Erfindergeist Die beste Idee meines Lebens

Ob Kaffeekapseln, Textmarker oder ein Regal namens Billy: Fast jeder kennt diese innovativen Produkte. Doch wer sind die kreativen Köpfe dahinter? Und wie kamen sie zu ihren Einfällen? Die WirtschaftsWoche stellt acht Erfinder und ihre besten Ideen vor.

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Gillis Lungren Quelle: PR

Den besten Kaffee für jedermann

Die Idee seines Lebens verdankt Eric Favre seiner Frau: Auf einer Reise nach Rom 1976 probierten sich der junge Nestlé-Ingenieur und seine frisch Angetraute durch unzählige Espressi-Bars. Die gebürtige Italienerin führte ihren Mann auch in die unter Kaffeeliebhabern berühmte Bar Sant Eustachio. Der Kaffee schmeckte köstlich. Favres Idee, geboren mit der Espresso-Tasse in der Hand: „Ich wollte die Technologie der italienischen Bar auf eine kleine Kapsel und eine handliche Maschine übertragen“, sagt er, „damit jeder den besten Kaffee genießen kann.“

Kaffee in der Kapsel
Der Siegeszug der Kaffeekapselsysteme ist ungebrochen. Vor allem der Marktführer Nespresso konnte mit der Palette an bunten Kapseln die Verbraucher überzeugen. Wurden 2005 in Deutschland etwa 400 Tonnen Kaffee in Kapseln verkauft, waren es 2010 bereits 5100. Alle führenden Produzenten bieten inzwischen Systeme an, zuletzt kam in Deutschland die italienische Marke Illy mit ihrem Iperespresso hinzu. Quelle: dapd
Der Vorzug der Kapselmaschinen gegenüber klassischen Siebträgern ist die spielend leichte Bedienung, der geringere Stromverbrauch und die geringere Größe der Maschinen; zudem kann das Kaffeemehl nicht oxidieren. Die Nachteile: ein deutlich höherer Kilopreis des Kaffees von mindestens 37 Euro, die geringere Vielfalt an Bohnen und die nicht kompatiblen Systeme. Die Kunden müssen sich für eine Marke entscheiden, die Kapseln der Anbieter passen nicht in die Maschinen anderer Anbieter. 4 Kaffeesysteme im Vergleich: Quelle: dpa
IllyPreis der Maschinen: 155 bis 500 Euro je nach AusstattungPreis pro Kapsel: 42 bis 45 CentVielfalt der Sorten: Vier Espressoröstungen, davon eine entkoffeinierteBesonderheiten: Die Kunststoffkapseln werden über die gelbe Tonne entsorgt Quelle: Presse
CafissimoPreis der Maschinen: 49 bis 89 Euro je nach AusstattungPreis pro Kapsel: 25 bis 40 CentVielfalt der Sorten: Neun Röstungen für Espresso bis Caffè Crema für große TassenBesonderheiten: Neben den Standartröstungen regelmäßig Editionen für kurze Zeit Quelle: Presse
TassimoPreis der Maschinen: 110 bis 200 EuroPreis pro Kapsel: 30 bis 33 Cent (für die Kaffeevarianten)Vielfalt der Sorten: 26 Kaffees von Jacobs Krönung bis Café Hag. Dazu Tees, Schokoladen und MilchkaffeeBesonderheiten: Sehr große Auswahl an Heißgetränken bis hin zum Milchschaum Quelle: Presse
NespressoPreis der Maschinen: 100 bis 500 Euro je nach AusstattungPreis pro Kapsel: 35 bis 42 CentVielfalt der Sorten: 16 Röstungen, zusätzlich regelmäßig SondereditionenBesonderheiten: Große Geräteauswahl verschiedener Hersteller Quelle: Presse

Um alles über die perfekte Bohne und den besten Mahlgrad, die richtige Temperatur und den idealen Wasserdruck zu lernen, kehrte Favre in seiner Freizeit immer wieder in die Bar zurück. Schließlich erzählte Favre seinem Chef von seiner Idee. Die Antwort: „Keine Chance“.

Favre aber ließ sich nicht entmutigen. Anfang 1977 stellte er die ersten Prototypen von Maschine und Kapsel in seinem Haus fertig. Und nervte Kollegen und Vorgesetzte solange, bis das Produkt 1985 endlich auf den Markt kam – ausgerechnet im Tee-Land Japan, wo es floppte. „Nestlé war einfach nicht in der Lage, Innovationen auf den Markt zu bringen“, sagt Favre, „die letzte Erfindung war Nescafé – und das war 1938.“

Favre will kündigen, aber der damalige Nestlé-Chef Helmut Maucher lässt ihn nicht gehen. Stattdessen schlägt er ihm vor, eine eigene Firma zu gründen. Favre willigt ein und entwickelt mit einem vierköpfigen Team Technologie und Lizenzierung der Kaffeemaschinen sowie die Vermarktung über exklusive Läden. Den ersten „Nespresso-Club“ eröffnete Favre 1989 in Mailand.

„Ich wollte den Italienern zeigen, dass wir besser sind als der italienische Kaffee“, sagt er. Der Erfolg gibt ihm recht, im gleichen Jahr verkaufte Nestlé bereits 28 Millionen Kapseln.

Trotz des Triumphs verlässt Favre wenig später den Lebensmittelkonzern und gründet eine eigene Firma. Für seine Erfindung, bekommt er von Nestlé keinen Cent – weil er lieber selbst Kapseln auf den Markt bringt und so zum Wettbewerber seines alten Arbeitgebers wird. 2011 stellt er ausgerechnet im Tee-Land China das Kapselsystem „Tpresso“ vor. Nicht zuletzt, um seinem ehemaligen Vorgesetzten zu beweisen, dass er nicht nur Kaffee, sondern auch Tee besser vermarkten kann.

Die Besiedlung Islands nachspielen

Klaus Teuber Quelle: dpa

Lange Arbeitstage im Dentallabor und altgediente Mitarbeiter, die ihm ständig reinquatschten: Wenn Klaus Teuber abends den Familienbetrieb verließ, war er meist frustriert. Schon mit Mitte 20 war der Zahntechniker zum Stellvertreter seines Vaters aufgestiegen – wirklich geliebt hat er die Aufgabe nie. „Ich brauchte einen Ausgleich“, erinnert sich Teuber. Und flüchtet sich nach Feierabend in eine Welt fernab von Gebissen und Zahnprothesen, dominiert von Fantasiefiguren und Entdeckungsreisen. Die Fantasy-Trilogie „Erdzauber“ von US-Autorin Patricia McKillip fesselte ihn so sehr, dass Teuber nebenbei ein Brettspiel entwickelte, das auf ihren Erzählungen basierte: Barbarossa – Spiel des Jahres 1988.

Weil er als Kind von Wikingerfigürchen fasziniert war und Bücher über ihre Schiffe und Expeditionen gelesen hatte, entwickelt er gut 30 Jahre nach seiner ersten imaginären Begegnung mit den Wikingern eine neue Idee: die Besiedlung Islands als Brettspiel.

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