Als Günther noch jung war, da war die Welt noch in Ordnung. Als er 1972 in Korntal im Landkreis Ludwigsburg sein Abitur machte, da sah Europa noch anders aus. Es gab Grenzen und verschiedene Währungen, die Preispolitik war eine andere – 300 Gramm Gänseleber kosteten in Straßburg auf dem Markt zwölf Francs. Heute entspräche das 1,82 Euro. Auch der Arbeitsmarkt unterschied sich deutlich vom heutigen, erzählt Günther.
Der EU-Kommissar für Haushalt und Personal, Nachname Oettinger, steht vor 213 jungen Menschen im Berliner Hotel Maritim. Sie sind in ihren Berufen zu den besten Auszubildenden Deutschlands gekürt worden – unter mehr als 300.000 Prüfungsteilnehmern.
Jeder dritte Betrieb hat offene Lehrstellen
"Den Bundesbesten gebührt meine größte Anerkennung und mein Respekt", sagte Eric Schweitzer, Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK). "Dennoch ist der Blick auf unseren deutschen Ausbildungsmarkt nicht ungetrübt: Für junge Menschen wird es zwar immer leichter, einen Ausbildungsplatz zu finden. Für Unternehmen aber wird es immer schwerer, ihre offenen Ausbildungsplätze zu besetzen", bilanzierte Schweizer. In jedem dritten Betrieb blieben inzwischen Ausbildungsplätze unbesetzt, fast jeder zehnte IHK-Ausbildungsbetrieb habe im vergangenen Jahr nicht einmal eine einzige Bewerbung erhalten.
Die gängigsten Thesen zum Fachkräftemangel - und ihr Wahrheitsgehalt
Das stimmt zwar für einige Berufsgruppen, ist aber auch regional sehr unterschiedlich ausgeprägt. Die aktuellste Engpass-Analyse der Bundesagentur für Arbeit etwa sieht keinen flächendeckenden Fachkräftemangel - wohl aber Engpässe in einigen technischen Berufen sowie in Gesundheits- und Pflegeberufen. Mit durchschnittlich 162 Tagen am längsten bleiben demnach Stellen in der Altenpflege unbesetzt, gefolgt von Jobs im Bereich Heizung, Sanitär, Klimatechnik und Klempnerei (150 Tage) sowie Softwareentwicklung und IT-Beratung (143 Tage).
Das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft (IW) wiederum kommt in einer Analyse zu dem Ergebnis, dass die Firmen derzeit etwa die Hälfte aller Stellen in Engpassberufen ausschreiben und somit Schwierigkeiten bei der Stellenbesetzung vielerorts bereits die Regel und nicht die Ausnahme seien. Im Süden sei die Lage dabei angespannter als im Norden, aber auch in Ostdeutschland spitze sich die Situation teils zu. Auch Enzo Weber vom Nürnberger Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung (IAB) sagt: In einigen ostdeutschen Boom-Regionen steige der Arbeitskräftebedarf bei gleichzeitig fehlendem Zuzug entsprechender Fachkräfte.
Das lässt sich nicht ohne weiteres genau prognostizieren. Vorhersagen aus der Wirtschaft zur künftigen Fachkräftelücke stoßen deshalb regelmäßig auf Kritik - auch weil dahinter das Interesse vermutet wird, möglichst viele junge Leute für technische Berufe zu rekrutieren und so die Bezahlung zu drücken. Fest steht nur: Zwar schmälern die Alterung der Gesellschaft und der Trend zum Studium die Zahl potenzieller Bewerber in bestimmten Berufen. Aber die Digitalisierung könnte diese Entwicklung abfedern. Noch lässt sich allerdings nicht genau absehen, in welcher Geschwindigkeit der zunehmende Einsatz von Sensorik, Maschinen und Robotern menschliche Arbeitskräfte einmal ersetzen wird. Auch wie sich Zuwanderung und die Aufnahme von Flüchtlingen mittel- bis langfristig auf das Fachkräftepotenzial auswirken, bleibt abzuwarten.
