Diversity "Frauen wollen keine Macht"

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Unabhängigkeit für Frauen

Die mächtigsten Frauen Deutschlands
Simone Bagel-Trah Quelle: dpa
Nicola Leibinger-Kammüller Quelle: AP
Hannelore Kraft Quelle: dpa
Friede Springer Quelle: AP
Maria-Elisabeth Schaeffler Quelle: AP
Anke Schäferkordt Quelle: dpa
Beate Baumann Quelle: dpa

Hatten Sie dieses Gefühl nie?

Harrison-Gross: Klar kommt das mal vor. Aber dann braucht man eben eine gute Tagesmutter und teilt mit dem Partner die Verantwortungen auf.

Freitag: Natürlich hat man als Mutter manchmal ein schlechtes Gewissen – etwa, wenn das Kind krank ist und man sich fragt, ob man es in der Obhut einer Tagesmutter lassen kann, wenn man einen wichtigen geschäftlichen Termin hat. Ich denke, es ist wichtig, solche Konflikte im Unternehmen offen zu adressieren. In der Regel findet man dann auch eine Lösung.

Hornberg: In Italien ist die finanzielle Unabhängigkeit für Frauen sehr wichtig. Mit dieser Botschaft bin ich aufgewachsen. Ich denke, das war in Deutschland anders.

Kasztan: Stimmt. Ich wurde noch gefragt: Warum studierst du, du heiratest doch.

Freitag: Wir haben eine Geburtenrate von 2,1 Kindern pro Frau. In Deutschland sind es 1,4 Kinder. Trotzdem arbeiten in Frankreich 70 Prozent der Frauen in Vollzeit, in Deutschland nur 55 Prozent. Der Grund dafür ist einfach eine andere Kultur, ein anderes Frauenbild.

Evelyne Freitag Quelle: Bert Bostelmann für WirtschaftsWoche

Wie wirkt sich das im Alltag aus?

Freitag: Wenn eine Frau bei einem Vorstellungsgespräch sagt, sie habe drei Kinder, schlägt der Personaler die Hände überm Kopf zusammen. Erzählt ein Mann von seinen Kindern, ist er der Held, der Verantwortung übernehmen kann.

Haben Sie diese Unterschiede auch am eigenen Leib erfahren?

Freitag: Als ich vor neun Jahren mit meinem zweiten Kind schwanger war, war ich bei einem US-Konzern als Vice President für Finanzen zuständig. Ich habe meinem amerikanischen Vorgesetzten gesagt, dass ich nach der Geburt acht Wochen von zu Hause arbeite. Er war nicht überrascht und sagte: „Okay, bis bald.“

Joanne Harrison-Gross Quelle: Bert Bostelmann für WirtschaftsWoche

Wie war die Reaktion in Deutschland?

Freitag: „Wissen Sie, in Ihrer Position, mit einem Kind – das geht gar nicht.“ Hier zeigen sich die Unterschiede: Frauen als Führungskräfte müssen zur Selbstverständlichkeit werden. Kinder zu haben darf dabei kein Hindernis sein.

Ist die Frauenquote der richtige Weg, um diese Hindernisse zu überwinden?

Hjorth: Ich glaube zwar, dass es schlecht ist, etwas zu erzwingen. Aber nehmen Sie Norwegen: Dort gibt es seit 2003 eine Quotenregelung für Aufsichtsräte. Die Mindestquote von 40 Prozent Frauen ist seit Jahren erreicht, die befürchteten Qualitätsverluste haben sich nicht erfüllt. Die Zahl von Frauen in leitenden Managementpositionen hat sich aber auch nicht erhöht.

Harrison-Gross: Ich tue mich schwer mit der Quote. Bei solchen Vorschriften gibt es immer Verlierer. In Südafrika zum Beispiel haben heute junge weiße Männer oft Probleme, eine angemessene Arbeit zu finden, auch wenn sie gut qualifiziert sind.

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