In den nächsten 45 Minuten verkabelt sie mich von Kopf bis Fuß – danach hatte ich Elektroden am Schädel, hinter dem Ohr, auf der Stirn und am Kinn. In meiner Nase steckt ein dünner Schlauch, auf meiner Brust ein tragbares EKG, eine Elektrode am Zeigefinger misst Druck und Sauerstoffgehalt meines Bluts im Schlaf. Sensoren an der Hüfte und Elektroden an beiden Schienbeinen sollen meine Bewegungen nachvollziehen. Und nicht zu vergessen die Infrarotkamera an der Zimmerdecke, die meinen Schlaf aufzeichnen wird. Als die Helferin fertig ist, hinterlässt sie mir eine letzte Anweisung: Ich solle Bescheid sagen, wenn ich das Licht ausmache, dann würde die Aufzeichnung beginnen.
Ob ich wohl gut einschlafen kann, mit Elektroden auf und einer Kamera über mir? Zumindest besser als gedacht. Es muss wohl so gegen halb eins gewesen sein, kurz nachdem die Nachtschwester die Aufzeichnungen gestartet hatte.
Geweckt werde ich um 6.30 Uhr, ein Klopfen an der Tür beendet die Nacht – und meine sogenannte REM-Phase. In dieser Schlafperiode sind die Muskeln sehr entspannt, bewegen sich die Augen rasch, und man atmet im Wechsel mal schnell, mal langsam.
Das jedenfalls erklärt mir Lennart Knaack, als er mir die Daten zeigt. Ich sehe Kurven, Linien, Graphen, die an einen Seismografen erinnern: Herzschlag und Blutdruck, Atmung und Bewegungen. Das Abspulen meines Schlafvideos im Schnelldurchlauf macht mich kurzzeitig nervös: War da eine unnatürliche Bewegung zu erkennen, dort ein ungewöhnlicher Laut zu vernehmen?
„Ihre Schlafstruktur ist völlig normal“, sagt Somnologe Knaack. „Sie schnarchen nicht, bewegen die Beine kaum und atmen ruhig.“ Also keine Schlafapnoe? „Nur eine kurze, gegen 4.41 Uhr.“ Grund zur Beunruhigung? Nein. Erstens sei eine solche Apnoe typisch für die REM-Phase. Zweitens müsste der Atem selbst für ein leichtes Schlafapnoe-Symptom zwischen 5 und 15 Mal pro Stunde aussetzen – erst darüber hinaus müsse es behandelt werden. Also Entwarnung? Ja, sagte Knaack: „Ihre Freundin kann wieder ruhig schlafen.“ Und ich sowieso.