Darüber klagen Wirtschaftsvertreter immer wieder. Zu häufig hapere es nicht nur an ausreichenden Mathematik- und Deutschkenntnissen, sondern auch an sozialen Kompetenzen, sagte erst kürzlich der Hauptgeschäftsführer der bayerischen Metall-Arbeitgeberverbände, Bertram Brossardt. In einer kürzlich veröffentlichten Branchenumfrage in Bayern hatte fast die Hälfte der Unternehmen, die ihre Ausbildungsplätze nicht besetzen konnten, eine fehlende Eignung der Bewerber als Ursache angegeben. Doch Ausbildungs- und Arbeitsmarktexperten halten dagegen: Angesichts schrumpfender Bewerberzahlen sollten die Firmen auch sozial benachteiligten Jugendlichen und jungen Leuten mit schwächeren Schulabschlüssen Chancen bieten.
Vor allem die Gewerkschaften werfen Arbeitgebern in Berufen mit Nachwuchssorgen vor, zu wenig für die Ausbildungsqualität zu tun. Überstunden, fehlende Ausbildungspläne oder hoher Druck - solche Mängel machten manche Berufe für junge Leute eben unattraktiv, argumentiert etwa der Deutsche Gewerkschaftsbund. In seinem jährlichen Ausbildungsreport kommen etwa immer wieder Ausbildungsgänge im Hotel- und Gaststättengewerbe vergleichsweise schlecht weg. Genau in solchen Berufen gebe es besonders viele unbesetzte Ausbildungsplätze, sagt DGB-Bundesjugendsekretär Florian Haggenmiller. Um Abhilfe zu schaffen, haben Wirtschaft und DGB ein spezielles Beschwerde-Management auf den Weg gebracht.
Darauf macht etwa die IW-Studie aufmerksam - und empfiehlt den Arbeitgebern, selbst aktiver und beweglicher zu werden. Neben dem Blick über den regionalen Tellerrand bei der Suche von Fachkräften und Azubis könnten die Betriebe den jungen Leuten vor Ort verstärkt Wohnmöglichkeiten anbieten und auch Arbeitslose zum Umzug bewegen.
Hier besteht dringender Handlungsbedarf, sagt etwa IAB-Experte Weber - und Staat und Betriebe sollten dabei Hand in Hand arbeiten, auch um den digitalen Wandel gut zu bewältigen. „Wir brauchen eine Weiterbildungspolitik.“
Und hier sind wir wieder bei Oettingers Erkenntnis, dass die Welt heute ganz anders aussieht, als zu der Zeit, als er 16 Jahre alt war. Denn was für die Azubis gut ist, weil sie sich die Stellen vermeintlich aussuchen können, wird für die Unternehmen zum bösen F-Wort:
Fachkräftemangel.
Denn die meisten Unternehmen, die vakante Stellen nicht besetzen können, suchen keine Akademiker, sondern Fachkräfte mit Berufsausbildung. Das zeigt der DIHK-Arbeitsmarktreport 2017. Jedes zweite Unternehmen, das erfolglos Bewerber sucht, braucht Arbeitskräfte mit einer dualen Berufsausbildung. Seit 2014 stehen die ganz oben auf der Fahndungsliste der Personaler. Besonders im Gastgewerbe (68 Prozent), im Ausbaugewerbe (61 Prozent), im Einzelhandel (60 Prozent) sowie bei Herstellern von Metallerzeugnissen (55 Prozent) haben Menschen mit einer entsprechenden Ausbildung quasi Jobgarantie. Zum Vergleich: Die bis 2012 raren Hochschulabsolventen sind heute nur noch in rund jedem dritten Unternehmen knapp.
Können Fachkräfte aus Polen helfen?
