Erfolgreich im Job Wann Arroganz gut für die Karriere ist

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Die Menschen entlarven schnell, ob Arroganz pures Gehabe ist

Weil er diese Kniffe beherrscht, steigt der Arrogante zu Beginn schnell auf. Das Problem ist nur: Im Laufe der Jahre kann Überheblichkeit zum Verhängnis werden.

Eine Studie des kanadischen Sozialpsychologen Delroy Paulhus belegt dies. 1998 versammelte er 24 Diskussionsgruppen mit vier bis sechs Teilnehmern sieben Wochen lang zu Gesprächen. Nach der ersten und der letzten Sitzung sollten sich die Teilnehmer gegenseitig beurteilen. Diskutanten, die zu Selbstüberschätzung neigten, wurden zu Beginn als umgänglich und kompetent angesehen. Doch nach dem letzten Treffen schnitten sie schlechter ab. Vor allem Eigen- und Fremdwahrnehmung klafften auseinander.

Was Macht aus den Menschen macht
Ein Mann mit einer Glühbirne als Kopf, Symbolbild
Ein Mann mit einer Sonnenbrille, auf den gezeichnete Hände zeigen, Symbolbild Quelle: Fotolia
Ein großer und ein kleiner Mann, Symbolbild
Mächtige haben das Gefühl, mehr Zeit zur Verfügung zu haben Quelle: Fotolia
Macht macht fies Quelle: Fotolia
Wer keine Macht hat, fühlt sich kraftloser Quelle: Fotolia
Wer eine dominante Körperhaltung einnimmt, fühlt sich mächtig Quelle: Fotolia

Persönlichkeitspsychologin Schütz versteht die Studie als Warnung an alle Angestellten. Sowohl Vorgesetzte als auch Kollegen ließen sich zunächst leicht blenden. „Ein bisschen Trommeln am Anfang ist okay, damit Sie nicht in der zweiten Reihe verschwinden“, sagt sie. „Aber dann müssen Sie liefern.“ Denn Mitmenschen entlarven schnell, ob Arroganz pures Gehabe ist oder der Aufsteiger sich zu Recht für überragend hält.

Gefährlich wird es dann, wenn das Selbst- nicht mehr zum Fremdbild passt, wenn aus Arroganz Selbstüberschätzung wird.

Uber-Chef Travis Kalanick bemerkte diese Entwicklung anscheinend noch rechtzeitig. Darauf deuten zumindest seine jüngsten Aussagen hin, in denen er verbal abrüstet. Der Gründer des Taxi-Rivalen hatte seine Kontrahenten in der Vergangenheit immer wieder als „Arschloch namens Taxi“ bezeichnet und Fahrverbote von Gerichten ignoriert, passend zum Image des von sich selbst eingenommenen Silicon-Valley-Revoluzzers. Seit Anfang des Jahres schlägt er jedoch zahmere Töne an. Offenbar hat er begriffen, dass in Europa mit Kompromissbereitschaft mehr zu erreichen ist. Vorübergehend hat er gar den Streit mit dem Taxigewerbe beigelegt: In Deutschland sind nur noch Fahrer mit Personenbeförderungsschein unterwegs.

Uniabsolventen tappen gerne in die Arroganzfalle

Andere sind weniger umsichtig. Gerne tappen Uniabsolventen in die Arroganzfalle. Eine Umfrage der Beratung Kienbaum unter 460 Personalleitern ergab, dass High Potentials vor allem über ihr Ego stolpern. Im Falle des Scheiterns sei bei 94 Prozent Selbstüberschätzung schuld. „Ist jemand arroganter, als es seinem Rang entspricht, kann das fatale Folgen haben“, sagt Coach Modler.

Doch dieses Schicksal widerfährt auch erfahrenen Managern. Denn je länger der Erfolg anhält, umso mehr sind sie von sich überzeugt. Sie werden taub für Kritik und betrachten ihre Entscheidungen nicht mehr aus anderen Perspektiven. Was bedeutet das für meine Mitarbeiter? Wie reagieren die Aktionäre? Das sollten sich auch die Besten fragen – und erst recht jene, die sich dafür halten.

Spirale der Arroganz

Denn einmal in der Spirale der Arroganz gefangen, hat schon so mancher Manager seinen Chefposten verloren. Etwa der ehemalige Porsche-Chef Wendelin Wiedeking, der den nach Umsatz 14-mal größeren VW-Konzern übernehmen wollte. Oder Thomas Middelhoff, der selbst vor Gericht nicht einsah, dass er seinem Exarbeitgeber Arcandor zu Unrecht Privatflüge in Rechnung gestellt hatte.

Trunken vor Selbstgefälligkeit – so enden nicht nur viele Karrieren, sondern auch griechische Mythen von Antigone bis Ikarus. Darin geht es immer um Helden, die den von Aristoteles propagierten Mittelweg verlassen, damit anecken und sich Zorn zuziehen – früher den der Götter, heute den der Mitarbeiter, Anleger und Kollegen.

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