Der US-Psychologe Abraham Maslow glaubte, dass Menschen fünf zentrale Wünsche haben: Am wichtigsten waren für ihn physiologische Bedürfnisse wie Atmen, Essen oder Schlafen. Sind die gestillt, hegen wir soziale Verlangen nach Freundschaft oder Liebe. Danach streben wir nach Erfolg oder Wohlstand, zuletzt folgen Sicherheit und Selbstverwirklichung. Doch um die zu erreichen, müssen wir unser Leben unter Kontrolle haben. Und im Alltag üben wir diese Freiheit aus, indem wir eigene Entscheidungen treffen.
Mit der Neurobiologie der Entscheidungen beschäftigt sich Mauricio Delgado bereits seit vielen Jahren. Der Psychologe der amerikanischen Rutgers-Universität lockte im Jahr 2011 Dutzende von Probanden vor einen Computer und stellte ihnen in Aussicht, dass sie in der folgenden Übung Spielgeld ergattern konnten, das sie hinterher gegen echtes Geld tauschen durften.
Auf dem Monitor erschien ein blaues und ein gelbes Rechteck. Mal konnten die Testpersonen wählen, welches Rechteck sie berührten, mal entschied der Computer. Im Anschluss erfuhren sie, wie viel Geld sie erspielt hatten. Im einen Fall wussten sie also, dass sie selbst den falschen Knopf gedrückt hatten; im anderen Szenario konnten sie es auf den Rechner schieben. Ärgerten sich die Freiwilligen mehr, wenn sie selbst schuld waren? Im Gegenteil. Sie hatten mehr Spaß, wenn sie den Knopf selbst gedrückt hatten – unabhängig vom anschließenden Gewinn. Während des Versuchs waren die Freiwilligen an einen Hirnscan angeschlossen. Wenn sie selbst wählten, waren jene Hirnregionen aktiv, die für Belohnungen zuständig sind. Entschied der Computer, hielten diese Regionen still.
Vielleicht sollten wir umdenken: Häufig konzentrieren wir uns darauf, uns entscheiden zu müssen. Stattdessen sollten wir dankbar sein, uns überhaupt entscheiden zu dürfen. Das Gehirn jedenfalls belohnt uns dafür. "Entscheide lieber ungefähr richtig", sagte schon Johann Wolfgang von Goethe, "als genau falsch."