Viele Firmen suchen deshalb verstärkt im benachbarten Ausland nach Arbeitskräften. So gibt es beispielsweise im polnischen Arbeitsamt in Gorzów Wielkopolski im Grenzgebiet zu Brandenburg Infotage für Firmen aus Deutschland und Arbeitnehmer aus Polen, die sich vom jeweils anderen die Rettung versprechen. Kerstin Kieper von der Firma Manpower Group Deutschland sucht hier Lastwagenfahrer und Gabelstaplerfahrer im Logistikbereich. „Es wird immer schwieriger, Fachpersonal zu bekommen und deshalb suchen wir auch weiter weg“, sagt sie.
Damit ist sie nicht allein: Von der Arbeitsagentur im sächsischen Bautzen heißt es: „Die Bereitschaft der Oberlausitzer Unternehmen, auch polnische oder tschechische Arbeitskräfte einzustellen, ist über die Jahre hinweg gestiegen.“ Seit Frühjahr 2012 habe sich die Zahl der polnischen Arbeitnehmer im Agenturbezirk bis heute fast versechsfacht. Im März seien es fast 5400 gewesen.
Im selben Monat haben in Deutschland nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit rund 366.400 Polen gearbeitet. 2012 waren es 157.000. Ein Arbeitsagentur-Projekt in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg wirbt um polnische Auszubildende.
Die Folge: Auch der polnischen Wirtschaft fehlen mittlerweile Kräfte – vor allem im Gesundheitswesen. Weitere Arbeitskräfte abzuwerben ist also keine Lösung für das deutsche Fachkräfteproblem, es verschiebt es lediglich über die Grenze zu den Nachbarn. Ganz davon abgesehen, dass nicht jede Vermittlung funktioniert. Mal liegt es an fehlenden Deutschkenntnissen, mal an den beruflichen Qualifizierungen. Denn, und da ist man sich nicht nur im Berliner Maritim einig, das deutsche duale Ausbildungssystem ist weltweit führend.
Oettinger erzählt, wie ihn vor allem die Kollegen aus den osteuropäischen Ländern um die duale Ausbildung beneiden. "Es ist weiterhin die beste Grundlage für beruflichen Erfolg, Theorie und Praxis zu vereinen", sagt er bei der Ehrung. Was, allen Akademisierungswahn zum Trotz, auch Unternehmer und Akademiker zugeben. Zumindest beklagen beide den fehlenden Praxisbezug des Studiums in Deutschland. Die einen brechen ihr Studium deswegen ab, die anderen schimpfen über die Berufseinsteiger, die zwar gute Theoretiker, aber keine guten Arbeiter sind.
Außerdem halten mehr Lehrlinge ihre Ausbildung durch als Studierende. Jede vierte Ausbildungen endet vorzeitig beziehungsweise der Azubi wechselt doch noch mal den Lehrberuf – besonders häufig satteln angehende Restaurantfachleute, Sicherheitskräfte und Köche um.
Bei den Akademikern bricht jeder Dritte ab, wie eine repräsentative Studie des Deutschen Zentrums für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW) zeigt. In mathematisch-naturwissenschaftlichen Studiengängen ist die Abbrecherquote mit 39 Prozent an Universitäten und 42 Prozent an Fachhochschulen besonders hoch.
Knapp die Hälfte aller Abbrecher verlassen in den ersten beiden Semestern die Hochschule, weitere 29 Prozent im dritten oder vierten Semester. Die überwiegende Mehrheit der Studienabbrecher (43) macht dann: eine Berufsausbildung. 31 Prozent gehen ohne Abschluss arbeiten.
"Der frühe Zeitpunkt eines Studienabbruchs und der schnelle Wechsel in eine Ausbildung weisen darauf hin, dass viele junge Menschen noch nicht genau wissen, welchen Berufsweg sie einschlagen möchten", sagte Bundesforschungsministerin Johanna Wanka (CDU) bei der Präsentation der DZHW-Studie. "Das zeigt, wie wichtig eine gute Berufsorientierung bereits in der Schulzeit ist."
