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Digitalverantwortliche CDOs sehen ihre Rolle darin, sich überflüssig zu machen

Chief Digital Officer

Was machen eigentlich Digitalverantwortliche? Worin sehen sie ihre wichtigste Aufgabe und was ist ihr Ziel? Braucht überhaupt jedes Unternehmen einen CDO? Ein Treffen zeigt, dass nichts muss, aber vieles kann.

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Digitalverantwortliche in deutschen Unternehmen sehen ihre Aufgabe darin, sich innerhalb weniger Jahre überflüssig zu machen. Das ist eine der wichtigsten Erkenntnisse einer Studie der Unternehmensberatung Kienbaum, die hierfür rund 100 CDOs (Chief Digital Officers) befragt hat. Was nach Selbstaufgabe klingt, ist in Wahrheit ein ambitioniertes Ziel: Die meisten CDOs sehen ihre Rolle demnach als eine temporäre und sich selbst als Brückenbauer für ihr Unternehmen in eine digitalisierte Zukunft, die früher oder später zum Selbstläufer wird.

Gemessen an den Aufgaben, die die Digitalverantwortlichen bis ungefähr 2025 erledigt haben sollen, ist das ein ehrgeiziger Plan. Schließlich gilt es erstmal eine Digitalstrategie zu formulieren. Viele Unternehmen haben sie bislang noch nicht. Zugleich muss ein CDO Trends erkennen und die zukünftige Entwicklung antizipieren, um aus der Aufholjagd nicht ein Hinterherhinken werden zu lassen. Unternehmensintern ist es seine Aufgabe, Prozesse zu digitalisieren, sofern noch nicht geschehen.

Die wichtigsten Kompetenzen eines CDO sind folglich Innovationskraft, die Fähigkeit zu Zusammenarbeit und Vernetzung sowie ein starker Wille zur Veränderung. Gerade in der Anfangsphase setzen viele Firmen auf einen CDO, der nicht unbedingt ein Technikexperte ist.

„Die Rolle des CDO passt sehr gut in das Profil eines Wirtschaftsinformatikers. Zu Beginn des Changeprozesses ist es aber besonders wichtig, die Unternehmenskultur und die Beschäftigten zu kennen“, sagt Peter Adelskamp, CDO der Stadt Düsseldorf. Mit dieser Einschätzung ist er nicht allein: Mehr als 80 Prozent der befragten CDOs haben laut der Kienbaum-Studie einen Wirtschaftsinformatik- oder ingenieurwissenschaftlichen Hintergrund. Beim Finden und Umsetzen der Digitalstrategie setzen rund 36 Prozent der Befragten auf Zusammenarbeit mit Start-ups und digitalen Talenten.

Doch nicht jedes Unternehmen benennt zwingend einen CDO. Manche, wie DHL, entscheiden sich aufgrund ihrer Größe bewusst dagegen oder siedeln, wie die Investmentholding Haniel, die Digitalverantwortlichen nicht auf der obersten Managementebene an. André Paetzel, bei der Kommunikationsdienstleister-Organisation Grey als Director Digital Consulting, stellt klar: Es kommt erstens nicht darauf an, ob die Position des CDOs in einem Unternehmen so heißt und zweitens nicht, ob sie besetzt wird. „Das Ergebnis ist entscheidend“, sagt Paetzel. Wenn Unternehmen sich nur an die Mauer schrieben, digital unterwegs zu sein, würden sie auffliegen.

Die Position des CDO wird als Chance für Frauen gehandelt, endlich in größerer Zahl in Führungspositionen zu gelangen. Die Position ist in fast 80 Prozent der Unternehmen als eigene organisatorische Einheit auf Geschäftsführungsebene angesiedelt. Momentan ist allerdings nur jeder zehnte Mitarbeiter in den Digitalisierungseinheiten der Unternehmen eine Frau. Die Studie moniert, es fehle an Initiativen, dies zu ändern. Mehr als die Hälfte der Befragten ist der Meinung, dass ihr Unternehmen nicht genug tut, um Frauen in der Berufsgruppe Digital zu fördern.

Dabei ist längst erwiesen, dass Diversität die Produktivität enorm erhöht. Eine Studie der Boston Consulting Group und der TU München aus dem vergangenen Jahr mit dem Titel „The Mix That Matters“ (etwa: Die Mischung, die den Unterschied macht) zeigt, dass Diversität in Unternehmen deren Innovationskraft signifikant erhöht. Dabei betrifft Diversität natürlich nicht nur eine gleichmäßige Mischung der Geschlechter in der Belegschaft, sondern auch Altersgruppen und andere Diversity-Faktoren. Doch schon ein erfüllter Punkt, also beispielsweise 20 Prozent mehr Frauen in Führungspositionen, bringt demnach 40 Prozent mehr Umsatz.

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