ziele setzen und vor allem dafür sorgen, dass diese auch erfolgreich umgesetzt werden – nur eben lieber nicht in der Art eines Kommandanten, sondern in der eines Mitgestalters.
Über den Autor: Oliver Blüher ist Country Manager DACH & Nordics bei Dropbox