Die Lösung heißt: selbst ausbilden
Das sagt auch DIHK-Ausbildungsexpertin Esther Hartwich. Sie rät Unternehmen, Schülerpraktika anzubieten, damit sich potentielle Auszubildende und Unternehmen kennenlernen können. Gerade in den Schulen sollte die Berufsberatung intensiviert werden – auch an den Gymnasien. Schließlich ist eine Berufsausbildung nicht nur etwas für Haupt- und Realschüler. Wie die Zahlen zeigen, ist die Berufsausbildung für Studienabbrecher eine sinnvolle Option. Warum also nicht schon im Gymnasium um die werben, die in einer Ausbildung besser aufgehoben sind, als im Hörsaal? Und die letztlich doch in der Berufsschule landen – frustriert über ihren Misserfolg an einer Uni.
Deshalb wollen die deutschen Unternehmen in Zukunft wieder mehr auf Eigengewächse setzen, wie der DIHK-Arbeitsmarktreport zeigt. Jedes zweite Unternehmen will künftig noch mehr junge Menschen ausbilden, um so die individuelle Fachkräftelücke zu schließen. "Die Unternehmen in Deutschland forcieren ihr Engagement in der Ausbildung", bestätigt Schweizer. "Denn schon jetzt ist der Fachkräftemangel für mehr als jeden zweiten Betrieb ein Geschäftsrisiko."
Lockangebote für Azubis
Hartwich ergänzt: "Unternehmen bieten leistungsstarken Jugendlichen attraktive Zusatzangebote, wie Auslandsaufenthalte oder Zusatzqualifikationen. Darüber hinaus fördern und begleiten sie vielfach leistungsschwächere Azubis in der Ausbildung." Insgesamt investiere die deutsche Wirtschaft jedes Jahr rund 23 Milliarden Euro, wie Hartwich erzählt. „Das ist ein maßgeblicher Beitrag zur Fachkräftesicherung.“ Der aber alleine nicht genüge. Man müsse noch mehr gegen die Vorurteile in den Köpfen vieler Schüler und Eltern tun und nicht nur das Hochschulstudium als alleinseligmachende Berufsqualifikation anpreisen, sagt sie. "Insbesondere die Abschlüsse der Höheren Berufsbildung, also Meister oder Fachwirte, bieten gute Verdienstmöglichkeiten und schützen noch besser vor Arbeitslosigkeit als ein Studium."
Das scheint zu funktionieren: trotz sinkender Schülerzahlen bleibt die Zahl der Ausbildungsverträge einigermaßen konstant. "In diesem Jahr haben über 33.000 Schüler weniger die allgemeinbildenden Schulen verlassen als im Vorjahr – dennoch konnte die Bewerberanzahl um einen Ausbildungsplatz stabil gehalten werden", sagt Hartwich.
547.800 junge Menschen haben sich demnach um eine Lehrstelle beworben – 24.000 Jugendliche haben keine bekommen. Gleichzeitig blieben 49.000 Ausbildungsplätze unbesetzt. "Die Ausbildungsplatzchancen wären da. Oft würde dies aber Mobilität erfordern oder einen Kompromiss bei der Berufswahl, wenn man einen speziellen Beruf erlernen möchte, der in seiner Region nicht oder wenig ausgebildet wird", so Hartwich. Wer in Hamburg lebt, zieht für eine Lehre zur Einzelhandelskauffrau nicht in den Schwarzwald. Und wer im Schwarzwald Entwickler für Anwendungsinformatik lernen möchte, entscheidet sich nicht für eine Ausbildung zum Koch, nur weil der Gastwirt nebenan diese anbietet. Daran ändern auch sämtliche Azubi-Lockangebote und Imagekampagnen nichts.
Unternehmen haben auch selbst schuld
Ein weiterer Grund, dass Betriebe und Jugendliche nicht zueinander finden, liegt laut einer Umfrage unter 1000 Azubis und Ausbildungssuchenden an den unterschiedlichen Sprachen, die beide Parteien sprechen. Die Macher der Azubi-App TalentHero haben bei den Jugendlichen nachgefragt, wie sie Stellenangebote für Lehrstellen wahrnehmen. Das Ergebnis: Stellenanzeigen sind unverständlich und wirken unglaubwürdig.
Die Befragten beschweren sich über Buzzwords, Anglizismen und Fachausdrücke anstatt der für sie relevanten Informationen: Arbeitsort (für 54 Prozent am Wichtigsten), die Entwicklungsmöglichkeiten nach der Ausbildung (52 Prozent) und das Gehalt (51 Prozent). Während der Arbeitsort laut den Befragten auch fast immer angegeben wird, werden Informationen zum Ausbildungsgehalt und zu Entwicklungsmöglichkeiten von der Hälfte der Befragten nur manchmal, selten oder nie in Stellenanzeigen gefunden.
Diese Ausbildungsbetriebe begeistern deutsche Azubis
Die Arbeitgeberbewertungsplattform Kununu hat Azubis gefragt: Wie gut findet ihr euren Ausbildungsbetrieb? Die Lehrlinge konnten maximal fünf Punkte vergeben. Bewertet wurden Arbeitszeiten, Betriebsklima, abwechslungsreiches Aufgabenfeld, kompetente Ausbilder und gutes Lernumfeld.
Quelle: Kununu
Insgesamt 48 Auszubildende haben die Flughafen München GmbH bewertet. Sie scheinen mit ihrem Arbeitgeber recht zufrieden zu sein. So fasst ein Azubi das Verhältnis zu seinem Arbeitgeber wie folgt zusammen: „abwechslungsreiche Ausbildung bei tollem Arbeitgeber“. In puncto Abwechslung bekam das Unternehmen 4,61 von 5 möglichen Punkten.
Insgesamt kommt die Flughafen München GmbH auf eine Punktzahl von 4,33 und liegt damit deutlich über dem Durchschnitt aller Ausbildungsbetriebe, der bei 3,59 Punkten liegt.
Auf Platz neu folgt die VR Bank Main-Kinzig Bündingen eG, eine regionale Genossenschaftsbank mit über 500 Mitarbeitern. Auch hier loben Auszubildende besonders den abwechslungsreichen Arbeitsalltag: „Die VR Bank Main-Kinzig-Büdingen bietet eine super Ausbildung an. Man erhält einen Einblick in alle Bereiche der Bank. Es herrscht ein angenehmes Arbeitsklima und es wird nie langweilig. Es wird viel Wert darauf gelegt, dass die Auszubildenden möglichst gut auf das Arbeitsleben vorbereitet werden“ , sagt ein Azubi.
Neben kompetenten Ausbildern, einer attraktiven Ausbildungsvergütung und abwechslungsreichen Aufgaben werden die Auszubildenden hier - nach eigenen Aussagen - besonders respektvoll behandelt. Insgesamt erhält die Genossenschaftsbank 4,37 von fünf möglichen Punkten.
Die VR Bank Main-Kinzig-Büdingen ist nicht die einzige Bank, die ihre Auszubildenden zufrieden stellt: Mit einer durchschnittlichen Gesamtpunktzahl von 4,45 hat es die VR-Bank am Standort Memmingen außerdem in die Top Ten geschafft. Positiv sehen Azubis vor allem das Arbeiten „auf Augenhöhe“: „Azubis werden meist gleich behandelt wie Ausbilder; Ausbilder sind stets darum bemüht den Azubis den Aufgabenbereich verständlich zu erklären“, heißt es in einem der Kommentare auf dem Arbeitgeberbewertungsportal kununu. In ausnahmslos jeder Kategorie schneidet die Bank als Ausbildungsbetrieb überdurchschnittlich gut ab, die besten Werte erreicht die VR Bank am Standort Memmingen in den Kategorien "Abwechslung" (4,79) und "Ausbilder" (4,57).
Auch die Mehrheit der Auszubildenden der BKK Mobil Oil geht gerne zur Arbeit. Das liegt nicht zuletzt an der Vielzahl der freundlichen Ansprechpartner und der kompetenten Ausbilder: „Die Ausbilder sind immer freundlich und haben für alle Fragen ein offenes Ohr. Alle Ausbilder sind fachlich top“ heißt es in einer Bewertung einer Mitarbeiterin am Standort Hamburg. Mit einer durchschnittlichen Gesamtpunktzahl von 4,45 landet BKK Mobil Oil auf Platz sieben der beliebtesten Ausbildungsbetriebe.
Die HanseMerkur Versicherungsgruppe tut sich bei ihren Auszubildenden besonders durch ein freundliches Betriebsklima (4,89 Punkte) und eine attraktive Arbeitsvergütung (4,89) hervor. „Besonders die Ausbildungsleitung ist stets bemüht den Auzubis zur Seite zu stehen und für ein vertrautes Klima zu sorgen. Man fühlt sich immer fair behandelt und trotz des lockeren Umgangs steht man sich immer mit Respekt gegenüber “. Das geht - laut Bewertungen der Auszubildenden - mit flachen Hierarchien einher. Bei einer Gesamtpunktzahl von 4,53 Punkten zählt die HanseMerkur aus Arbeitnehmersicht zu den zehn besten Ausbildungsbetrieben Deutschlands.
Bei der Essener PV Automotive GmbH werden Spaß (4,67), Respekt (4,89), und ein angenehmes Betriebsklima (4,78) groß geschrieben. „Die PV Automotive ist für mich wie eine zweite "kleine" Familie geworden. Auch als Azubi wurde ich schon voll integriert und kann diesen Betrieb für eine Ausbildung nur empfehlen“, schwärmt eine dort ausgebildete Fachkraft im Bereich Vertrieb & Verkauf für den Ausbildungsbetrieb mit über 1600 Mitarbeitern. Mit einer durchschnittlichen Gesamtpunktzahl von 4,55 Punkten erreicht der Automobilzulieferer Platz fünf im Arbeitgeber-Ranking.
Der Bankensektor scheint es deutschen Auszubildenden besonders angetan zu haben. Zumindest ist ein weiterer Finanzdienstleister auf Platz vier vertreten. Die Fiducia & GAD IT AG, der IT-Dienstleister der genossenschaftlichen FinanzGruppe, landet mit einer durchschnittlichen Gesamtbewertung von 4,6 Punkten auf Platz vier der beliebtesten Ausbildungsbetriebe. „Die Azubis werden nicht ins kalte Wasser geworfen. Die Tätigkeiten sind Ausbildungsfördernd, man fängt von vorne an und baut nach und nach darauf auf. Im Vorfeld bekommen alle Azubis eine Schulung im Programmieren und je nach Fachbereich einen Netzwerkgrundlagenkurs“. Neben der intensiven Ausbildungsbetreuung erwähnte die Mehrzahl der Auszubildenden hier das Betriebsklima (4,72) und die Arbeitszeiten (4,81) positiv.
„Einen besseren Ausbildungsbetrieb kann man sich nicht vorstellen!“. Mit 4,63 von 5 möglichen Punkten komplettiert die Medtronic GmbH, ein Hersteller von medizinischen Geräten, das Feld der besten Drei. Hier trumpft man besonders mit einem angenehmen Betriebsklima und flexiblen Arbeitszeiten auf: „Es herrscht Vertrauensarbeitszeit. Man kann also meist selbst entscheiden, wann man anfangen möchte und ist flexibel, wenn man mal früher gehen muss“. Auch der Faktor Spaß kommt hier in der Ausbildung nicht zu kurz. So sorgen regelmäßige Events und Veranstaltungen für genügend Abwechslung: „Die Atmosphäre ist sehr angenehm und die verschiedenen Veranstaltungen bringen viel Spaß“. Die Ausbilder werden zudem als pflichtbewusst und sehr kompetent beschrieben und fördern durch regelmäßige Gespräche und Feedbackmitteilungen die persönliche Weiterentwicklung jedes Einzelnen.
Mit einem Score von 4,64 Punkten landet eines der führenden digitalen Industrieunternehmen, GE Germany, und reiht sich somit in die Liste der beliebtesten Ausbildungsbetriebe ein. „Top Ausbildung mit individuellen Weiterbildungsmöglichkeiten!“. Laut Auszubildenden darf man sich hier neben den Fortbildungsmaßnahmen besonders auf eine vielseitige und abwechslungsreiche Ausbildung freuen: „Viele Rotationen in den unterschiedlichsten Bereichen (auch ein kaufmännischer Azubi darf in technische Bereiche und umgekehrt)“. Ein großer Pluspunkt auch hier, die Ausbilder: „Man wird fair behandelt und bei Fragen wird einem alles ausführlich erklärt und gezeigt“. Auch an Azubi-Benefits mangelt es nicht, so werden den Lehrkräften neben nützlichen Dingen wie die Kostenübernahme von Ausbildungsmaterialien und Fahrtkosten auch Benefits wie Mitarbeiterevents und Internetnutzung angeboten. Eine faire Vergütung, die Urlaubs- und Weihnachtsgeld beinhaltet, kommen noch hinzu.
„Best place to learn“ gesucht? Hier wird man laut Azubis fündig. Mit einer Gesamtpunktzahl von 4,69 von 5 möglichen Punkten holt sich TenneT Deutschland den ersten Platz und zählt somit zu den besten Ausbildungsbetrieben des Landes. Das Unternehmen gehört zu den TOP Fünf der Netzbetreiber in Europa und wurde bereits mehrmals ausgezeichnet. Bei den Auszubildenden stehen besonders die flexiblen Arbeitszeiten hoch im Kurs: „Man hat flexible Arbeitszeiten und kann sich in Absprache mit der jeweiligen Abteilung seine Arbeitszeiten selbst einteilen.“ auch die Kategorien Betriebsklima und Respekt kommen mit 4,80 Punkten auf Höchstwerte. Des Weiteren begeistern ein abwechslungsreiches Aufgabenfeld: „Die gesamten Aufgaben sind sehr abwechslungsreich und bereiten einen viel Freude bei der Arbeit.“ und nette, kompetente Ausbilder: „Immer erreichbar, immer auf dem Laufenden über die Entwicklungen der Azubis und sehr hilfsbereit!“.
Weitere sehr wichtige Kriterien sind für 41 Prozent der Befragten die Übernahmequote des Unternehmens und 39 Prozent wünschen sich zusätzliche Weiterbildungsangebote. Ob ein Jobticket für Bus und Bahn angeboten wird oder nicht, ist für ein Drittel der Befragten sehr wichtig. Infos dazu finden 42 Prozent der Studienteilnehmer allerdings nur selten oder nie in Stellenangeboten, wie es in der Umfrage heißt. Lust auf eine Bewerbung hatten nach dem Lesen der Stellenanzeige nur insgesamt 28 Prozent der Befragten.
Dass sich die angehenden Azubis ihren Lieblingsarbeitgeber aussuchen können, ist die Kehrseite des Fachkräftemangels. Sagt auch Oettinger zu Deutschlands besten Azubis. Sie könnten wählerisch sein, schließlich gebe es nicht genug Techniker und Fachkräfte in Deutschland. Dafür sollten sie sich schon mal darauf einstellen, bis 70 arbeiten zu müssen. Wenn auch vermutlich nicht mehr in ihrem Ausbildungsbetrieb.
Oettinger rät ihnen zur regelmäßigen Weiterbildung. Daran sollten sich auch die Arbeitgeber halten. "Wenn ihr bis 70 fit bleiben müsst, braucht ihr wie in der Formel 1 Boxenstopps, ihr müsst Reifen wechseln und nachtanken. Und das ist in eurem Fall die berufliche Weiterbildung. Ihr braucht jährliche Weiterbildung", sagt Oettinger. Als Günther sein Abitur gemacht und zur Uni gegangen ist, war das anders. Trotzdem: "Ich beneide euch", sagt der EU-Kommissar. Und wenn es auch nur um die Währungsunion und die Freizügigkeit ist.